Wenn in Teams das Vertrauen fehlt
In vielen Teams mangelt es an Vertrauen. Das liegt an den Erfahrungen aus der Vergangenheit und zeigt sich insbesondere in extremen Situationen, in den Ausnahmezuständen. Während im gewohnten Alltag die meisten Beteiligten einen Weg finden, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zeigt sich das nicht vorhandene Vertrauen, sobald das Team durch besondere Umstände gezwungen ist, von den alltäglichen Aufgaben abzuweichen, sich neu zu organisieren und auch die anfallenden Aufgaben neu zu verteilen.
So geschehen im Lockdown, aber auch, wenn Teammitglieder schwer erkranken und von heute auf morgen ausfallen, ist das Führungsteam gezwungen, neue Wege zu gehen.
Teams, die sich vertrauen sind dann klar im Vorteil: Sie halten zusammen, um die Herausforderung zu meistern. Einzelne Teammitglieder übernehmen Aufgaben, die unter Umständen nicht so reizvoll für sie sind. Im Vordergrund steht, dass das gesamte Team diese Herausforderung meistert, dass das Unternehmen auch nach der Krise noch Bestand hat.
Wer in diesen extremen Situationen nach wie vor sein Ego pflegt, Schuldige innerhalb des Teams sucht oder sich auch nur der Situation entzieht, erschwert das Gelingen der Mission und gefährdet so unter Umständen, das gesamte Unternehmen. Die restlichen Teammitglieder speichern diese Erfahrung und vertrauen diesem Kollegen / dieser Kollegin auch in Zukunft nicht, was das Unternehmen erneut für zukünftige Herausforderungen schwächt. Die Abwärtsspirale ist in Gang gesetzt.
Was kann jedes Teammitglied tun, damit dies nicht geschieht?
1. Mut zur Offenheit: Jeder, der unter Spannung steht, fällt in gelernte Muster. Diese zu kennen und zu erkennen, ist der erste Schritt. Wem es dann noch gelingt, die damit verbundene Emotion offenzulegen und auszusprechen, wie er oder sie selbst die Situation oder ein bestimmtes Verhalten eines Kollegen oder einer Kollegin empfindet, macht den ersten Schritt Richtung Vertrauen.
2. Die Kollegen sehen: Es ist unangenehm, wenn ein Kollege / eine Kollegin mitteilt, dass man selbst mit dem eigenen Verhalten Ärger, Wut oder Enttäuschung ausgelöst hat. Doch es gilt, dieses Unbehagen auszuhalten, und den Blick auf den Kollegen / die Kollegin zu richten. Die Offenheit gibt Gelegenheit das eigene Verhalten zu reflektieren und zukünftig zu ändern. Die meisten Menschen möchten ihre Teamkollegen nicht verärgern, wütend machen oder enttäuschen. Ein aufrichtiges „Es tut mir leid!“ wirkt hier schon Wunder.
3. In den Dialog gehen: Vertrauen im Team kann nur entstehen, wenn es in den Austausch geht und reflektiert.
4. Die Rolle des Vorgesetzten nicht missbrauchen: Bei Teamkonflikten wird nicht selten der Vorgesetzte als Schlichter angerufen. Das ist naheliegend. Besser ist es jedoch, wenn Kritik an denjenigen geht, der sie betrifft.
Sollte doch der Weg über den Vorgesetzten laufen, dann ist es an ihm, das Team wieder in konstruktive Bahnen zu führen. Das kann zunächst die Frage sein, ob der Kollege / die Kollegin bereits um den Ärger weiß, den er oder sie erzeugt hat. Hier ist schon offensichtlich, wie wichtig der 1. Schritt (Mut zur Offenheit) ist.
Wenn mir gegenüber jemand Kollegen als „zu emotional“ beschreibt, dann sitzt mir mein erster Arbeitsauftrag direkt gegenüber. Ja, es braucht Überwindung und Mut zu seinen eigenen Emotionen zu stehen. Doch dieser erste Schritt ins Vertrauen lohnt sich.