Wandel beginnt im Kopf - führt New Work automatisch zu Chancengleichheit?
Wie können wir #newwork so gestalten, dass Chancengerechtigkeit dadurch gefördert wird?
Diese Frage bestimmte gestern die Jahreskonferenz der Initiative Chefsache. "Wandel beginnt im Kopf" lautet der Claim der Initiative und dieser Wandel war gestern von Anfang an spürbar. Erstmals fand die Konferenz nämlich online statt. Frei nach dem Motto practice what you preach wurden somit viele New-Work-Werkzeuge zum Einsatz gebracht. Die Teilnehmenden und Vortragenden waren in vielen Fällen von zu Hause zugeschaltet, man kommunizierte und diskutierte über verschiedene Videotools, es gab sogar einen kleinen Kaffeetalk in dem jeweils zwei Personen zufällig zusammengeschaltet wurden und reden konnten.
Interessant waren die vielen Einblicke in die Unternehmen und speziell die Entwicklungen in den letzten Monaten dort. Von jetzt auf gleich mußten Instrumente eingeführt werden, für die es sonst Monate oder gar Jahre gebraucht hätte. Und das Fazit klingt recht positiv. Der eingeschlagene Weg in den Unternehmen in Richtung Flexibilisierung der Arbeit wird überwiegend als unumkehrbar betrachtet. Die Präsenzkultur ist in der klassischen Form nicht mehr unantastbar, obgleich niemand persönliche Treffen völlig abschaffen möchte - nur bekommen diese dann eine ganz andere Qualität und Bedeutung. Vieles was im März noch als New Work galt ist heute gelebte Praxis. Es entsteht der Eindruck, die Krise hat hat einen Schalter umgelegt. Im nächsten Moment merkt man aber wieder, dass es so einfach nicht ist. Es genügt nicht die Mitarbeitenden mit Hardware auszustatten und Kommunikationstools einzuführen, wenn diese damit (noch) nicht umgehen können. Gemeint ist nicht die Bedienung der Tools sondern das Erreichen des Gegenübers. Digital Leadership wird wohl einer der Begriffe sein, die die nächsten Monate prägen. Wie baue ich Nähe aus der Distanz auf, wie motiviere ich und wie führe ich auch kritische Gespräche mit Mitarbeitenden, Kollegen oder Vorgesetzten in der "neuen Arbeitswelt"?
Es gab aber auch viele Stimmen, die deutlich machten, dass New Work nicht automatisch zu Chancengleichheit führt. Oft war zu hören, dass Talente sich besonders in Krisen beweisen können. Nur was ist, wenn diese Talente zwischen Homeschooling, Haushalt und Nachtarbeit gar nicht zur Entfaltung kommen können? Arbeiten beide Partner von zu Hause aus und verteilen dort die Rollen trotzdem eher traditionell, gewinnen wir gar nichts. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als Schirmherrin der Initiative brachte es deshalb gleich zu Beginn schon wunderbar auf den Punkt: "Flexible Arbeit schafft nicht automatisch Chancengleichheit, es bedarf eines Kulturwandels."
Die Konferenz hat mir gezeigt, dass der Weg in Richtung, New Work und familienfreundlicher Arbeitswelt von vielen Unternehmen eingeschlagen wurde. Wer künftig den Wettbewerb um Fachkräfte für sich entscheiden möchte, kommt nicht mehr drum herum. Auf beeindruckende Art und Weise war die Konferenz für mich in ihrer diesjährigen Form selbst ein Teil der New-Work-Bewegung denn so war es mir sogar möglich, in der Pause meinen kleinen Sohn abzuholen und die Wäsche ließ sich auch aufhängen, während ich den Fachvorträgen lauschte.
Inhaberin bei produktfarm® - Natürlich wachsen
4 Jahre...und was es auch braucht, sind flächendeckendes und leistungsfähige Internetzugänge - sonst sitzt nämlich in jedem Haushalt immer nur einer, der arbeiten kann.