Google Pixel Watch 2
Bereits im zarten Alter von fünf Jahren hatte Jonas seinen ersten PC und hat glücklicherweise noch die Zeit von Kassetten, CDs und Disketten miterlebt. Seitdem hat ihn Technik und der Spaß an Gadgets nicht mehr losgelassen. Seit 2023 arbeitet er als Volontär bei TechStage, das 2024 in heise bestenlisten übergegangen ist. Dort ist er allen voran Experte für Mini-PCs und für allerlei PC-Zubehör zuständig. Außerdem testet er Ladegeräte und Powerbanks. Privat ist er Vielleser, Bahn-Nerd und Musikliebhaber, wobei sein Musikgeschmack so vielfältig ist wie er selbst.
In der zweiten Generation hat Google es geschafft: Die Pixel Watch 2 ist nun ein ernsthafter Konkurrent zur Apple Watch und Galaxy Watch. Alles Weitere zeigt unser Test.
Mit der Pixel Watch der zweiten Generation legt Google nach und verbessert seinen letztjährigen Erstaufschlag deutlich. Davon ist zwar von außen zunächst nichts zu sehen, doch die technischen Daten sind vielversprechend. Die Macher hinter Wear OS haben sich endlich vom fünf Jahre altem Samsung-SoC der Google Pixel Watch (Testbericht) gelöst und setzen jetzt auf einen brandaktuellen Qualcomm Snapdragon Wear 5100. Das war überfällig und sorgt für ein flottes, angenehmes Benutzererlebnis. Was die Uhr der zweiten Generation sonst besonders macht, zeigen wir in diesem Testbericht.
Die Pixel Watch 2 hat uns Google zur Verfügung gestellt. Aktuell kostet sie in der Wi-Fi-Variante 199 Euro, in der LTE-Version 220 Euro.
Wie bei der ersten Uhr gibt es auch die Google Pixel Watch 2 nur mit einem Gehäusedurchmesser von 41 Millimetern. Das Gehäuse besteht dieses Mal jedoch nicht mehr aus 80 Prozent Edelstahl, sondern zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium. Die beigelegten Armbänder bestehen wieder aus Fluorelastomer mit einer Soft-Touch-Beschichtung. Auch dieses Mal gibt es mehrere Farbvarianten, darunter Matte Black, Champagne Gold und Polished Silver, wobei man bei Letzterem aus den Armbandfarben Bay (blau) und Porcelain (beige) wählen kann.
Auf technischer Seite kann man bei der Pixel Watch 2 zwischen der Wi-Fi-Variante und einem LTE-Modell wählen, das sich nicht nur über das verknüpfte Smartphone, sondern auch über das eigene LTE-Modem mit dem Internet verbinden kann.
Beim Design ist sich Google mehr als treu geblieben, die Google Pixel Watch 2 sieht der ersten Uhr zum Verwechseln ähnlich. Wieder kommt die über die Hälfte des Seitenrandes gebogene Glaskuppel zu Einsatz. Hier setzt der Hersteller auf ein spezielles 3D Corning Gorilla Glass in der Version 5. Anfällig für Kratzer bleibt es dennoch, wir haben das Gefühl sogar noch mehr als bei der ersten Uhr. Denn während wir bei der ersten Generation der Pixel Watch (Testbericht) in einem Jahr kaum Kratzer eingefangen haben, weist unsere Pixel Watch 2 bereits nach wenigen Wochen unschön tiefe Schrammen auf.
Die mitgelieferten Sportarmbänder für Handgelenke mit einem Umfang von 130 bis 175 Millimetern oder 165 bis 210 Millimetern sind bequem zu tragen, die Uhr schmiegt sich förmlich ans Handgelenk. Dabei hilft das abgerundete Display, wodurch auch Ärmel von Jacken und Pullovern über die Uhr gleiten. Schön ist, dass Google bei den Armbändern auf den gleichen Verschluss wie vergangenes Jahr sind, womit die Armbänder der ersten Pixel Watch kompatibel sind. Damit hat man auch auf einen Schlag die inzwischen zahlreichen Drittanbieter-Armbänder zur Auswahl. Ein paar davon zeigen wir im Ratgeber Armbänder für die Pixel Watch: Von Google oder lieber günstig ab 5 Euro?
Das OLED-Display der Pixel Watch 2 ist nicht gewachsen, es weist immer noch die gleichen 1,18 Zoll auf. Das ist schade und in unseren Augen schon winzig. Die Auflösung beträgt erneut 384 × 384 Pixel. Auch die Displayränder sind nicht geschrumpft, was im Alltag allerdings selten auffällt. Denn das ganze Wear-OS-Betriebssystem kaschiert sie geschickt durch dunkle Hintergründe. Nur wenn Menüelemente bis zum Rand reichen oder man scrollt, fallen die dicken Balken um den Bildschirm auf. Insgesamt wirken sie nicht mehr ganz zeitgemäß, 2023 sollte es möglich sein, schlankere Lösungen zu finden – Apple und Samsung schaffen es schließlich auch.
Abgesehen davon handelt es sich um ein grundsolides Smartwatch-Display, das mit 320 ppi (pixel per inch) auflöst. Die maximale Helligkeit (wenn man den Sonnenmodus aktiviert) beträgt 1000 Nits. Ein guter, wenn auch kein grandioser Wert, aber in der Regel auch bei stärkerer Lichteinwirkung ausreichend. Manche Smartphones, wie das Google Pixel 8 Pro (Testbericht) schaffen inzwischen aber bis zu 2400 Nits – eine ganz andere Liga. Weiterhin ist eine Always-on-Funktion vorhanden.
In der zweiten Generation spendiert Google der Pixel Watch erneut 32 GByte an internem Speicher, was für eine Smartwatch wirklich reichlich ist. Damit kann man viel Musik herunterladen. Die 2 GByte Arbeitsspeicher (RAM) helfen, dass Apps weniger oft neu geladen werden müssen und die Uhr zügig reagiert.
Die Neuerung und wesentlicher Faktor für die um Welten bessere Performance ist aber der neue Chipsatz der Pixel Watch 2 – der Qualcomm Snapdragon Wear 5100. Dieser macht einen großen Sprung bei der Leistung und Energieeffizienz. Daran krankte noch die erste Generation. Der Exynos 9110-SoC von Samsung stammte aus 2018 und damit zum Zeitpunkt des Marktstarts der ersten Pixel Watch bereits hoffnungslos veraltet. Der Chip war nicht nur eine Ressourcensau, sondern auch ein kleiner Hitzkopf.
Bei den Sensoren setzt Google auf ein deutlich erweitertes Portfolio. Neben den üblichen Verdächtigen wie Kompass, Gyroskop oder Höhenmesser gibt es wieder einen SpO2-Sensor (Infrarotsensoren zur Überwachung der Sauerstoffsättigung). Neu dazu kommt ein Hauttemperatursensor sowie elektrischer Sensor zur Messung der Hautleitfähigkeit (CEDA). Damit lassen sich Veränderungen im Schweiß feststellen, aus welchen die Uhr dann interpretiert, ob man gerade körperlichen Stress hat.
Die vier optischen Mehrwege-Herzfrequenzsensoren werden unterstützt von einem manuell auszulösendem EKG, welches man über die vorinstallierte Fitbit EKG startet. Durch die erhöhte Anzahl der Sensoren ist die Messung der Herzfrequenz allgemein nochmals genauer – Google spricht von einer um 40 Prozent genaueren Erfassung. In unserem Test in den vergangenen Wochen konnten wir eine Verbesserung feststellen. Ob es allerdings wirklich 40 Prozent waren oder nicht, können wir nicht abschließend sagen. Am Ende ist solcher Marketing-Sprech ohnehin mit Vorsicht zu genießen. In jedem Fall misst die Uhr sehr regelmäßig, nämlich jede Sekunde. So hat man über den Tag verteilt einen sehr genauen Eindruck.
Die Wasserdichtigkeit ist weniger ausgeprägt, Google selbst spricht nur von wasserbeständig. Auch die Pixel Watch 2 hat eine Wasserbeständigkeit von 5 ATM. Zudem gibt es eine IP68-Zertifizierung. Wasser macht der Uhr also grundsätzlich nichts aus, zum Schwimmen sollte man die Uhr aber abnehmen, denn von Wasserdichtigkeit bei fließendem Wasser ist keine Rede. Umso widersprüchlicher ist da das Vorhandensein von Fitnessprogrammen für Wassersport, wie Schwimmen. Bei einer so teuren Uhr ist aber wohl lieber Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.
Die Bedienung erfolgt zumeist über das angesprochene 1,18-Zoll-Display, das Eingaben zuverlässig verarbeitet. Seitlich befindet sich eine Krone und oberhalb davon eine Drucktaste. Die Krone ist gut zu bedienen und abermals deutlich feiner ins Gehäuse integriert, als bei der Pixel Watch 1. Die Drucktaste zum Aufruf der zuletzt genutzten Anwendungen bleibt hingegen aufgrund der Positionierung schwer zu betätigen. Man muss schon sehr gezielt und fest drücken, um sie zu treffen.
Die Einrichtung der Uhr erfolgt wieder über die separate Watch-App für die Pixel Watch. Das ist wieder nur mit einem Android-Smartphone möglich – analog zur Apple Watch bei iOS. Google hat mit dem Launch der zweiten Generation nicht nur Wear OS 4 gebracht, sondern endlich auch die lang ersehnte Backup-Funktion eingeführt sowie eine Funktion zum simplen Übertragen der Smartwatch. In beiden Fällen lassen sich andere Wear-OS-4-Smartwatches auf ein neues Gerät umziehen, ohne alle Apps und Watchfaces händisch übertragen zu müssen. Das ist praktisch und nur eines von vielen neuen Helfer-Funktionen, die die Pixel Watch umso näher an den Komfort der Apple Watch rücken lassen.
Vorinstalliert sind wieder der Google Assistant, Google Maps, Google Wallet, Youtube Music, eine Wetter-App, Wecker und Stoppuhr, Taschenlampe, Kontakte und der Play Store. Gerade auch bei der Wecker-App hat Google kräftig nachgelegt, denn diese synchronisiert sich nun mit dem Android-Smartphone. Alle Alarme wurden so auf die Uhr übertragen und auf dem Handy stumm geschaltet – zumindest so lange das Smartphone die Smartwatch per Bluetooth, WLAN oder LTE erreichen konnte.
Schon bei der ersten Generation klappte die Synchronisierung der Navigationen per Google Maps. Auf dem Handy gestartete Routen werden wechselseitig auf dem anderen Gerät angezeigt und lassen sich dort weiter verfolgen. Gerade im Winter sehr praktisch, denn so muss man sein Smartphone nicht dauerhaft in der Hand tragen.
Natürlich sind auch ein Mikrofon und Lautsprecher integriert, vor allem um mit der Uhr telefonieren zu können. Die Qualität ist nicht berauschend – typisch Smartwatch eben – doch gerade die Lautsprecher wirken sogar schlechter als bei der ersten Pixel Watch. Vielleicht haben wir hier ein klassisches Montagsgerät erwischt oder aber Google hat tatsächlich die Lautsprecher verschlechtert.
Dafür aber wirkt der verbaute Vibrationsmotor wesentlich hochwertiger. Er unterstützt das Benutzererlebnis durch gezielt gesetzte haptische Untermalung, beispielsweise bei der Bedienung der Krone. Außerdem benachrichtigt er zuverlässig über die eingehenden Nachrichten, wie von Whatsapp, Instagram oder Signal.
Wurden Whatsapp-Nachrichten bisher nur vom Smartphone weitergeleitet, gibt es Whatsapp jetzt auch als eigenständige App auf der Uhr. Sie ist bisher exklusiv für Wear OS erschienen, selbst Nutzer einer Apple Watch müssen darauf noch verzichten. Der Vorteil: Man kann nun Sprachnachrichten anhören und versenden sowie mit der Uhr komplett neue Chats beginnen. Bisher konnte man nur auf bereits eingegangene Nachrichten antworten oder reagieren – eine deutliche Verbesserung also. Bei Signal und den meisten anderen Messengern muss man jedoch auf diese Funktionen verzichten.
Das Tippen gelingt dabei entweder per Spracheingabe oder über eine kleine QWERTZ-Tastatur. Ja, man kann damit schnell mal etwas tippen, mehr aber auch nicht. Sagen wir so: Für ein „Ja“ oder „Bis gleich“ reicht es.
Natürlich erfasst die Google-Uhr zurückgelegte Schritte und überwacht die Herzfrequenz. Der Blutsauerstoffgehalt (SpO2) wird allerdings nur im Hintergrund beim Schlafen gemessen.
Auch bei der zweiten Pixel-Uhr setzt man auf die Fitness-Kompetenz aus dem Hause Fitbit, die seit einigen Jahren vollständig zu Google gehören. Zur Nutzung der rund 40 Sportarten muss man die Fitbit-App installieren und sich einloggen, wobei Google seit Oktober Nutzer dazu drängt, seinen Fitbit-Account mit dem Google-Account zu verknüpfen. In unserem Fall war das wahnsinnig kompliziert und überspringen ließ sich der Prozess auch nicht: Verknüpfen oder Uhr nicht einrichten können.
Ein eingestaubter, ungenutzter Fitbit-Account bestand noch mit unserer Gmail-Adresse, die wir zuerst aus dem Account entfernen mussten. Die Anweisungen und Fehlermeldung bis zum Auffinden des alten Kontos waren aber sehr uneindeutig und kryptisch.
Auch Käufer der zweiten Pixel Watch erhalten ein sechsmonatiges „Fitbit Premium“-Abo. Dieses ermöglicht den Zugang zu Video-Workouts, tiefergehenden Schlafanalysen und weiteren Funktionen. Nach Ablauf der Testphase lässt sich Google das Abo mit monatlich 8,99 Euro oder 79,99 Euro pro Jahr entlohnen.
Was die Schlaferfassung angeht, tragen wir die Pixel Watch 2 seit November fast jede Nacht. Das in Netzforen kritisierte Erfassen von vielen Wachzeiten pro Nacht hat sich gebessert, war und ist aber auch nicht unbedingt ein Fehler gewesen. Denn jede Nacht wachen Menschen unzählige Male für so kurze Zeit auf, dass sie sich am nächsten Tag daran nicht erinnern. Im Schnitt erfasste die Pixel Watch etwa 40 Minuten Wachzeit pro Nacht.
Im Vergleich zu einem daneben aufgestellten Google Nest Hub 2 mit Schlaferkennung decken sich die Messungen. Das gilt auch für die Erfassung der Schlafphasen. Insgesamt liefert die Pixel Watch hier solide Ergebnisse und setzt den guten Eindruck der ersten Uhr fort.
Der Akku ist in der zweiten Generation etwas größer. Statt 294 mAh sind es nun 306 mAh. Bei gleicher Gehäusedicke ist das möglich geworden, da Google jetzt auf kabelloses Laden verzichtet und somit keine Qi-Spulen mehr verbaut sind. Stattdessen lädt man den Akku über vier Pins.
Das ist auf den ersten Blick ein Rückschritt, birgt aber einige Vorteile. So wird die Uhr weniger warm und ist deutlich schneller aufgeladen – von 22 Prozent bis 96 Prozent geht es in etwas mehr als 30 Minuten. Für die restlichen Prozente gönnt sich die Pixel Watch 2 dann aber abermals fast 30 Minuten. Da man die Pixel Watch trotz Qi bisher weder am Smartphone noch Wireless-Charger (Bestenliste) laden konnte, verliert man hier auch nichts. Google hatte bei der ersten Uhr leider nur das Laden mit dem mitgelieferten Ladepad ermöglicht.
Die Akkulaufzeit mit Schlaf-Tracking und ausgeschaltetem Always-on-Display lag in unserem Test über die letzten Wochen bei etwa eineinhalb Tagen. Zum Teil stecken wir die Uhr am einen Abend an und müssen erst am Morgen des übernächsten Tages wieder aufladen.
Die günstige Wi-Fi-Variante der Pixel Watch 2 kostet derzeit in Polished Silver mit dem blauen Armband 199 Euro. Mit LTE ist sie in Matte Black mit schwarzem Armband bei Amazon für 220 Euro am günstigsten. Andere Farben kosten mitunter wenige Euro mehr und finden sich anbei in unserem Preisvergleich, sortiert nach Wi-Fi und LTE.
Bei der Pixel Watch 2 hat Google das umgesetzt, was die erste Uhr längst hätte können sollen. Der Einsatz eines aktuellen Chipsatzes war bitter notwendig, die erste Pixel Watch war in puncto Leistung ein echtes Trauerspiel. Ruckelnde Logos beim Booten sind vorbei, Apps starten angenehm zügig.
Auch bei den Sensoren hat nicht der Stillstand Einzug gehalten, es gibt nicht nur Verbesserungen bei der Herzfrequenzmessung, sondern auch einen neuen Schweißsensor und einen für die Hauttemperatur. Das Schlaf-Tracking wirkt ebenfalls noch eine Spur ausgereifter.
Vor allem aber auf der Softwareseite hat Google viel Nützliches geliefert, womit die Pixel Watch nun immer mehr zur Apple Watch der Androiden wird. Synchronisierung der Wecker, des Nicht-Stören-Modus oder einer eingestellten Schlafenszeit sind nur einige der Neuerungen. Lange überfällig war auch die Backup-Funktion per Google One oder die Übertragung von einer Uhr zu einer neuen.
Berücksichtigt man, dass Google abgesehen von der Entwicklung des Uhren-Betriebssystems Wear OS bis letztes Jahr nichts mit Smartwatches zu tun hatte, ist der Sprung groß. Die Pixel Watch schließt so nach nur zwei Generationen gewissermaßen zu Apple Watch und Co. auf.
Beim Bildschirm gibt es hingegen keine Veränderungen, die Ränder bleiben dick, was das neue Wear OS 4 aber meist kaschieren kann. Unbenommen wäre 2023 aber ein größeres Display mit dünneren Rändern gerade im Preisbereich der Pixel Watch angezeigt gewesen. Schade, aber typisch für Wear OS ist die Akkulaufzeit von unter zwei Tagen. Fitnessuhren schaffen hier teilweise mehrere Wochen.
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