Das Prinzip Selbstverantwortung
Eines der Bücher, die mich geprägt haben ist „Das Prinzip Selbstverantwortung“ von Reinhard Sprenger. Vor fast 30 Jahren wurde es zuerst veröffentlicht, und wenn ich mir einige aktuelle Diskussionen anschaue, macht es Sinn, dieses Prinzip nochmals zu betonen.
Das Prinzip Selbstverantwortung bedeutet, für sein eigenes Leben, das eigene Wohlbefinden und die aktuellen Lebensumstände die Verantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen eigener Handlungen oder Unterlassungen zu tragen. Natürlich ist es bequemer, andere für die eigene Situation verantwortlich zu machen. Das können der Chef, die Kollegen, die Familie, die Regierung, Bill Gates, Donald Trump, die Umstände, die allgemeine Lage oder was auch immer sein. Fakt ist jedoch, dass man als gesunder Erwachsener grundsätzlich selbst für sich und für seine aktuelle Situation verantwortlich ist. Die Startpositionen sind sehr verschieden, das sehe ich klar. Aber kann ich noch als 50jähriger meiner Schule oder meinem kindlichen Umfeld die Schuld geben, wenn die aktuelle Situation gefühlt schlecht ist? Und wenn ich schon die Vergangenheit nun nicht mehr ändern kann, so macht es doch wohl Sinn zumindest die eigene Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen – und zu handeln statt zu meckern.
In meinen Gesprächen wird oft über die berufliche Situation geklagt. Aber diese Situation ist ja auch nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis von eigenen Entscheidungen oder Unterlassungen. Man hat diese Arbeitsstelle gewählt, man kann sie aber auch wieder abwählen. Jeder ist grundsätzlich frei, sich einen anderen Job zu suchen. Das mag nicht leicht sein, ist aber möglich - man muss halt nur bereit sein, die Konsequenzen zu tragen und den Preis zu zahlen. Natürlich ist dieser Preis manchmal hoch, doch jeder kann selbst entscheiden, ob die eigene Bequemlichkeit und das aktuelle Gehalt wichtiger sind als die Vermeidung des täglichen Stresses z.B. mit dem schwierigen Chef.
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Wenn die berufliche Situation grundsätzlich schlecht ist, kann eine grundlegende Veränderung also Sinn machen. Nach meiner Erfahrung ist aber hilfreich zu akzeptieren, dass es überall auch Aufgaben oder Aspekte gibt, die einem vielleicht nicht gefallen. So lange diese Dinge nebensächlich oder kurzfristig sind, kann man das mit der richtigen Einstellung und dem Blick aufs Ganze auch akzeptieren. Es lohnt meistens nicht, sich über Kleinigkeiten aufzuregen. Denn man kauft immer ein Gesamtpaket. Wer einen Arbeitsplatz wählt, bekommt hoffentlich spannende Aufgaben und nette Kollegen – aber eventuell nervige Budgetarbeiten in unübersichtlichen Excel Dateien. Wer sich ein Auto anschafft, kauft Mobilität – aber ab und zu auch den Stau. Wer ein Bahn- oder Flugticket kauft, kauft unter Umständen auch die Verspätung. Wer Kinder bekommt, erhält viel Liebe und viel Sinn – aber auch schlaflose Nächte. Den Blick aufs Große und Ganze zu lenken, hilft auch kleinere Rückschläge oder Missgeschicke schnell zu überwinden.
Das Motto „Love it, change it or leave it” kann immer noch als Richtlinie gesehen werden. Wenn man aber nun seinen Job nicht wirklich liebt, ihn nicht ändern kann, aber trotzdem bleibt – aus welchen Gründen auch immer- sollte man die Situation neu bewerten und wieder ein deutliches „Ja“ dazu sagen. Das nennt man dann „Commitment“. Die Alternative, nämlich jahrelang unzufrieden zu sein und zu meckern, erscheint mir auch nicht vorteilhaft. „Love it, change it or leave it” – or love it again” wäre dann die abgeänderte Version.
Das Prinzip Selbstverantwortung heißt also, die aktuelle Situation entweder anzunehmen, zu verändern oder komplett zu wechseln und so die eigene Zukunft zu gestalten. Denn wer sich selber nicht führt, wird von anderen geführt. Wer selbst nicht entscheidet, lässt andere entscheiden. Es gilt, sich und die aktuelle Situation zu durchdenken, Ziele zu setzen, bewusste Entscheidung zu treffen und dann loszugehen. „Handeln“ ist also gefragt, nicht meckern, schimpfen und lamentieren. Das gibt Energie und ist letztendlich die Grundlage für ein glückliches und gelungenes Leben.