Ratgeber: Smarte Personenwaagen ab 20 Euro
Vernetzte Waagen bekommt man inzwischen unter 20 Euro. Wir zeigen, worauf man achten sollte, wie man die Daten schützt und welche Werte wichtig sind.
Bei den Vorsätzen fürs neue Jahr schafft es „Abnehmen” es fast immer in die Top 10. Kein Wunder, ein zu hohes Gewicht kann zu zahlreichen Problemen wie Diabetes, Depression oder Gelenkschäden führen. Egal ob man den Pfunden mit Laufen, allgemeiner Fitness oder Intervallfasten zu Leibe rückt, irgendwie muss man das Gewicht überwachen. Gut, dass es inzwischen vernetzte Waagen gibt, die die Daten direkt in Apps auf dem Smartphone liefern. Der Unterschied zwischen vernetzten und dummen Waagen liegt dabei bei wenigen Euros. Dafür hat man den großen Vorteil, sein Gewicht verfolgen und Trendkurven erkennen zu können. Das motiviert zusätzlich. Keine Angst, das geht auf Wunsch ohne eigene Daten in irgendwelche Clouds zu schicken – trotz günstiger asiatischer Hersteller.
Weitere Informationen zu smarten Waagen haben wir in unserer Themenwelt Waage gesammelt. Dort gibt es beispielsweise Einzeltests zu Geräten wie der Garmin Index (Testbericht, Note 3) , der Xiaomi Mi Scale oder der Withings Body+. Wer es eilig hat, der kann direkt zum Vergleich von sechs smarten Waagen springen.
Die smarten Waagen liefern neben dem Gewicht weitere Werte. Dazu gehören der Body Mass Index (BMI) sowie oft eine Messung des Körperfetts. Was zunächst super klingt, sollte mit ein wenig Skepsis aufgenommen werden. Der BMI gilt zwar überall als Maßstab, ist aber alles andere als unumstritten. Experten bemängeln, dass der Wert zu einfach ist. Der BMI ergibt sich aus dem Gewicht geteilt durch die Körpergröße im Quadrat. Ab einem Wert von 25 gilt man als übergewichtig, über 30 ist man fettleibig. Das würde etwa auf den Schauspieler Dwayne „The Rock” Johnson zutreffen, der laut der Webseite Supernifty einen BMI von 34,3 besitzt. Das zeigt bereits, dass die Berechnung, die 1890 entwickelt wurde, eigentlich zu wenig Variablen enthält. Auch ignoriert der BMI Daten wie die Knochendichte oder die Muskelmasse.
Messwert Nummer 2 ist das Körperfett. Dazu nutzen die Waagen das Bioimpedanz-Verfahren. Metallplatten auf der Waage senden einen schwachen, nicht fühlbaren Stromimpuls durch den Körper. Fett leitet den Strom schlechter als Muskelgewebe und aus dem Unterschied kann die Waage den Fettanteil berechnen. Das Problem: Sind die Sensoren nur an den Füßen, sind die Werte ungenau. Eine volle Blase kann zu deutlichen Abweichungen führen. Besser ist es, wenn zusätzliche Sensoren am Körper angebracht werden. Das ist bei den wenigsten Waagen der Fall. Eine positive Ausnahme ist die Phicomm Smart Scale S7 (Testbericht, Note 1) .
Wie also soll man die Daten handhaben? Wir empfehlen, Ruhe zu bewahren und die Informationen wie die Schlafdaten der Fitness-Tracker auszuwerten. Sie zeigen höchstens einen langfristigen Trend, weniger die minutengenaue Fitness. Bessere Werte liefert etwa die Messung bei einem (Sport)Mediziner.
Die meisten Waagen setzen auf Bluetooth, um die Daten in die Smartphone-Apps zu überspielen. Andere setzten zusätzlich oder exklusiv auf WLAN, Geräte wie die Withings Body+ nutzen beides. Beide Techniken haben Vor- und Nachteile.
Bei Bluetooth muss das Handy in Reichweite der Waage sein, damit die Daten übertragen werden. Dafür braucht man meist keinen Account beim Hersteller und kann statt der Hersteller-Apps zu Open-Source-Alternativen greifen.
WLAN-Geräte dagegen brauchen kein Smartphone, dafür fast zwingend einen Account in der Cloud eines Fitness-Anbieters. Der Vorteil ist dann aber, dass die Daten gemeinsam mit den Informationen von Trainings oder Fitness-Trackern aufbereitet werden können.
Wer der Herr über seine medizinischen Daten bleiben will, der muss nicht auf billige smarte Waagen verzichten. Denn dank der Android-App OpenScale bleiben alle Daten auf dem Smartphone, Hersteller-Apps oder -Clouds kann man getrost ignorieren.
OpenScale muss sich dabei nicht vor anderen Fitness-Apps verstecken, im Gegenteil. Eine kompatible Waage vorausgesetzt kann die App Daten zu Gewicht, BMI, Wassergehalt, Muskelmasse, Körperfett, Grundumsatz und Gesamtenergieumsatz auslesen und aufbereiten. Weiter Messwerte, etwa der Taillenumfang und damit das Taille-zu-Größe-Verhältnis lassen sich optional aktivieren. Dazu kommt eine smarte Erkennung von Nutzern und die Möglichkeit, Gewichtsziele zu setzen.
OpenScale lässt sich kostenlos über den Marktplatz Fdroid herunterladen . Die App gibt es alternativ im Google Play Store, einmal als kostenfreie Lite-Version, einmal als 2,99 Euro teure Pro-Version. Letztere braucht man, um mit der Google-Play-App neue Waagen hinzuzufügen, zugleich unterstützt man damit die Entwicklung.
Für den Artikel haben wir OpenScale mit der Waage Anjou AJ-PHA004 getestet. Diese ließ sich problemlos mit der App koppeln und lieferte alle relevanten Daten, obwohl sie offiziell nicht unterstützt wird. Es ist anzunehmen, dass viele Hersteller einfach die gleichen Komponenten unter eigenem Namen nutzen. Weitere kompatible Geräte sind die Xiaomi Mi Scale V1 und V2, die Sanitas SBF 70, mehrere Waagen von Beurer oder Medisana. Die komplette Liste gibt es auf der Github-Seite des Projekts .
Die gemessenen Daten müssen übrigens nicht in OpenScale bleiben. Wer möchte, der kann sie als CSV exportieren oder über die App OpenScale Sync mit Google Fit abgleichen.
Wenn die Waage nicht alleine stehen soll, dann empfehlen wir den Griff zu einem Gerät, dass zum eigenen Sportuhr (Themenwelt) Fitness-Tracker (Themenwelt) oder Sportuhr (Themenwelt) kompatibel ist. Waagen wie die Fitbit Aria 2 (Testbericht, Note 2) oder die Garmin Index (Testbericht, Note 3) erkennen den Nutzer und liefern die Daten direkt in die passende App.
Je nach Anwendung werden sie mit den Fitness-Daten kombiniert, die etwa ein Fitness-Tracker liefert. Leider machen die Hersteller nur selten mehr aus den Informationen, sie fließen kaum in Trainingsvorschläge ein. Man kann allerdings beispielsweise Ziele setzen, deren Erreichen dann einen Erfolg freischaltet.
Unser Tipp: Wer eine günstige Waage mit smarten Messungen sucht, sollte unbedingt eine wählen, die mit OpenScale arbeitet. Die App bietet selbst in der kostenpflichtigen Pro-Variante ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis und kann Dinge, bei denen viele Hersteller-Apps nicht mithalten können. Dazu kommt, dass man selbst Herr seiner Daten bleibt – und dennoch die günstigen Produkte nutzen kann.
Bei den Waagen der Hersteller von Fitness-Hardware vermissen wir derzeit noch den Mehrwert. Ein Vorteil ist allerdings, dass Fitbit, Garmin und Co alle relevanten Informationen zur Gesundheit unter einer Oberfläche darstellen.
Für uns ist eine vernünftige digitale Waage ein wichtiger Bestandteil des Fitness-Arsenals. Sie kosten inzwischen nicht mehr als eine einfache Personenwaage und es ist immer wieder motivierend, die eigene Gewichtskurve verfolgen zu können. Ja, das geht auch mit einer Excel-Tabelle oder einem Notizbuch – in der App ist es aber deutlich praktischer (und man „vergisst” keine Werte).
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