Blaupunkt Wifi Lampcam im Test: Solide Kamera, dünne App
Stabil, per App bedienbar und mit Scheinwerfer – die Outdoor-Sicherheitskamera HOS-X20 von Blaupunkt bietet viel für knapp 200 Euro. Wir haben getestet, ob sie einen Kauf wert ist.
Licht schützt vor Einbrüchen, das hat zuletzt 2017 das Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen herausgefunden – entsprechend gibt es viele Anbieter am Markt, die mit Licht und Kamera mehr Sicherheit versprechen. In unserer Kaufberatung: Technik gegen Dämmerungseinbrüche haben wir das Thema ausgiebig behandelt. Die Blaupunkt Wifi Lampcam reiht sich bei den Outdoor-Überwachungskameras mit LED-Scheinwerfer ein. Vergleichbare Modelle sind etwa die Ring Floodlight (Testbericht ) oder Abus Lichtkamera (Testbericht )
Die Blaupunkt-Überwachungskamera besteht aus einem Kameramodul und einem Sockel für die Befestigung an der Wand; außerdem ist eine WLAN-Antenne im Lieferumfang enthalten. Die Antenne wird vor Inbetriebnahme an die Kamera geschraubt, Werkzeug ist hier noch nicht nötig.
Das Kameramodul beherbergt eine LED-Beleuchtung mit 950 Lumen. Zum Vergleich: Eine herkömmliche 75-Watt-Birne für das Eigenheim hat 1000 Lumen. Im Test empfanden wir die Beleuchtung der Kamera ausreichend hell. Neben der LED bietet die Lampcam einen sogenannten Pyroelectric Infrared Sensor (kurz PIR-Sensor), die eigentliche Kamera mit Full-HD-Auflösung in 1920 × 1080 Pixeln, ein Mikrofon und einen kleinen Lautsprecher. Der Sockel hat mehrere Aussparungen für Schrauben, sodass er sich stabil an eine Wand befestigen lässt. Ein Handbuch in gutem Deutsch, jeweils zwei Schrauben und Dübel zur Befestigung, eine Schablone für die Wandhalterung sowie ein Inbusschlüssel liegen der Kamera ebenfalls bei.
Die Einrichtung der Lampcam gestaltet sich für handwerklich begabte Menschen einfach. Für jeden anderen empfiehlt sich ein Termin beim Handwerker – alleine schon, weil Arbeiten mit 230 Volt Strom in Deutschland offiziell nur von Fachleuten durchgeführt werden dürfen. Zuerst sollte man allerdings den QR-Code auf der Rückseite der Kamera abfotografieren. Dieser wird bei der Einrichtung der App noch relevant, das erzählt die Anleitung allerdings erst, wenn die Kamera schon an der Wand hängt.
Auf der Rückseite des Sockels ist ein Silikondeckel. Mit einem Kreuzschlitzdreher wird eine Schraube am Sockel gelöst. Darunter verbirgt sich eine Lüsterklemme für den Stromanschluss. Mit den abisolierten Kabeln – die idealerweise schon in der heimischen Wand vorhanden sind – wird der Silikondeckel an einer perforierten Stelle durchstoßen. Anschließend werden die einzelnen Kontakte (braun/schwarz, blau und grün-gelb) durch das Silikon gezogen und in der Klemme entsprechend befestigt. Für das grün-gelbe Erdungskabel gibt es eine separate Klemme im Gehäuse.
Wenn die Elektrik erledigt ist, geht es an die Montage der Blaupunkt-Kamera. Hierzu liegen Dübel und Schrauben sowie eine Bohrschablone für die Wand bei. Achtung: Wir empfehlen eine Wasserwage bei der Montage. Die Löcher der Schablone sind zu klein, um Unebenheiten im Nachhinein noch ausgleichen zu können. Sind die Löcher gebohrt, befestigt man zuerst den Sockel und schraubt die restliche Kamera wieder an den Sockel. Das beugt auch dem Diebstahl der Kamera selbst vor.
Die App zur Inbetriebnahme der Kamera gibt es kostenlos für Android und iOS. Sie hört auf den merkwürdigen Namen OMGuard HD , was wiederum einem taiwanesischen Unternehmen namens JSW Pacific Corporation zuzuordnen ist. Laut Presseagentur handelt es sich um eine Whitelabel-Lösung, auf die viele Anbieter zurückgreifen. Das ist schade, denn Blaupunkt spart sich hier die Kosten für eine eigene App beziehungsweise für einen optimalen Service am Kunden. So nutzt man irgendeine App, die zwar alles tut, was sie soll, aber generell rein gar nichts mit einem Blaupunkt-Ökosystem zu tun hat. Das wird zum Problem, wenn Anwender die Blaupunkt-Kamera in ein bestehendes Smart-Home-System aufnehmen wollen oder entsprechend kompatible Blaupunkt-Sicherheitsprodukte dazukaufen möchten. Erstens funktioniert eine Anbindung an bestehende Systeme nicht (beispielsweise einen Sprachassistenten), zweitens gibt es keine weiteren Sicherheitsprodukte des Anbieters, die mit der Kamera zusammenarbeiten.
Dennoch hat die App einen Vorteil: Sie speichert keine Daten in einer Cloud, sondern überträgt nur den Live-Stream und übermittelt Befehle des Anwenders an die Kamera. Einzig für den Remote-Zugriff von Unterwegs muss die Kamera eine Verbindung über den Server des Anbieters herstellen. Ein Nutzerkonto ist aber nicht notwendig.
Die App ist funktional aber wenig selbsterklärend. Ohne Handbuch funktioniert nichts. Mit Anleitung läuft die Einrichtung für technisch Versierte einfach, für das Rentnerehepaar von nebenan, die einfach nur Sicherheit wollen, nicht. Auch hier ist der Griff zu einem Fachmann empfohlen, der die Kamera nicht nur installiert, sondern am besten auch noch gleich konfiguriert.
Die Einrichtung in der Praxis funktioniert entsprechen holprig: Zuerst wird die App heruntergeladen. Anschließend wählt man in den WLAN-Einstellungen seines Smartphones das WLAN HD…. Und geht zurück in die App. Hier findet sich ein Menü und darin ein Plus-Zeichen. Mit einem Klick auf das Plus, wird ein neues Gerät hinzugefügt. Der Gerätename wird frei gewählt. Anschließend fragt die App nach QR-Code und Passwort . Der QR-Code verbirgt sich auf der Rückseite der Kamera – hoffentlich hat man vor der Befestigung an das Foto gedacht, welches wir eingangs erwähnt haben. Das Passwort lautet simpel 12345678 und ist nur bei der Einrichtung relevant.
Sobald die Kamera in Betrieb ist, zeigt sie direkt ein Bild und bietet einige Bedienmöglichkeiten. Aufnahmen wie Push – also, wenn ein der Alarm auslöst – sind standardmäßig aktiviert. Per Klick auf ein rotes Schloss-Icon deaktiviert sich diese Einstellung. Ein Menü zur Einstellung der Lampe der Kamera bietet die Auswahl zwischen An, Aus und Auto. Letzteres ist zu empfehlen, denn nur bei dieser Einstellung funktioniert der Bewegungsmelder. Ansonsten schießen Anwender hier noch direkt Schnappschüsse und Videoaufnahmen, aktivieren den Lautsprecher (um zu hören, was draußen los ist), geben Sprachnachrichten auf (die dann über den Lautsprecher abgespielt werden) und lösen den Alarm manuell aus.
Mehr Einstellungsmöglichkeiten bietet das Hauptmenü. Dort geht es mit Klick auf das Zahnradsymbol zu einem weiteren Zahnradsymbol, um wirklich in die Einstellungen zu kommen. Nun wird es etwas unübersichtlich, denn die Anleitung lässt einen hier im Stich. Der Anwender muss den Button erweitert betätigen und wird anschließend aufgefordert ein Passwort einzugeben. Dieses lautet 123456 und soll nach Eingabe unmittelbar durch ein eigenes Passwort ausgetauscht werden. Aber Vorsicht nicht vertippen, denn das Passwort wird nur einmalig eigegeben und ist anschließend direkt aktiv.
Mit einem Klick auf den Menüpunkt WLAN stellt die Kamera eine Verbindung zum gewünschten Heimnetzwerk her. Hier wählt der Nutzer das eigene WLAN aus und gibt das bestehende Passwort ein. Darauf startet die Kamera neu und ist fortan mit dem eigenen Netzwerk verbunden. Die weiteren Menüpunkte dienen zur restlichen Einrichtung der Kamera. Hier werden Alarmdauer und -lautstärke, persönliche E-Mail-Adresse für Benachrichtigungen, Videoqualität, Helligkeit der Nachtsicht, Ausblenden von Bereichen (etwa der Garten der Nachbarn), Reaktionsmodus bei Bewegung und Erkennungsmodus angepasst. Der Menüpunkt Bewegung fragt ab, ob der PIR-Sensor bei Bewegung generell oder in einem bestimmten Zeitfenster auslösen soll. Der Erkennungsmodus für den PIR-Sensor lässt eine Einstellung der Empfindlichkeit bei Tag und Nacht zu.
Die Blaupunkt Lampcam bietet laut Verpackung das volle Programm an Standardfunktionen: Sirene, Bewegungsmelder, LED-Beleuchtung, App zur Konfiguration, Micro-SD-Karten-Slot für Karten mit bis zu 128 GByte Speicher sowie Aufnahmen und Stream in Full-HD.
Die Applikation dürfte rein in Hinblick auf die Optik irgendwo 2007 entstanden sein, als das erste iPhone auf dem Markt kam. Sie ist nicht selbsterklärend und bietet nur eine smarte Funktion – den Besitzer entweder direkt über die App oder via E-Mail über einen Vorfall informieren. Das wars. Unterscheidungen zwischen Tieren, sich bewegenden Bäumen oder Menschen werden nicht gemacht. Entsprechend raten wir den Radius des PIR-Sensors möglichst gering zu halten, um Fehlalarmen vorzubeugen.
Löst der Alarm aus, erhält der Besitzer der Kamera eine Benachrichtigung. Im Anschluss kann er entweder interagieren – also sprechen, hören oder manuell Alarm schlagen – oder den Vorfall vergessen, wenn es sich um einen Fehlalarm handelt. Die Kamera sendet hierzu eine kurze Aufzeichung von einer Minute auf das hinterlegte E-Mail-Konto. Die Aufnahme zeigt, ob es sich um einen tatsächlichen Vorfall oder einen Fehlalarm handelt.
Die Funktionen der Kamera selbst überzeugen. Der Bewegungssensor löst zuverlässig aus. In unserem Test haben wir festgestellt, dass der Melder beispielsweise bei einer Empfindlichkeit von 60 Prozent noch gut in einem Radius von drei Metern auslöst. Die LED-Beleuchtung erhellt den Einsatzort in grelles Weiß und der Alarm beziehungsweise die Sirene macht mit einem ohrenbetäubenden Piepton auf sich aufmerksam – Helligkeit sowie Alarmdauer und -lautstärke kann der Nutzer in der Intensität regeln.
In den Micro-SD-Karten-Slot auf der Unterseite der Kamera passen Speicherkarten mit einer Kapazität von bis zu 128 GByte. Auf diesen werden die Aufnahmen der Kamera gespeichert – die App selbst speichert keine Daten. Zusätzlich bekommt der Anwender die Möglichkeit, Daten der Micro-SD-Karte auf sein E-Mail-Konto zu senden. Die Übertragung der Mails erfolgt mit SSL-Verschlüsselung.
Die Full-HD-Aufnahmen der Blaupunkt-Kamera überzeugen. Die Nachtsicht der Lampcam wird durch eine IR-LED gewährleistet und liefert scharfe Aufnahmen bei Nacht. Im Live-Stream sind die Aufnahmen hingegen abhängig von der aktuellen Netzverbindung.
Ist diese schlecht, liefert der Stream entsprechend auch nur matschige Bilder, die etwa mit einer SD-Auflösung zu vergleichen sind. Die Menüpunkte Besserer Stream oder Besseres Bild optimieren dieses Ergebnis. Wir empfehlen die Einstellung Besseres Bild , da diese gleichzeitig die Full-HD-Auflösung bei Aufnahmen gewährleistet. Eine Kombination aus Besserer Stream und Full-HD-Auflösung ist nicht möglich.
Das Mikrofon der Lampcam ist sehr empfindlich und überträgt die Geräuschkulisse der näheren und auch fernen Umgebung – so konnten wir etwa auch eine S-Bahn vernehmen, die gut einen Kilometer vom Einsatzort der Kamera entfernt fährt. Das Mikrofon der Kamera erlaubt zudem sich mit einem potentiellen Eindringling auszutauschen – eine sehr funktionale Gegensprechanlage, um im Zweifelsfall einen Dieb darauf aufmerksam zu machen, dass er erwischt wurde.
Die Blaupunkt Lampcam ist ein erfreulich praktisches Gerät. Sie erfüllt Ihren Zweck und hält das, was die Verpackung verspricht. Aufnahmen, Scheinwerfer, Mikrofon und Lautsprecher funktionieren hervorragend. Die App der Kamera überzeugt uns zudem, da sie nicht Daten in irgendeiner zweifelhaften Cloud speichert, sondern die Daten lokal auf der Micro-SD oder via E-Mail beim Nutzer sichert. Das birgt natürlich vor und Nachteile mit einem Cloud-Verzicht – die Kamera lässt sich an kein Smart-Home-System anschließen. Eine saubere Lösung für den Anwender ist es aber auf jeden Fall.
In Hinblick auf den Preis liegt die Blaupunkt im Umfeld seiner Konkurrenten. Knapp 200 Euro kostet das gute Stück und liegt damit im gleichen Segment vergleichbarer Kameras wie der Ring Floodlight (Testbericht ) oder Abus Lichtkamera (Testbericht ). Wer entsprechend unter 200 Euro eine Überwachungskamera mit App und LED-Licht sucht, ist bei Blaupunkt oder der nahezu baugleichen Abus-Kamera gut aufgehoben. Wer 20 Euro mehr ausgibt und seine Daten gerne in der Cloud hat, sollte sich hingegen die Ring-Kamera ansehen.
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