Bewegung in der Medienlandschaft: Neue Gattung „High-end“-Newsletter
Das hat nicht mehr viel zu tun mit klassischem Tageszeitungsjournalismus: Die Schwemme der High-end-Newsletter Foto von Nijwam Swargiary auf Unsplash

Bewegung in der Medienlandschaft: Neue Gattung „High-end“-Newsletter

Am 19. Februar startet das Politico Berlin Playbook in Deutschland, ein High-end-Politik-Newsletter aus dem Hause Axel Springer nach dem Vorbild aus den USA.

SZ, Tagespiegel, FAZ, Springer sowie die Publishing-Promis Gabor Steingart und Sebastian Turner sind dabei, eine neue Mediengatttung zu etablieren: Die von mir sogenannten High-end-Newsletter. Sie sollen exklusive Informationen aus den Vor- und Hinterzimmern der Macht und der Mächtigen bieten, für eine Zielgruppe, die bereit ist, dafür viel zu bezahlen. Wenn man als PR-Verantwortliche/r davon ausgeht, dass es sich dabei um wichtige Entscheider in Wirtschaft und Politik handelt, sind das neue Zielmedien, die erreicht werden müssen. Deshalb ist Beitrag im Blog auch etwas länger geworden. Wer es detaillierter mag, kann dort nachlesen, hier gibt es nur eine Kurzfassung.

Wer soll das alles lesen, das wird die entscheidende Frage bei den High-end-Newslettern sein. Mail-Collage am Bildschirm von mir.

Mit den High-end-Zielgruppen wollen sich Verlagsunternehmen und Verlegerpersönlichkeiten neue Einnahmequellen in der Zielgruppe der Top-Entscheider erschließen, die sich teure Firmen- oder Behördenabos leisten können. Für die Presse- und Medienarbeit bedeutet der Journalismus, der abseits des Zeitschriftenkiosk und von öffentlich zugänglichen Online-Plattformen stattfindet, neue Herausforderungen.

Fazit meines langen Ausritts in die neue Medienwelt der High-end-Newsletter: Eine neue Mediengattung wird mit hohem Einsatz von Verlagen (Süddeutsche Zeitung „Dossier“, Frankfurter Allgemeine Zeitung „D:Economy“, Tagesspiegel „Backgrounder“, Springer Verlag „Politico“) und persönlichem Engagement von Verlegern (Gabor Steingart „The Pioneer“, Sebastian Turner „Table Media“) ausprobiert.

Die Konkurrenz ist groß, die Zielgruppen sind klein, aber anspruchsvoll und zahlungskräftig. Nach ein paar kostenlosen Testabos kann ich jetzt schon feststellen, dass eine der Hauptfragen sein wird: Wer soll das alles lesen? Mit zwei High-end-Newslettern und einem Politik-Monitoring kann ich mich locker drei Stunden beschäftigen. Wenn ich die aufgenommenen Informationen dann alle noch in mein Tagesgeschäft einbringen soll, werde ich, zumindest für meinen Tagesablauf, von Newslettern dominiert.

Folglich wird die Frage sein, wer sich am Markt behaupten kann. Große Chancen räume ich Steingart ein, der frühzeitig mit unkonventionellem Journalismus, Multimedialität und seinem guten Namen etwas Neues gewagt hat – allerdings würde ich ihn nur mit einem kleineren Teil seines Angebots zu der Gattung „High-end-Newsletter“ zählen. Politico dürfte auch ziemlich gesetzt sein, da Springer einen langen finanziellen Atem hat, Vorstandschef Döpfner den Wert seiner Investition beweisen muss und durch die Politico-Historie in den USA und in Brüssel bereits eine Vielzahl von national relevanten Informationsquellen angezapft sein dürfte. Da stellt sich schon die Frage, ob die altehrwürdige Süddeutsche Zeitung mit ihren Dossiers nachziehen kann, auch wenn sie möglicherweise von der guten Vernetzung der Hauptredaktion profitiert. Noch tief in den Startlöchern scheint die FAZ zu sein, hier lässt sich außer der prominenten Besetzung des ersten Newsletters noch nicht viel sagen. Auch ist wenig darüber zu lesen, wie es Sebastian Turner und seinem Table Media geht. Es bleibt also abzuwarten, wer den längsten Atem hat und am meisten bei der Zielgruppe punktet. Ich kann mir kaum vorstellen, dass alle Angebote überleben.

Wie gesagt, mehr zu Historie und Hintergründen der High-end-Newsletter im Blog.

Titelfoto: Foto von Nijwam Swargiary auf Unsplash

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