«Wir wollen, dass auch ein mittelständischer Maschinenbauer wertsteigernde KI-Fähigkeiten in einer Qualität in seine Produkte integrieren kann.»
Heute im Interview: Christoph Netsch, Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups Alpamayo Intelligent Quality Solution GmbH

«Wir wollen, dass auch ein mittelständischer Maschinenbauer wertsteigernde KI-Fähigkeiten in einer Qualität in seine Produkte integrieren kann.»

Wir stellen zehn Fragen an eine Persönlichkeit der Schweizer Industrie, fünf davon sollen beantwortet werden. Heute: Christoph Netsch, Mitgründer und Geschäftsführer des kürzlich gegründeten Start-ups Alpamayo Intelligent Quality Solution GmbH. Die Firma arbeitet unter anderem gerade daran, mit einem nachrüstbaren Vibrationssensor kontinuierlich den Zustand von Maschinenkomponenten anhand von «Fingerabdrücken» zu überwachen.


Welches berufliche Ereignis war in den letzten Wochen wichtig für Sie oder ist Ihnen in guter Erinnerung geblieben?

Die Gründung von Alpamayo IQS zusammen mit Till Schöpe. Wir haben am CSEM, einem Innovationstreiber der Schweizer Wirtschaft, tiefe Einblicke in Predictive Maintenance, Condition Monitoring und Predictive Quality erhalten. Leider beobachten wir trotz erfolgreicher KI-Lösungen, wie Unternehmen vielfach daran scheitern, den Weg bis zur Produktion und zur skalierten Wertschöpfung zu verfolgen. Wir wollen, dass auch ein mittelständischer Maschinenbauer wertsteigernde KI-Fähigkeiten in einer Qualität in seine Produkte integrieren kann, wie es sonst nur den Branchengrössen gelingt.


Wenn Sie jetzt einen Vortrag halten müssten: Wie würde das Thema lauten?

Das Thema wäre rund um die Erfolgsgeschichten in der KI-Entwicklung – natürlich bezogen auf Fertigungsprozesse. Wenn ich auf einer Messe einen Maschinenbauer treffe, der einen neuen «Condition Monitoring»- oder «Predictive Maintenance»-Service vorstellt, interessiert mich am meisten, wo die Erfolgsfaktoren und grössten Hürden in dem Unterfangen lagen. Ich will diese Erfahrungen weitergeben, damit ein*e Unternehmenslenker*in seine Organisation mit höchstmöglicher Erfolgsaussicht in ein solches Unterfangen führen kann. Vorweg: der «KI-Algorithmus» allein entscheidet nicht über Erfolg und Misserfolg.


Welche technologische Entwicklung verfolgen Sie mit Spannung?

Ich bin sehr beeindruckt von den jüngsten KI-Entwicklungen, insbesondere in der Sprachverarbeitung und Computer Vision. Wo ich noch enorme Möglichkeiten sehe, ist bei der Nutzung von KI mit industriellen Zeitreihendaten. Es gibt so viele potenzielle Anwendungsfälle, und dennoch hinken KI-Anwendungen mit Zeitreihendaten hinterher. Dies zu ändern ist ein zentraler Innovationsschwerpunkt bei Alpamayo, und wir haben bereits gesehen, dass die Technologie für Anwendungen in der Fertigung beeindruckend sein kann.


Wie würden Sie die momentane Stimmung in Ihrer Branche beschreiben?

Hier in der Schweiz spürt die MEM-Branche den Kostendruck besonders stark. Wir sprechen mit Maschinenbauern, deren direkte Konkurrenten im EU-Ausland ihre Produkte aufgrund niedrigerer Lohnkosten und der Frankenstärke bis zu 30 % günstiger offerieren können. Die «Flucht nach vorn» liegt im Fokus auf die eigene Innovationsfähigkeit – seit jeher eine Stärke des Standorts Schweiz. Gerade in der KI erscheint mir die Technologieführerschaft der grösseren Spieler jedoch besonders stark zu sein.


Auf welches Ereignis warten Sie gespannt?

Wir arbeiten gerade daran, mit einem nachrüstbaren Vibrationssensor kontinuierlich den Zustand von Maschinenkomponenten anhand von «Fingerabdrücken» zu überwachen. Das sind Referenzzyklen, die trotz hoher Prozessvarianz einer KI erlauben, Muster in den Daten zuverlässig zu erlernen. Wir verbinden das Ganze mit einer Plattform, die unser Know-how in der Entwicklung von Lösungen zur Zustands- und Prozessüberwachung enthält und einem Unternehmen viel aufwendiges Data Engineering abnimmt. Als junges Start-up sind wir natürlich sehr gespannt, auf welche Resonanz wir stossen werden.

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