Annke NCD800
Die Annke NCD800 bietet dank lichtstarker Objektive Nachtaufnahmen, die aussehen, als seien sie bei Tag entstanden. Sie unterstützt außerdem smarte Erkennungsfunktionen.
Wie die Reolink Duo 2 WiFi (Testbericht) bietet die Annke NCD800 (I91BI) zwei Objektive, deren Einzelaufnahmen zusammengefasst ein Gesamtbild mit einem horizontalen Sichtfeld von 180° erzeugen. Über F1.0-Blenden fällt sehr viel Licht auf die 1/1.8"-Sensoren, sodass Nachtaufnahmen ohne Zusatzbeleuchtung in Farbe gelingen und das fast ohne Rauschen. Die PoE-Outdoor-Kamera ist ein OEM-Modell von Hikvision und in erster Linie für professionelle Anwender vorgesehen, die Überwachungskameras für eine unternehmensweite Sicherheitslösung suchen. Dafür ist die Annke NCD800 dank ONVIF-Support inklusive NAS- und NVR-Unterstützung hervorragend geeignet.
Die Annke NCD800 misst 118,6 × 105,1 × 305,4 mm und fällt damit gegenüber herkömmlichen Modellen sehr groß aus. Mit 1,42 Kilo ist sie zudem relativ schwer. Das hohe Gewicht resultiert in erster Linie aus einem robusten, aus Metall gefertigten Gehäuse. Die Überwachungskamera ist gegenüber Staub und starkem Spritzwasser nach IP67 geschützt und in einem Temperaturbereich zwischen -30 °C und 60 °C einsatzbereit.
Mit Strom wird die Kamera über Ethernet versorgt (PoE, 802.3af). Sie kann aber auch über ein optional erhältliches 12-Volt-Netzteil in Betrieb genommen werden. Die abwinkelbaren Halterung aus Metall ist direkt mit der Kamera verbunden. Mit insgesamt vier Schrauben (im Lieferumfang enthalten) kann die Annke NCD800 damit sicher an einer Wand oder Decke montiert werden.
Aus der Halterung führt ein etwa 25 cm langes Kabel, an dessen Ende vier Anschlüsse herausführen: Eine 12-Volt-Stromversorgung, eine PoE-Buchse, sowie zwei Anschlüsse für kabelgebundene Alarmsysteme.
An der Unterseite des Gehäuses befindet sich hinter einer mit Inbus-Schrauben montierten Abdeckung ein microSD-Card-Slot, der entsprechende Speicherkarten mit einer Kapazität von bis zu 256 GByte aufnimmt. Aber auch ein NAS- oder ein NVR-System stehen als alternative Speichermöglichkeiten für Videos parat.
Neben dem microSD-Card-Slot sitzen noch eine serielle Schnittstelle und eine Reset-Taste. Im hinteren Bereich der Unterseite befindet sich hinter einer Abdeckung ein Lautsprecher, der bis zu 90 db laut werden kann. Damit bietet die Annke NCD800 zusammen mit den integrierte Mikrofonen auch eine Gegensprechfunktion. Sie hat im Test einwandfrei funktioniert. Die Gesprächsteilnehmer waren klar und deutlich zu hören, ohne dass dabei Hintergrundgeräusche gestört haben, was für eine gute Geräuschunterdrückung spricht.
Für die Inbetriebnahme der Kamera sieht der Hersteller die App Annke Vision vor. Da es sich bei der Annke NCD800 aber um ein OEM-Modell von Hikvision handelt, ist sie auch mit der App Hik-Connect for End User kompatibel. Allerdings bietet die Annke-App mit Web-Configuration noch einige zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten, die aber längst nicht alle Optionen umfassen, die über den Browser oder die Desktop-Anwendung Guarding Vision (macOS und Windows) sowie Annke Vision (Windows) verfügbar sind. Alternativ kann man auch die Hikvision-Anwendung iVMS-4200 verwenden.
Wer sämtliche Funktionen der Annke NCD800 nutzen möchte, muss sie ohnehin per Browser oder Desktop-Anwendung konfigurieren, sodass die mobile App eine untergeordnete Rolle spielt. Ob man sich nun für die Annke- oder die Hikvsion-App entscheidet, in jedem Fall ist für die Anmeldung ein Benutzerkonto erforderlich.
Ein Installationsassistent in der App erleichtert die Inbetriebnahme der Kamera. Initiiert wird das Setup über das Plus-Zeichen rechts oben in der App und der Auswahl von „QR-Code scannen“. Mit dem Smartphone scannt man anschließend den QR-Code der Kamera. Nach wenigen Konfigurationsschritten (siehe auch Bildergalerie) ist die Kamera mit der App verbunden.
Sofern die Kamera frisch geliefert wurde, befindet sie sich im Kopplungsmodus. Gibt die Kamera keinen Ton von sich, lässt sich der Kopplungsmodus durch einen Reset aktivieren, der durch mehrsekündiges Drücken der Reset-Taste an der Unterseite der Kamera ausgelöst wird. Alles in allem ist die Inbetriebnahme sehr einfach und nach wenigen Schritten abgeschlossen.
Die in der Kamera integrierte Bewegungserkennung differenziert zwischen Menschen, Fahrzeugen und anderen sich bewegenden Objekten. Zudem können Anwender den Bewegungsbereich und die Empfindlichkeit der Erkennung definieren. Außerdem können sie festlegen, was bei einem Alarm passieren soll: Zum einen kann man sich per E-Mail oder Push darüber benachrichtigen lassen, eine akustische Warnung konfigurieren, Videos auf ein Speichermedium hochladen und Lichtblitzalarm auslösen. Letztere wird über zwei LEDs unter jedem Objektiv realisiert.
All diese Alarmmethoden können Anwender zudem noch anpassen. Neben der standardmäßig voreingestellten Sirene stehen zudem noch vordefinierte Sprachbotschaften wie „Warning, this is a restricted Area“ zur Auswahl. Man kann aber auch eigene Botschaften erstellen. Auch der Lichtblitz zur Abschreckung kann konfiguriert werden. Hier können Nutzer die Dauer in Sekunden sowie die Blitzfrequenz (High, Medium, Low, On) definieren.
Mit Anpassungen dieser Einstellungen generiert die Annke NCD800 im Test so gut wie keine Fehlalarme. Sie erkennt Menschen und verschickt entsprechende Warnmeldungen per Pushbenachrichtigungen, bleibt aber bei Haustieren wie einer Katze stumm.
Neben diesen auch von anderen Überwachungskameras bekannten Einstellmöglichkeiten bietet die Annke NCD800 noch zusätzliche Alarmfunktionen. Sie beinhalten unter anderem eine Linienüberquerungserkennung: Hierfür zeichnet man eine Linie in den von der Kamera überwachten Bereich und sobald diese überschritten wird, erfolgt ein Alarm. Optional alarmiert die Kamera, wenn Personen in einen zuvor definierten Bereich ein- und austreten (Bereichseingangs-/-ausgangserkennung).
Zudem erkennt die Kamera über die Option Szenenänderungserkennung, ob ein Angreifer die Kamera dreht, sodass sie den Überwachungsbereich aus den „Augen“ verliert. Wird das Objektiv der Kamera verdeckt (Sabotageüberwachung), bemerkt sie das ebenfalls und versendet eine Benachrichtigung.
Zur Steigerung der Bildqualität bietet die Annke NCD800 zahlreiche Funktionen: Wide Dynamic Range (WDR), Backlight Compensation (BLC) und Highlight Compensation (HLC). Meistens kann man nur eine dieser Methoden verwenden, um Aufnahmen bei ungünstigen Lichtverhältnissen wie Gegenlicht zu verbessern.
Vorkonfigurierte Bildparameter stehen unter Szene parat. Hier können Anwender zwischen Normal (Standardeinstellung mit BLC oben und HLC mit Level 50), Hintergrundbeleuchtung (WDR ein mit Level 50), Frontbeleuchtung und Schwachlicht auswählen. Letztere passen zur Verbesserung der Bildqualität die Parameter Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Schärfe an. Zudem stehen noch zwei Szenen für benutzerdefinierte Einstellungen zur Verfügung. Da die optimale Einstellung der Szenen abhängig von Jahres- und Tageszeit abhängig sind, kann man unter Bildparameterwechsel pro Monat festlegen, wann sie aktiviert werden sollen.
Die Funktionen zur Steigerung der Bildqualität stehen allerdings nur über den Zugriff per Browser oder Desktop-Anwendung zur Verfügung. Mit der Annke-App lassen sich nur einige wenige Parameter wie Auflösung, Videoqualität, Datenrate und Video-Codec (H2.65 oder H.264) festlegen.
Die verschiedenen Funktionen zur Steigerung der Bildqualität sind in der Praxis relevant und erleichtern die Identifizierung erkannter Objekte bei schwierigen Lichtverhältnissen (siehe auch Bildergalerie).
Kommen wir nun zum absoluten Highlight der Annke NCD800: die Bildqualität. Die Nachtaufnahmen suchen ihresgleichen. Mit einer Belichtungsdauer von 1/3 Sekunde erzeugt die Kamera eine farbige Nachtsicht ohne Zuhilfenahme der integrierten LED-Beleuchtung. Die Aufnahmen erscheinen auch dank digitaler Rauschunterdrückung so als wären sie bei Tag aufgenommen worden. Sagenhaft. In diesem Modus stehen allerdings die Bildverbesserungsverfahren WDR, BLC und HLC nicht zur Verfügung. Doch angesichts der gebotenen Qualität sind diese bei Nachtaufnahmen nahezu irrelevant. Was soll man noch verbessern, wenn das Bild bereits perfekt aussieht? Sie machen sich aber bei Tageslicht positiv bemerkbar, wie man an den Aufnahmen der bereits von uns getesteten Annke 4G LTE sehen kann.
Mit einer maximalen Auflösung von 5120 × 1440 Pixel bietet die Annke NCD800 auch beim Zoomen genügend Reserven (siehe auch Bildergalerie). Und dank zweier Objektive bietet sie mit 180° ein sehr großes horizontales Sichtfeld, während das vertikale Sichtfeld mit 44° relativ klein ausfällt.
Für die Inbetriebnahme der Überwachungskamera sind die mobilen Anwendungen von Annke oder Hikvision völlig ausreichend. Aber zur Konfiguration schöpfen sie das Potenzial der Annke NCD800 bei Weitem nicht aus. Erst mit den Desktop-Anwendungen Guarding Vision (alternativ IVMS 4200 oder Annke Vision für Windows) oder auch per Browser können Anwender die Leistung der Kamera voll ausreizen. Die bereits erwähnten Funktionen zur Steigerung der Bildqualität sind dabei nur ein Beispiel. Auch in anderen Bereichen wie Netzwerkeinstellungen finden Anwender umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten etwa bezüglich DDNS, Ports, NAT, SNMP, FTP, E-Mail, HTTPS und QoS.
Was die Integration der Kamera in Smart-Home-Systeme anbelangt, gibt es gute und schlechte Nachrichten. Digitale Sprachassistenten wie Amazon Alexa und Google Assistant unterstützt die Kamera nicht. Dafür kann die Annke dank ONVIF-Support in Smart-Home-Zentralen mit entsprechender Unterstützung wie Homey Pro (Testbericht) oder Open-Source-Lösungen wie Iobroker problemlos eingebunden werden. Und zwar nicht nur partiell als Auslöser für bestimmte Routinen, sondern inklusive Zugriff auf die Bilddaten. Toll.
Die Annke NCD800 gibt es als Bullet- und als Turm-Version. Die für diesen Beitrag getestete Bullet-Variante kostet im Online-Store des Herstellers knapp 390 Euro. Aktuell ist sie dort für knapp 300 Euro verfügbar. Etwas günstiger gibt es sie für 267 Euro bei Aliexpress – der Versand erfolgt aus einem spanischen Warenlager.
Die Annke NCD800 hinterlässt im Test einen hervorragenden Eindruck. Die fantastische Bildqualität sucht ihresgleichen. Vor allem nachts liefert die Kamera ein Bild, das begeistert. Und auch die Einbindung in Smart-Home-Zentralen und die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten hinsichtlich Netzwerk und Benachrichtigungen überzeugen. Die schnelle Reaktionsgeschwindigkeit der Kamera steht ebenfalls auf der Habenseite. Die saubere Verarbeitung und das robuste Gehäuse komplettieren den positiven Gesamteindruck. Dieser wird auch nur unwesentlich durch das relativ kleine vertikale Sichtfeld sowie minimale Fehler in der Bildmitte, die offenbar durch die Überlagerung der von den beiden Objektiven erzeugten Bildern verursacht wird, geschmälert.
Insgesamt ist die Annke NCD800 also für alle empfehlenswert, die einen großen horizontalen Bereich überwachen müssen und dabei eine exzellente Bildqualität, tolle Überwachungsfunktionen sowie umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten zu schätzen wissen.
Mehr Informationen zum Thema finden TechStage-Leser im Themenschwerpunkt Überwachungskameras. Nützliche Informationen zur Auswahl einer Überwachungskamera bietet der Beitrag WLAN, Cloud, Solar: Überwachungskameras für innen & außen ab 30 Euro. Darin erläutern wir die wichtigsten Kaufkriterien und präsentiert die besten Überwachungskameras der verschiedenen Kategorien mit Preisen zwischen 30 und 500 Euro.
Hinweis: Der ursprüngliche Testbericht zur Annke NCD800 erschien am 17.9.2022. Bei besonders günstigen Angeboten aktualisieren wir den Artikel.
Affiliate-Information
Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.