iRobot Roomba S9+ Test: Sauteures Luxusmodell für Faule
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später als leitender Testredakteur fast 15 Jahre bei Areamobile. Für Heise Bestenlisten testete er bis 2025 auch Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge sowie allerhand andere technische Spielereien.
Ordentlich saugen können inzwischen viele Roboter, aber den Schmutzbehälter leeren müssen Nutzer immer noch selbst. Beim iRobot S9+ ist das anders.
Hinweis: Der Artikel wurde im Bereich "Reinigung" aktualisiert und die Wertung angepasst.
Inzwischen gibt es sehr gute Staubsaugerroboter wie den Eufy L70 Hybrid (Testbericht) oder den Xiaomi Roborock S5 Max (Testbericht) , die insgesamt auch immer günstiger in der Anschaffung werden. Selbst Topmodelle kosten inzwischen nur noch um die 500 Euro. Marktführer iRobot geht hingegen den genau entgegengesetzten Weg. So verlangt der Hersteller für den Roomba S9+ mit automatischer Absaugstation satte 1500 Euro in der UVP. Das ist enorm viel Geld für einen Saugroboter, der nicht einmal zusätzlich wischen kann. Andererseits gibt es auch kaum Roboter mit so einer praktischen Zusatzausstattung, die das händische Entleeren des Staubbehälters nahezu obsolet machen soll. Aber wiegt diese Funktion tatsächlich den hohen Preis auf?
Beim Roomba S9+ hat iRobot die sonst runde Form seiner Bots aufgegeben und wendet sich der ergonomischeren D-Form zu, die unter anderem auch Hersteller wie Neato mit Modellen wie dem Botvac D4 Connected (Testbericht) oder Botvac D6 Connected (Testbericht) verwenden. iRobot nennt die Form Perfect-Edge und will damit eine bessere Reinigung in Ecken erreichen. Soviel schon vorab: In typischen 90-Grad-Ecken klappt das tatsächlich auch sehr gut. Beim Design setzt der S9+ auf die gleichen Elemente wie der Premium-Wischroboter iRobot Braava Jet M6 (Testbericht) , allerdings ist der Sauger schwarz statt Weiß. Auch er hat eine runde Platte in Metalloptik auf der Oberseite, unter der sich der Schmutzbehälter befindet. Bei früheren Modellen befand der sich meist an der Rückseite.
Ansonsten setzt der Hersteller auf elegantes Äußeres mit einer Mischung aus glänzenden und matten Oberflächen, zudem auf hervorragende Verarbeitung. Beides gehört zum Besten was man derzeit bei Saugrobotern finden kann – für 1500 Euro darf man das aber auch erwarten. Insgesamt gibt es an dem 31,6 × 31,2 × 8,7cm großen Gerät nichts zu meckern. Bemerkenswert ist die niedrige Bauhöhe des 4,2 Kilo schweren Modells. iRobot erreicht die durch einen Verzicht auf Laser-Navigation, ein entsprechendes Türmchen oben auf dem Roboter entfällt somit. Stattdessen tastet eine nach schräg vorn oben gerichteter Kamera die Übergänge von Wänden zu Decken ab, um sich ein Bild von seiner Umgebung zu machen. Dazu setzt der Hersteller auf seine Cslam genannte Kameratechnik, der Roboter tastet nach Angaben des Herstellers sein Umfeld ständig mit 230.400 Datenpunkten ab. Auf der Oberseite des Gerätes befinden sich ansonsten vorn noch drei Knöpfe für Starten, Beenden und Spot-Reinigung, der vordere Bereich ist wie bei jedem Sauger als Bumper ausgelegt, der als letzte Absicherung beim Auffahren auf Hindernisse den Vorwärtsdrang des Bots stoppt.
Die Besonderheit und zumindest zum Teil für den hohen Preis des Roomba S9+ verantwortlich ist die externe Absaugvorrichtung, die im gleichen eleganten schwarzen Kunststoff wie der Roboter daherkommt. Mit Maßen von 48,5 × 29,2 × 38,3cm und 4kg Gewicht ist Verstecken recht schwierig, die Station zieht immer Blicke auf sich. Sie dient gleichzeitig als Ladestation und entleert automatisch oder auf Kommando den Staubbehälter des Roboters. An den Strom wird die Station mittels fest integriertem Kabel angeschlossen, dessen Länge von etwas mehr als einen Meter bei Bedarf dank Kabelmanagement bequem in der Station verschwindet.
Günstige Saugroboter kommen teilweise fast ohne Ersatzmaterialien zum Kunden. iRobot versorgt den Käufer des Roomba S9+ neben etwas Papierkram wie Garantiebedingungen, Anleitung und einem hochwertig gestalteten Quickstart-Guide aus Pappe hingegen immerhin für die erste Zeit recht umfassend. Im Lieferkarton befinden sich daher eine Ersatzbürste für die Front, ein zusätzlicher Beutel für die Absaugstation und ein Ersatzfilter für den Bot. Der Beutel für die Absaugstation soll übrigens für circa 30 volle Staubfüllungen aus dem Roboter gut sein, erst danach muss ein neuer Papiersack her.
Im Testzeitraum von mehreren Wochen kam es dazu aber nicht, schließlich ist die Rede von 30 vollen Staubbehältern. Da geht eine ganze Menge rein, sodass es im Alltag bei regelmäßigen Fahrten etliche Durchläufe braucht, bis der Behälter des Roboters voll ist. Das relativiert dann auch den recht hohen Preis von drei Stück für etwa 20 Euro. Inzwischen gibt es aber günstige Angebote von Drittanbietern. Leider sind auch die Filter nicht auswaschbar und somit Verbrauchsmaterial, entsprechend müssen Nutzer des S9+ auf Dauer mit kontinuierlichen Unterhaltskosten rechnen.
Hersteller iRobot verspricht eine rund 40-fach höhere Saugleitung als bei den Vorgängern der 600er-Serie, genaue Zahlen nennt er nicht. Diese maximale Saugkraft entwickelt der S9+ entweder automatisch auf Teppich oder per manueller Einstellung über die App. Zwar reinigt der Roomba auch schon direkt nach dem einfachen Einrichten selbständig und recht strukturiert, allerdings benötigen iRobot-Modelle immer erst eine Anlernphase, während der sie ihre Umgebung in mehreren Trainingsdurchgängen erst kennenlernen müssen. Währenddessen verbessert sich auch die Reinigungsdauer spürbar um etwa den Faktor 2,5. So brauchte der Bot beim ersten Versuch auf unserem kleinen Testareal 15 Minuten, nach erfolgreicher Absolvierung des Trainings nur noch 6.
Ein Grund dafür dürfte die Kamera-Navigation sein. Sie bietet zwar schon jetzt den Vorteil einer niedrigeren Bauhöhe entsprechender Sauger und könnte in Zukunft dank intelligenter Objekterkennung durchaus einen nicht zu verachtenden weiteren Vorteil mit sich bringen. Derzeit überwiegen allerdings im Vergleich mit Lasernavigation die Nachteile. So benötigt der S9+ wie angesprochen zuerst eine Trainingsphase von drei bis vier Durchgängen, erst danach sind alle Funktionen der App verfügbar. Je nach Größe des zu reinigenden Areals kann das schon mal etwas länger dauern. Ein weiterer gravierender Nachteil: Während Laser-Navigation dem Roboter innerhalb weniger Augenblicke ein Millimeter-genaues Bild seiner Umgebung bereitstellt, muss sich der Roomba S9+ auf kurze Distanz viel mehr auf seine Nahbereichssensoren wie den Bumper verlassen. Entsprechend fährt der Bot auch gegen alle Hindernisse vor, um möglichst nah heranzukommen. Zum Glück geschieht das sehr möbelschonend.
Dadurch zwängt sich der S9+ auch durch kleinste Lücken, inzwischen sind aber auch Laser-Bots wie der Roborock S5 Max (Testbericht) gute „Lückenfüller“. Die lassen sich darüber hinaus auch nicht von schlechten Lichtverhältnissen – etwa Dunkelheit – beeindrucken, sondern saugen dann genauso gut wie bei hellem Tageslicht. Das ist bei Kamera-Navigation anders und so benötigt das iRobot-Modell bei wenig Licht deutlich länger und fährt unstrukturierter, als bei Licht. Wird es zu dunkel, bricht der S9+ sogar die Reinigung ab.
Ansonsten überzeugte der Saugroboter im Test mit strukturiertem Bahnenziehen. Ob die sich nur einzeln überlappen oder der Roboter gar sich kreuzende Bahnen für eine noch gründlichere Reinigung fährt, entscheidet der Roboter entweder selbst oder der Nutzer nimmt entsprechende manuelle Einstellungen vor. So reinigt der S9+ etwa einzelne Räume gründlicher als die ganze Wohnung. Bei regelmäßigen Fahrten sollte das trotzdem in Ordnung sein und die einzelnen Durchgänge sind so schneller absolviert.
Bei der Reinigungsleistung konnte der 1500-Euro-Staubsauger voll überzeugen. Zwar brauchte er für unser Testareal auf kurzflorigem Teppich recht lange 11 Minuten, dafür saugte er aber auch im Automatikmodus, also mit mittlerer Saugkraft, satte 98 Prozent der verteilten Goldhirse auf, die wir zu Vergleichszwecken verstreut haben. Die restlichen 2 Prozent blieben überwiegend an den Rändern liegen, die teilweise von Schränken begrenzt wurden. Bei deren typischen Überhängen haben Roboter grundsätzlich ein Problem, da die Sensoren einen anderen Abstand vermitteln, als der Roboter wegen leichter Überstände tatsächlich erreichen kann. Als Resultat gelingt auch das direkte Kantenabfahren an diesen Stellen nicht sehr gradlinig. An sonstigen Wänden hat der Roomba hingegen keine Probleme und reinigt auch direkt am Rand verlässlich.
Grund für die lange Saugzeit ist vor allem die automatische Schmutzerkennung. Sie führte im Test zwar zu einem hohen Reinigungsgrad, allerdings kostet das regelmäßige Zurücksetzen, um die gleiche Stelle noch einmal genauer reinigen zu können, Zeit. Die unterschiedlichen Reinigungsmodi machen sich übrigens nicht nur in der Leistung bemerkbar, sondern auch in der Lautstärke. Die „geringe Reinigungsleistung“ bringt es aus nächster Nähe etwa auf 60 Dezibel, die beiden anderen Stufen auf je 5 Dezibel mehr. Saugen und Aufenthalt im gleichen Zimmer ist bestenfalls im leisesten Modus möglich, darüber hinaus ist der Roboter zu laut. Das gilt erst recht für die Absaugstation, die in einem Meter Abstand unser Messgerät bis knapp 80 Dezibel ausschlagen ließ. Zum Vergleich: Subjektive Stille bemaß unser Schalldruckpegelmessgerät mit etwa 17 Dezibel, 80 Dezibel entsprechen etwa starkem Verkehrslärm oder Bohren. Wesentlich leiser sind aber 230-Volt-Staubsauger auch nicht und bei der Absaugstation muss dieser Lärm zum Glück nur rund zehn Sekunden ertragen werden.
Wer auf die Station mal nicht zurückgreifen will, erhält über die obere runde Klappe problemlosen Zugriff auf den Staubbehälter. Er lässt sich mithilfe des auszuklappenden Griffs vorbildlich einfach entnehmen, anschließend entleert ein Knopfdruck über den Mülleimer gehalten genauso einfach den schmutzigen Inhalt. Besser geht es kaum.
UPDATE: In unserem einfachen Testareal, bei dem es in erster Linie um die Reinigungskraft geht, überzeugte die Navigation noch. In einem späteren Wohnungsszenario zeigten sich allerdings auch bei gutem Licht einige Mängel. So stoppten die Saugrollen bei jedem Befahren eines Teppichs kurz, weil sie an der Kante hängen blieben. Auf halbwegs hochflrorigem Teppichmit mit einer Faserhöhe von nicht einmal 2 Zentimeter tat sich der Roboter schon sicht- und hörbar schwer und die Seitenbürste verformte sich derart, dass sie keinerlei Wirkung mehr hat. Außerdem tastet sich der Roboter bei engstehenden Möbeln nur noch von einer Kollision zur nächsten, was zumindest die Sauggeschwindigkeit deutlich senkt. Außerdem braucht der S9+ gerne auch mal drei oder vier Anläufe um zu verstehen, dass tatsächlich ein Hindernis im Weg ist. Wir haben uns daher zu einer Abwertung auf die Gesamtnote Befriedigend entschlossen.
Die App von iRobot gehört wohl zu den besten am Markt. Sie ist nicht nur eingängig und übersichtlich, sondern noch dazu auch noch hübsch aufgemacht. So gibt es aussagekräftige Zeichnungen und Texte etwa bei der Einrichtung und Firmware-Updates werden von niedlichen Animationen untermalt. Das ist nettes schmückendes Beiwerk, wichtiger sind aber natürlich Funktionsumfang und Bedienbarkeit – und auch hier gibt es nichts zu meckern. Die Startseite gibt direkten Zugriff auf Zeitpläne, von denen auch mehrere pro Tag möglich sind. Außerdem dürfen Nutzer hier die Reinigungsintensität und die zu reinigenden Räume festlegen. Weiterhin sieht man auf der Hauptseite des Roboters den bisherigen Reinigungsverlauf, darf die erstellten Karten einsehen und bekommt Tipps und Hilfestellung zur Reinigung und dem Roboter.
Über den Button unten rechts gelangen Nutzer in die Einstellungen des Robots, hier lässt sich das Gerät per akustischem Signal wiederfinden, wenn er sich irgendwo festgefahren hat, außerdem gelangt man zu WLAN- und Reinigungseinstellungen und darf Firmware-Updates durchführen. Über das Hamburger-Menü oben links auf der Startseite dürfen Besitzer des S9+ außerdem auf ihr kostenloses iRobot-Konto zugreifen, finden Händler und Einbindungsmöglichkeiten des Roboters in ihr Smart Home. Zur Verfügung stehen dafür die Dienste Amazon Alexa, Google Assistant, IFTTT und Yonomi. Besonders lobenswert ist die Integration der Sprachassistenten, denn im Gegensatz zur Konkurrenz dürfen Nutzer dem Roomba per Sprache auch die Reinigung einzelner Räume befehlen.
Im Kartenmodus ist das Einrichten von Nogo-Areas und einzelnen Räumen möglich, sofern der Roboter nach erfolgreichem Anlernen der Karte nicht schon selbst richtig gemacht hat. Außerdem lassen sich die einzelnen Räume hier benennen – eine Grundvoraussetzung dafür, dass sie auch per Sprachbefehl angefahren werden können. Leider sieht man den aktuellen Reinigungsfortschritt während eines Durchgangs nicht, das machen andere Hersteller besser. Auch das Navigieren zu einem bestimmten Punkt auf der Karte, um dort anschließend eine Spot-Reinigung durchzuführen, gibt es nicht.
Einziges Problem mit der App, die auf einem Huawei P30 Pro (Testbericht) lief: Im Test kam es mehrmals vor, dass sie mitten in der Nutzung plötzlich einfach neustartete. Das könnte allerdings ein Fehler sein, der auf das im Testzeitraum teilweise schwache WLAN-Signal zurückzuführen ist und geht daher nicht in unsere Bewertung mit ein.
Die UVP des iRobot Roomba S9+ mit automatischer Absaugstation liegt bei 1500 Euro, zum Testzeitpunkt war das Modell ab rund 1335 Euro zu haben.
Der iRobot Roomba S9+ ist ein sehr spezielles Produkt. Denn der Preis ist schon beinahe unverschämt hoch für zwar sehr gute Leistung, die aber auch manch anderer Saugroboter erreicht. Klar, Design und Verarbeitungsqualität suchen branchenweit ihresgleichen. Nur wenige, meist ebenfalls hochpreisige Modelle können da mithalten. Ebenso vorbildlich: Die einfache Handhabung des Schmutzbehälters und die tolle App, auch wenn ihr zwei kleine Funktionen fehlen. Die Saugleistung spielt in unserem Test ebenfalls im oberen Bereich mit und bei der Navigation gab es nach erfolgreich absolviertem Training zumindest bei ordentlichem Licht auch keine negativen Überraschungen. Stattdessen überzeugt der Roomba S9+ mit einer sehr hohen Aufnahme an verstreutem Test-Schutz.
Allerdings brauchen Laser-navigierte Saugroboter solche Trainingsrunden nicht und sie kommen im Gegensatz zu den teureren iRobot-Modellen sogar mit völliger Dunkelheit klar. Dafür punktet der iRobot wieder mit der Absaugstation. Sie erleichtert das Leben des Roboter-Herrchens noch einmal etwas mehr, allerdings darf zurecht die Frage gestellt werden, ob das wirklich einen Preis von 1500 Euro rechtfertig – zumal die Entleerung des Staubbehälters derart einfach von der Hand geht.
Wer auf jeden Fall die Absaugstation haben will, aber nicht so viel Geld ausgeben möchte, sollte einen Blick auf den kaum älteren „Vorgänger“ Roomba i7+ (Testbericht) werfen. Der ist zwar noch rund, hat eine niedrigere Saugleistung, den Staubbehälter hinten statt oben und er sieht nicht ganz so schick wie das neue Spitzenmodell von iRobot aus, leistet ansonsten aber Ähnliches zum halben Preis. Wer die Station nicht zwingend braucht, sollte für noch einmal deutlich weniger Geld einen Blick auf Laser-navigierte Modelle wie den Anker Eufy L70 Hybrid (Testbericht) oder den Xiaomi Roborock S5 Max (Testbericht) werfen. Beide Modelle bieten in der App noch etwas mehr, außerdem können sie zusätzlich auch feucht Staubwischen; Ein Feature, das dem deutlich teureren S9+ von iRobot ebenfalls fehlt. Der setzt dafür auf einen weiteren rund 600 Euro teuren Roboter, den Braava Jet M6 (Testbericht) , der auf Wunsch nach dem Saugen automatisch loswischt.
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