Schulpflicht, Beruf und Reiselust - Wir haben ausprobiert, ob alles gleichzeitig geht.
Elephant Sanctuary Tamm River (Foto 2PAARSchultern GbR)

Schulpflicht, Beruf und Reiselust - Wir haben ausprobiert, ob alles gleichzeitig geht.

Man hört oft, dass längere Reisen außerhalb der Schulzeit mit einem schulpflichtigen Kind und der beruflichen Selbstständigkeit unmöglich sind. Doch wir haben es trotzdem gewagt! Unsere "Workation" in Thailand war eine Reise voller Erlebnisse, Entdeckungen und einzigartiger Erfahrungen. Mit Höhen und Herausforderungen, aber auch wertvoller Lektionen. In den kommenden Wochen teilen wir unseren Familienreisebericht über unseren Blog und auf unserem 2PAARSchultern LinkedIn Profil mit Euch und zeigen, wie wir es möglich gemacht haben, Arbeit und Urlaub miteinander zu verbinden und wie ihr dieses Abenteuer vielleicht auch für euch realisieren könnt! Hier schon mal eine kleine Zusammenfassung vorab.

Los geht´s.

Unsere Reise beginnt eigentlich schon ein halbes Jahr vor dem Abflug. Es ist ein kühler Frühlingstag in Berlin und wir füllen den Antrag für die Schule aus, um unseren Sohn außerhalb der Ferien aus dem Unterricht zu nehmen und mit ihm ins Ferne Thailand auf einen Mix aus Arbeit und Urlaub zu reisen. Oft hört man, dass es mit den großen Reiseträumen vorbei ist, wenn man ein schulpflichtiges Kind hat und sowieso, wenn man selbstständig ist und ein Unternehmen hat. Wir wollen das Gegenteil beweisen. Und dass es ein Antragsformular für die Schulfreistellung gibt, heißt ja irgendwie auch, dass es möglich sein muß. Dem Antrag wird stattgegeben - wir können planen. Jetzt geht es an die Vorbereitungen. Unterkunft - wir haben gute Freunde in Thailand, die in Deutschland unsere Nachbarn sind und gerade für zwei Jahre in Thailand leben. Flüge - es wird nicht billiger je später wir buchen, Impfungen: man braucht einigen Schutz und manche Impfungen müssen über einen längeren Zeitraum verabreicht werden. Die Planungsliste ist lang und wird im Vorfeld der Reise immer länger. Wir arbeiten sie fleißig ab.

Und so sitzen wir Anfang Oktober und außerhalb der Schulferien, als in Berlin gerade der Übergang von Sommer zu Herbst spürbar wird, im Flugzeug in ein Land, in dem es schnell mal 40°C warm werden kann, das 13.000 Kilometer entfernt ist, in dem eine uns unbekannte Sprache und Schrift genutzt werden, in dem es einen König gibt, welches eine Zeitverschiebung von sechs Stunden hat und das wir alle noch nie bereist haben.

Warum machen wir das eigentlich?

Reisen war für uns schon immer wichtig. Dieses über den Tellerrand schaien, ndere Kultur kennenlernen, aus der eigenen Komfortzone treten, sich der eigenen Privilegien bewußt werden, Stereotypen entgegentreten, hat uns schon immer begleitet und war ein wichtiger Teil unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Jetzt auch unseren Sohn dabei zu unterstützen, die Neugiehr auf die Welt zu entwickeln und einen Zugang zu anderen Kulturen und Wertesystem zu ermöglichen und sich selbst ein Bild davon zu machen, ist für uns deshalb selbstverständlich.

Sehen, wo Bananen, Kaffee, Kakao und Pfeffer wirklich herkommen.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das ist genau das Problem!

Eine Herausforderung bei unserer Workation: der innere Schweinehund. Man muss sich schon überwinden zu arbeiten, wenn die Sonne scheint, die Temperaturen an der 40 Gradmarke kratzen und es noch viele Dinge zu erleben und entdecken gibt.

Die Frage war vor allem: Welche Arbeiten kann ich überhaupt machen, wenn die meisten meiner Ansprechpersonen in Deutschland noch schlafen, während ich wegen der Zeitverschiebung schon lange arbeite? Meine und unsere Arbeit besteht ja zum großen Teil aus dem persönlichen Kontakt mit Menschen. Wir müssen also längerfristig planen, welche Aufgaben wir vor Ort erledigen können und welche nicht.

In den Wochen vor unserer großen Reise bin ich deshalb viel in Deutschland unterwegs gewesen. Insbesondere meine Auditorentätigkeit führte mich quer durch Deutschland in viele Unternehmen. So ein Audit besteht immer aus Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Also „spare“ ich mir die Nachbereitungen auf und nehme mir das ganze Berichtswesen für die Zeit in Thailand mit. Dort kann ich jederzeit den Rechner aufklappen und meine Berichte tippen. Desweiteren stehen nach unserem Asientrip einige Vorträge an, die ebenfalls zeitunabhängig vorbereitet werden können. Einer dieser Vorträge ist allerdings direkt für die Woche nach unserer Rückkehr und gemeinsam mit meiner Kollegin Dr. Alena Sander (she/her) geplant. So dass wir für diese Vorbereitung unser bewährtes Ping-Pong-System nutzen, in dem wir einfach immer dann arbeiten, wenn der- oder diejenige gerade kann und wir uns die Zwischenstände dann zusenden. Wir führen in der ganzen Zeit nur ein Videogespräch durch und es klappt ganz gut.

Nadine macht es ganz ähnlich und führt in der Zeit vor der Abreise viele Teamtrainings und Führungskräftecoachings durch, die dann aus der Ferne nachbereitet werden können.

Desweiteren stehen strategische und organisatorische Aufgaben und ein paar Überlegungen zum kommenden Jahr an, was sich aber auch alles ganz gut aus der Distanz erledigen lässt.

Schule - Wenn die Eltern zu Lehrern werden.

Die Klassenlehrerin unseres Sohnes hatte ihm einen tollen Brief mitgegeben, in dem sie ihm Aufgaben genannt hat, die er in der Zeit machen kann. Sie hat bewusst nicht "soll" geschrieben, sondern ihm gesagt, dass es schön wäre, wenn er sie in der Zeit macht, sie ihm aber vor allem wünscht, dass er viele Eindrücke sammelt, Sachen ausprobiert und mal ganz anders lernt. Wir verteilen die mitgenommen Aufgaben über die ganzen Wochen, auch wenn zwischendurch eigentlich Ferien in Deutschland sind und haben so kleine Häppchen, die er bearbeitet. Natürlich auch mit etwas Überwindung, aber er macht es ganz gut. Manchmal sitzen wir auch alle drei zusammen und arbeiten gleichzeitig. Dann fällt es allen sogar am leichtesten.

Unser Büro / Klassenraum. Gemeinsam zur Arbeit bei 40°C überwinden, dann geht´s am besten.

Nicht zu schnell.

Wir haben nach ein paar Tagen gemerkt, dass wir mit der Verarbeitung der vielen Erlebnisse und Eindrücke kaum hinterher kommen. Auch unserem Sohn hat man angemerkt, dass er gerade viel zu verarbeiten hat. Wir haben dann ganz bewusst Tage freigelassen, an denen wir kein Programm gemacht haben und einfach die Seele baumeln gelassen haben.

Urlaub im Urlaub.

Wir wollen ein paar Tage ganz in den Norden Thailands um noch ein paar ganz andere Orte zu sehen. Wir planen diese viertägige Reise als Urlaub im Urlaub und lassen die Laptops bewusst zurück. Es ist schon spürbar, dass man bei so einer Workation auch nicht immer Arbeit und Freizeit so richtig trennen kann und deshalb das eine oder andere Mal nicht voll bei der Arbeit oder dem jeweiligen Ausflugsziel ist.

Was haben wir erlebt?

Elephanten, Essen, Eierkochen in heißen Quellen, Kaffee und Kakaoplantagen, Nachtmärkte, unglaublich freundliche Menschen. Und, und, und. Wir werden in unseren Blogs bei Weihnachten intensiver auf alles eingehen und zeigen, was uns beeindruckt hat, aber auch, was uns nachdenklich gemacht hat.

Ein Wettbewerbsritual der Akha, das gleichzeitig eine kleine Mutprobe ist.

Was haben wir gelernt?

Wir haben alle drei wieder daran gearbeitet, überall mit Menschen ins Gespräch zu kommen, haben unsere Englischkenntnisse verbessert, ein wenig Thai gelernt, viele neue Speisen und Früchte kennengelernt, haben gemerkt, wie schön es sein kann, wenn das Internet nur in der Unterkunft aktiv ist und unterwegs nur das thailändische Notfallhandy Empfang hat.

Was haben wir vermisst?

Den öffentlichen Personennahverkehr, Fußgängerampeln, kühle Nächte, Bewegung und Sport ohne danach völlig erledigt zu sein.


Mangels ÖPNV nutzten wir andere Transportmöglichkeiten.

Diese Tipps können wir Menschen geben, die auch mit Kind reisen und gleichzeitig arbeiten möchten.

  • Überlegt euch gut, welches Reiseziel gut zu euch und den mitreisenden Kindern passt und setzt euch mit den örtlichen Herausforderungen und Möglichkeiten auseinander (z.B. gibt es ein stabiles Internet, wenn ihr dieses für eure Arbeit braucht; gibt es die Medikamente oder die ärztliche Versorgung, die ihr braucht, wenn jemand von euch zum Beispiel regelmäßg darauf angewiesen ist.
  • Gibt es vor Ort Menschen, an die ihr euch im Notfall wenden könnt? Falls ihr niemaden in Eurem Zielland kennt, reis am besten über eine Agentur. Es gibt viele kleinere und größere Agenturen, die sich auf Sprach-, und Bildungsreisen spezialisiert haben. Für Thailand bietet zum Beispiel Edu-Seasons Familiensprachreisen an.
  • Wie wird vor Ort bezahlt und funktionieren zum Beispiel die bei uns gültigen Karten dort?
  • Überlegt euch gut, welche Reisedauer für euch gut zu stemmen ist und was ihr euch leisten könnt. Plant das unbedingt mit Puffer und nicht „spitz auf Knopf“; Versucht etwas eigenes zu machen und nicht zu kopieren, was bei anderen vermeintlich gut funktioniert oder funktioniert hat.
  • Ihr seht insbesondere in den sozialen Medien viele Beispiele, wo angeblich alles glatt geht und es immer schön ist – denkt dran, das ist alles gefiltert und ihr seht dort nur das, was ihr sehen sollt!
  • Was könnt Ihr arbeitstechnisch realistisch machen in der Zeit, was müsst ihr vielleicht sogar machen und was kann definitiv zu Hause bleiben?


Fakt ist, es war für uns als Familie eine unglaublich bereichernde Zeit und wir sind sehr froh, dass wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Es gab Herausforderungen genau wie Überraschungen. Für uns hat letztlich aber alles richtig gut geklappt und wir werden noch sehr lange von den Erlebnisse zehren.

Ich lade Euch nochmal herzlich ein, in der Zeit bis Weihnachten ab und an unseren Blog zu besuchen oder die Artikel hier auf unserem 2PAARSchultern-Profil zu lesen und vielleicht einen eigenen kleinen Gedanken an eine größere Reise zu entwickeln. Der Blick über den Tellerrand tut sicher gut.

Julia Strobel

Vereinbarkeitsberatung für KMU │ mit den richtigen Angeboten, Mitarbeiter∙innen halten und gewinnen; │Väter gezielt ansprechen │ Coach für Väter und Eltern, die Familie und Job gemeinsam meistern wollen

1 Jahr

Es klingt so großartig lieber Robert - wie toll, dass ihr das gemacht habt. Seit dem geistert die Idee auch nochmal mehr durch meinen Kopf. Sollte es aktuell werden, komme ich nochmal auf dich zu 😉

Ina Jahnel-Werner

Werbefachfrau & Beraterin für Ihren Erfolg, Marketingberatung: Authentisch.Anders positioniert am Markt

1 Jahr

Ich finde es für die Kinder und Eltern in Selbstständigkeit sollte es auch seitens des Bildungssystem weniger Hürden für solch eine Workation geben. Bildung heißt auch erfahren und erleben und raus in die Welt zu gehen.

Robert Frischbier

Wegbereiter für Familienfreundlichkeit & Chancengleichheit | LinkedIn Top Voice | Keynote Speaker | Trainer | Auditor | Papa

1 Jahr

Teresa Bücker, wie gesagt, wenn es ein Antragsformular gibt, muss es möglich sein 😉

Eckhardt Hamann

Freiberuflicher Auditor, Berater und Dozent für Qualitätsmanagement

1 Jahr

Mit den Elefanten - einfach ein Traum! Bin neidisch und gönne es Euch

Andreas Seltmann

Keynote Speaker & Experte für Employer Branding

1 Jahr

Schon die Zusammenfassung liest sich suuuuuper spannend. Jede Reise ist auch eine Investition in das Zusammenspiel in der Familie und knüpft das Band zwischen Euch. Von meiner Auszeit mit meinem Sohn in Neuseeland vor 5Jahren erzählen wir beide heute noch - Gemeinsame Erlebnisse sind Qualitytimes - Keep on going … bin auf Eure weiteren Erfahrungen gespannt 🤩 #neusohnland

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