Für den Frieden aktiv werden
Wie kann ich mich trotz eines drohenden Krieges aktiv für den Frieden engagieren?

Für den Frieden aktiv werden

Im Jahr 2010 schloss ich das Kapitel Bundeswehr und begann ein neues Leben mit meiner Freundin Susann, die als überzeugte Pazifistin den Krieg ablehnte. Ein Jahr später heirateten wir in den USA, zogen nach Berlin, und meine Distanz zur Bundeswehr wuchs. Die Bedeutung der Bundeswehr sank, viele Kasernen, in denen ich diente, wurden geschlossen oder umfunktioniert. Reservist zu sein, war für mich keine Option. Denn diese Bundeswehr brauchte auf dieser Welt niemand mehr. Das dachte ich, wirklich.

Doch das Rad der Zeit dreht sich oft unerwartet. Russlands Angriff auf die Ukraine und Bundeskanzler Scholz’ Verkündung einer Zeitenwende im Februar 2022 rissen mich aus dem Glauben an eine Welt, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hatte. Geschockt vom Krieg gingen wir am 27. Februar (unmittelbar nach der im Fernsehen übertragenen Rede des Kanzlers) mit unserem damals achtjährigen Sohn zu der großen Demonstration auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Für den Frieden. Ein erster Impuls, etwas tun zu wollen. Aber dennoch Ohnmacht. Eine Unsicherheit, die Erinnerungen an militärische Operationen und die Zeit bei der Bundeswehr in mir wachrief, doch noch war ich in der Lage, es wegzuschieben.

In meinem heutigen Blogbeitrag möchte ich eine der vier großen Handlungsoptionen vorstellen. Denn ein Kriegsbewusstsein sollte als aller erstes dazu führen, darüber nachzudenken: "Wie kann ich mich für den Frieden einsetzen?" Diese Frage beschäftigt uns heute mehr denn je. Frieden ist nicht nur das Fehlen von Krieg – es ist ein Zustand, den wir aktiv fördern und bewahren müssen. Deshalb möchte ich beleuchten, wie jeder Einzelne aktiv zum Frieden beitragen kann und welche kraftvollen Optionen uns zur Verfügung stehen, um eine friedlichere Zukunft zu gestalten.

Die Macht des Friedens – Lektionen aus der Geschichte

Frieden ist keine passive Angelegenheit. Wenn wir in die Geschichte zurückblicken, sehen wir zahllose Beispiele, wie Menschen durch aktive Friedensmaßnahmen Veränderungen herbeigeführt haben. Bewegungen wie Gandhis gewaltfreier Widerstand oder die Demonstrationen gegen das Apartheidsregime in Südafrika zeigen, dass friedliche Aktionen eine immense Kraft haben. Massenproteste, Friedensmärsche und politische Beteiligung sind nur einige der Mittel, mit denen gesellschaftliche Veränderungen erreicht wurden.

Doch Frieden beginnt auch auf individueller Ebene. Die Teilnahme an Friedensdemonstrationen, politische Initiativen oder die Friedensbildung in der eigenen Gemeinschaft sind heute genauso wirkungsvoll wie damals. Jeder Einzelne kann einen Unterschied machen, indem er sein Umfeld sensibilisiert und sich für den Erhalt des Friedens einsetzt.


„Es reicht nicht aus, über Frieden zu reden. Man muss daran glauben. Und es reicht nicht aus, daran zu glauben. Man muss daran arbeiten.“ Eleanor Roosevelt


So kannst du dich für den Frieden einsetzen:

  1. Bildung und Aufklärung: Verbreite Wissen über Friedensarbeit, Konfliktprävention und die Auswirkungen von Kriegen. Bildungsveranstaltungen und Workshops in deiner Gemeinde können helfen, ein Bewusstsein für friedensfördernde Maßnahmen zu schaffen. Schau' dir mal den Link vom Zivilen Friedensdienst an. Eine weitere spannende Initiative, die dir helfen kann, ist Frieden geht.
  2. Öffentliche Demonstrationen und Friedensmärsche: Schließe dich Bewegungen an, die für Frieden demonstrieren. Diese kollektiven Aktionen senden ein starkes Signal an politische Entscheidungsträger.
  3. Politische Beteiligung: Nutze deine Stimme! Nimm an Wahlen teil, unterzeichne Petitionen oder engagiere dich in einer politischen Gruppe, die sich für Frieden einsetzt. Die Plattform für zivile Konfliktbearbeitung ist hier eine spannende Institution. Hier mehr Infos.
  4. Gemeindebasierte Friedensarbeit: Initiativen, die lokale Gemeinschaften stärken, können eine enorme Wirkung entfalten. Organisiere Treffen und Diskussionen, um gemeinsam nach friedlichen Lösungen für Konflikte zu suchen. Auch hier ein
  5. Kulturelle Initiativen: Kunst und Kultur sind mächtige Mittel zur Förderung des Friedens. Organisiere oder unterstütze kulturelle Veranstaltungen, die den Dialog und die Zusammenarbeit fördern.

Frieden ist eine Aufgabe für uns alle

Aktives Engagement für den Frieden ist nicht auf einige Wenige beschränkt – es liegt in den Händen von uns allen. Frieden ist mehr als ein politisches Ziel – es ist ein moralisches und menschliches Gebot. Gemeinsam können wir eine friedlichere Welt schaffen, indem wir uns aktiv für den Frieden einsetzen, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Persönlich glaube ich, dass das nur durch ein Bewusstsein für eine höhere Bedrohungslage und ein Gemeinsames Handeln in Deutschland, egal mit welcher Handlungsoption (siehe meinen Blog 2 - Handlungsoptionen), Frieden bewahrt werden kann.

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, selbst Teil solcher Initiativen zu werden. Was tust du, um Frieden zu bewahren? Wie kannst du dich in deiner Gemeinschaft aktiv für den Frieden einsetzen? Vielleicht durch die Teilnahme an einem Friedensmarsch, durch Bildungsarbeit oder durch den Dialog mit deinen Mitmenschen? Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber jede Aktion zählt.

Freue mich auf Euer Feedback. Diese Woche sind auch zwei spannende Podcasts mit Martin Eyerer und Hans Joachim Popp dazu gekommen. Dort habe ich mit Martin gesprochen, um das Narrativ für mehr Bewusstsein abzuleiten (Jede/r hat Angst vor einem Krieg, du auch. Und Europa ist die Lösung. Ja, das komplizierte Europa, das ist unsere Chance. Nationale Lösungen sind keine Option.) und mit Dr. Popp über den Zustand der IT-Infrastruktur auch hinsichtlich unserer Verteidigungsfähigkeit. Hört gerne rein.

Einen schönen Sonntag und vielen Dank, dass ihr den Newsletter abonniert habt.

Nico Gramenz



Jan Gaebel

Senior Manager with more than 20 Years Leadership Experience in Automotive and Automation Industry and Technical Military Environment. I love to work with People to help them to do their best.

2 Monate

Komplexes Thema, und aktuell stark im Fokus. Als langjährige Offizierskameraden und Weggefährten mit sehr ähnlicher Laufbahn haben wir, mein lieber Nico, im Kern dieselbe Meinung zur globalen Bedeutung von Frieden und dieselbe Ansicht zu den Folgen von "Nichtfrieden". Als wir 2010 die Bundeswehr verließen, hatte ich dieselbe Ansicht zu deren Bedeutung und Notwendigkeit für den Frieden. Heute sehe ich es differenzierter und nicht so pazifistisch wie Du es beschreibst. Zwar bin ich ebenso wie wie Du kein Reservist, habe aber angesichts der aktuellen Ereignisse schon darüber nachgedacht. Die Bundeswehr muss sich mit Ihrer neuen (alten) Rolle identifizieren und darauf ausgerichtet werden. Dann hat sie aus meiner Sicht eine immense Bedeutung für den Frieden. Hoffentlich nicht, weil sie aktiv zu dessen Wiederherstellung beitragen muss, sondern weil sie ihn im Verbund mit allen, und ich meine allen anderen Streitkräften wahrt. Es ist sicher etwas illusorisch, gar naiv zu glauben, dass alle Staaten dieser Erde jedweden Konflikt diplomatisch lösen; auch wenn das wünschenswert wäre. Insofern braucht es eben leider Streitkräfte, um durch wirksame Abschreckung zumindest dafür zu sorgen, dass Niemand Konflikte militärisch lösen möchte.

Michael Mittelstädt

Private Account: Logistics, Mobility, Resilience, Comprehensive Defence, Oberst a.D. (Colonel (OF-5) retired)

2 Monate

Als Ingenieur habe ich gern präszise Begriffe. Was verstehen Sie unter "Frieden"? Nur die Abwesenheit von Krieg? Da gibt es eine Menge denkbare Lebensituationen, die ich ebenso schlecht finde wie Krieg. Und da Sie in die Vergangeneheit geblickt haben: Ich war in jungen Jahren Teil einer Bundeswehr, in der einige etwas provokativ die Bundeswehr als die größte Friedensinitiative der Bundesrepublik bezeichnet haben. Ist so absolut nicht meine Meinung, aber hat einen wahren Kern. Zumindest meiner Meinung nach.

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