Motorola Edge 20
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später als leitender Testredakteur fast 15 Jahre bei Areamobile. Für Heise Bestenlisten testete er bis 2025 auch Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge sowie allerhand andere technische Spielereien.
Schlechte Bildqualität wegen Digitalzoom in Smartphones muss nicht sein, dafür gibt es optische Teleobjektive. Die haben aber längst nicht alle Modelle. Wir zeigen die 10 günstigsten Smartphones mit guter Tele- und Ultraweitwinkelkamera.
Seit 2020 gibt es immer mehr Smartphones, die statt eines optischen Teleobjektivs eine Makrokamera aufbieten. Das gilt in erster Linie für günstige Smartphones bis zur Mittelklasse, aber auch Oberklassemodelle wie das Xiaomi 12 (Testbericht) folgten diesem Trend oder etablierten ihn wie seinerzeit das Xiaomi Mi 10 (Testbericht).
Der Nutzer hat damit gleich mehrfach das Nachsehen: Einerseits können Hersteller bei weniger Kosten auf dem Datenblatt zusammen mit einem meist überflüssigen Tiefensensor mit Triple- oder Quad-Cams protzen, ohne echten Mehrwert zu bieten. Zum anderen dürften im Alltag Makroaufnahmen zudem deutlich weniger gefragt als Tele-Fotos sein. Wir klären, warum wir Weitwinkel- und Telekamera so wichtig finden und zeigen die 10 günstigsten Smartphones mit den beiden Objektivarten in einer Top-Liste.
Aber warum setzen die Hersteller überhaupt auf Makrolinsen? Natürlich können auch extreme Nahaufnahmen spannend sein. Sie erlauben grundsätzlich Einblicke in einen Makrokosmos, den wir mit dem menschlichen Auge so kaum zu sehen bekommen. Ein Insekt mit all seinen Facetten, eine Blütendolde zigfach vergrößert – das alles wirkt faszinierend, weil wir diese Motive normalerweise nicht so nah und detailliert sehen.
Allerdings stimmt gerade bei den günstigen Makrokameras in den meisten Smartphones unterhalb der 500-Euro-Klasse die Bildqualität einfach nicht. Denn oftmals handelt es sich dabei um 2-Megapixel-Knipsen, denen es einfach an Auflösung mangelt und selbst bei 5-Megapixel-Makrokameras ist oft das Bildrauschen zu stark ausgeprägt und die Software versucht, die auch bei 5 Millionen Pixel nicht optimale Bildschärfe durch starke Nachbearbeitung auszugleichen. Ergebnis sind überwiegend zu matschige, rauschende Aufnahmen, denen die ganze Faszination des Winzigen abhandengekommen ist.
Makrokameras sind objektiv betrachtet komplett überflüssig. Denn einerseits knipsen gute Smartphone-Kameras hervorragende Makroaufnahmen mit dem Ultraweitwinkel bei leichtem Digitalzoom. Zum anderen werden im Alltag extreme Nahaufnahmen einfach kaum gebraucht, sie sind nicht universell genug einsetzbar.
Die meisten Nutzer werden nach dem ersten Ausprobieren kaum noch zum Makroobjektiv greifen. Das gilt selbst für Ausnahme-Makrokameras wie im Oppo Find X3 Pro (Testbericht). Die Mikroskopkamera vergrößert nach Angaben des Herstellers Motive 50-fach und damit wesentlich stärker als normale Makrokameras. Doch auch hier kamen wir im Test zum Ergebnis, dass das anfänglich faszinierend ist, im Alltag aber keine Rolle mehr spielt – nicht nur mangels besserer Bildqualität.
Stattdessen ist es viel sinnvoller, Motive mittels Telelinse verlustfrei näher heranholen zu können, ohne dabei den Standort näher an das Zielobjekt verlegen zu müssen. Denn in vielen Situationen geht das nicht – entweder, weil dadurch die Sicht verdeckt wäre, man einfach nicht näher herankommt oder schlicht, weil etwa ein Tier bei Annäherung weglaufen oder -fliegen würde. Ähnlich ist es bei großen Objekten und wenig Platz, um nach hinten auszuweichen - hier hilft ein Weitwinkel.
Eine gute Smartphone-Kamera muss daher aus Haupt-, Tele- und Weitwinkelkamera bestehen. Obendrein erachten wir einen optischen Bildstabilisator (OIS) als wichtig für gute Aufnahmen, aber hier gibt es auch Ausnahmen. Wir haben die zehn günstigsten aktuellen Modelle herausgesucht, die die aufgezählten Linsen bieten.
Anmerkung: Bei den im Laufe des Artikels als „optische Teleobjektive“ bezeichneten Kameras handelt es sich nicht um Zoomobjektive wie bei einer Systemkamera, sondern um zusätzliche Festbrennweiten-Objektive. Das Motiv kann also Hardware-seitig nicht stufenlos herangezoomt werden. Damit dem Nutzer bei dieser Art von Teleobjektiv nicht ein Teil der Flexibilität, der durch die Vergrößerungsmöglichkeit hinzukommt, wieder geraubt wird, setzen die meisten Hersteller als Ausgleich auf sogenannten Hybridzoom. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus optischer und digitaler Vergrößerung, mittels derer Zwischen-Zoomstufen ohne sichtbare Qualitätseinbuße ermöglicht werden.
Unser Platz Eins der günstigsten Smartphones mit Tele- sowie Ultraweitwinkelkamera und optischem Bildstabilisator (OIS) liegt bei Texterstellung das Motorola Edge 20 (Testbericht) für nur 261 Euro. So günstig ist kein anderes Modell in dieser Top 10 - mit Abstand!
Das Gerät überzeugt trotz des niedrigen Preises mit einem 6,7 Zoll großen OLED-Display mit satten 144 Hz, einer Hauptkamera mit 108 Megapixel und OIS, Weitwinkel mit 16 Megapixel und einem optischen Teleobjektiv mit 8 Megapixel. Als Antrieb dient ein Snapdragon 778G, der zu diesem Preis von 8/128 GByte Speicher flankiert wird.
Das Samsung Galaxy S20 FE (Testbericht) wurde zwar inzwischen vom Nachfolger Samsung Galaxy S21 FE (Testbericht) abgelöst, ist aber immer noch ein richtig gutes Smartphone für wenig Geld. Das liegt auch an der Kamera. Es verzichtet zwar auf Pixel Binning, knipst aber dennoch Fotos in hervorragender Bildqualität.
Die Fan Edition (FE) des S20 setzt auf je 12 Megapixel für Haupt- und Weitwinkel, die Hauptlinse (f/1.8) hat einen OIS, der Weitwinkel nicht. Die Telekamera wird dann wieder per optischem Stabilisator beruhigt und knipst Aufnahmen mit 8 Megapixel bei dreifacher Vergrößerung. Das S20 FE kostet zum Artikelzeitpunkt rund 399 Euro, war aber auch schon deutlich günstiger zu haben. Der eingebaute Snapdragon 865 ist deutlich stärker als der Chip im erstplatzierten Motorola-Modell. Im S20 FE gibt es 6/128 GByte Speicher zum genannten Preis, 5G fehlt.
Bei der letzten Aktualisierung des Artikels lag noch Vorgänger Xperia 10 III (Testbericht) auf dem dritten Platz der günstigsten Smartphones mit Teleobjektiv, inzwischen ist das neuere Sony Xperia 10 IV (Testbericht) aber an dessen Stelle getreten. Die Hauptkamera hat einen OIS, als Chipsatz kommt beim Xperia 10 IV ein modernerer Snapdragon 695 zum Einsatz und der Akku ist 5000 mAh groß und kann mit 30 Watt geladen werden. Mit 399 Euro ist das Gerät so teuer wie das Modell auf dem zweiten Platz.
Für aktuell rund 50 Euro mehr als das S20 FE auf Platz Zwei gibt es das neuere Samsung Galaxy S21 FE 5G (Testbericht). Es kostet zum Artikelzeitpunkt rund 449 Euro und ist damit im Gegensatz zum älteren Modell nicht teurer, sondern günstiger geworden.
Gerade bei der Kamera hat sich allerdings wenig getan: Erneut gibt es je 12 Megapixel für Haupt- und Weitwinkelkamera, die Telelinse hat wieder 8 Megapixel und ist mit einem OIS ausgestattet. Schneller ist der Chipsatz Snapdragon 888, der zu diesem Preis in Kombination mit 6/128 GByte Speicher daher kommt. Wer ohnehin zu Samsung tendiert, sollte bei dem niedrigen Aufschlag für das neuere Modell lieber zum S21 FE greifen.
Mit 473 Euro noch etwas teurer ist das Oppo Reno 6 Pro 5G. Seine Kamera besteht aus einem Hauptobjektiv mit 50 Megapixel und OIS, einer Weitwinkelkamera mit 16 Megapixel und einem Teleobjektiv mit 13 Megapixel. Die Makrokamera mit 2 Megapixel hätte sich Oppo sparen können. Der Hersteller setzt auf einen Snapdragon 870 und satte 12/256 GByte Speicher. Starke 65 Watt verträgt der Akku mit 4500 mAh beim Laden.
Den Fokus hat der Hersteller beim OnePlus 9 Pro (Testbericht) zwar nicht auf das Teleobjektiv gesetzt, aber das ehemalige Topmodell hat immerhin eine optische Vergrößerungseinheit. Sie knipst Aufnahmen mit 8 Megapixel, vergrößert um den Faktor 3,3 und wird von einem OIS unterstützt.
Beeindruckender sind hingegen Haupt- und Weitwinkelkamera: Sie bannen Aufnahmen mit 48 und sogar 50 Megapixel in den Speicher, die Hauptkamera hat dabei ebenfalls einen optischen Bildberuhiger. Haupt- und Weitwinkelsensor sind nahezu gleich groß. Das OnePlus 9 Pro für derzeit rund 512 Euro zu den wenigen Modellen, bei denen die Bildqualität von Haupt- und Weitwinkelkamera nahezu identisch ist.
Hauptunterschied des Motorola Edge 20 Pro (Testbericht) auf Platz fünf zum erstplatzierten Modell ohne Pro-Namenszusatz ist der Chipsatz: Im Pro steckt ein deutlich schnellerer Snapdragon 870. Außerdem beherrscht das Pro-Modell 5-fache optische Vergrößerung und für 413 Euro bekommen Interessenten satte 12/256 GByte Speicher. Der Akku ist 500 mAh stärker.
Bei rund 550 Euro geht unser Platz 8 los, das Vivo X60 Pro (Testbericht). Das Modell bietet eine besondere Gimbal-Kamera, die Aufnahmen noch ruhiger als mit optischem Bildstabilisator halten soll. Die Hauptkamera hat dabei beruhigte 48 Megapixel, hinzu kommen Weitwinkel- und Telelinse mit je 13 Megapixel. Auch dieses Modell kommt mit satten 12/256 GByte zum Kunden, ein Snapdragon 870 sorgt für ausreichende Power.
Auf Platz 9 kommt das Topgerät Samsung Galaxy S22 (Testbericht). Das kostet inzwischen "nur noch" 619 Euro. Im Test hat es uns mit richtig guter Fotoqualität dank 50-Megapixel-Hauptkamera mit OIS, Weitwinkel mit 12 Megapixel sowie Telekamera mit 10 Megapixel und OIS überzeugt. Außerdem gehört es unter den modernen Smartphones mit seinem "nur" 6,1 Zoll großem OLED-Display zu den kompakten Modellen. Als Antrieb dient ein Exynos 2200, Speicher bekommt man für dieses Geld 8/128 GByte. Technisch gehört das Modell zur Crème de la Crème, nur der Akku ist mit 3700 mAh etwas knapp bemessen.
Bei 649 Euro und dem Oppo Find X3 Pro (Testbericht) ist in unserer Top 10 der günstigsten Smartphones mit Teleobjekt Schluss. Kameratechnisch setzt Oppo auf 50 Megapixel und OIS für die Hauptkamera sowie ebenfalls 50 Megapixel für den Weitwinkel. Hinzu kommt die Telekamera mit 13 Megapixel und eine vernachlässigbare Makrokamera. Beim Speicher klotzt Oppo mal wieder statt zu kleckern, hier kommen erneut 12/256 GByte zum Einsatz. Der eingebaute Snapdragon 888 sorgt darüber hinaus auch heute noch für ordentlich Power.
Ein vollwertiges Kamera-Smartphone besteht für uns aus Haupt-, Weitwinkel- und Teleobjektiv – Punkt. Eine Makrokamera braucht es nicht, diese Funktion wird problemlos von einem Weitwinkel mit entsprechender Vergrößerung abgefangen. Die meisten Hersteller behandeln Zoom aber eher stiefmütterlich, Ausnahmen wie das Samsung Galaxy S22 Ultra (Testbericht) kosten dann leider schnell 1200 Euro und mehr.
Letztendlich muss jeder Nutzer selbst wissen, was er bei einer Kamera abgesehen von guter Bildqualität braucht oder ob dieser Hardware-Bereich vielleicht sogar ganz unwichtig ist. In jedem Fall gilt: Modelle wie das Motorola Edge 20 (Testbericht) oder Samsung Galaxy A72 (Testbericht) zeigen, dass auch eine ordentliche Triple-Cam (also ohne Makro- und Tiefensensor) schon in vergleichsweise günstigen Modellen vorhanden ist. Generell ist der Preispunkt für Modelle mit Teleobjektiv in den letzten Monaten und Jahren deutlich gesunken – keines unserer zehn Modelle kostet auch nur noch annähernd 1000 Euro. Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht!
Wer weniger Geld ausgeben will und den Schwerpunkt nicht unbedingt auf Kameraqualität, sondern generell auf Preis-Leistung legt, sollte unsere Top 10 der besten Smartphones bis 200, bis 300 und bis 400 Euro durchstöbern.
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