Solarstrom mobil nutzen
Philipp hat seinen beruflichen Werdegang als Praktikant in einer Werbeagentur begonnen und ist mit verantwortlich für das Design von Bierdeckeln, Werbetafeln und einem Fan-Bus eines großen Fußballvereins. Danach folgte der erste Schritt zum Journalismus: Ein Volontariat bei PC-Zeitschriften, die heute kaum noch jemand kennt - PC Direkt und PC Professionell. Dann folgte ein mehrjähriger Ausflug in die Welt des Marketings, PR-Arbeit und Qualitätsmanagement in einem mittelständischen Handelsunternehmen.
Seit 2015 ist Philipp bei Heise im Team von Techstage aktiv und dort etwa für Drohnen, Balkonkraftwerke, Laser und zahlreiche China-Gadgets zuständig.
Beim Wandern, auf dem Campingplatz oder am Strand: Solarzellen versprechen Strom aus Sonnenenergie. Wir zeigen, was funktioniert – und was nicht.
Gleich zu Beginn müssen wir die Erwartungen dämpfen: Zwar gibt es Powerbanks mit integrierten Solarzellen und diese liefern auch Strom, allerdings dauert das Aufladen mit den Mini-Solarzellen ewig. Das liegt an der geringen Leistung der kleinen Photovoltaikmodule. Diese wird durch zahlreiche Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Modulart, Ausrichtung und Temperatur beeinflusst – kurz, die von den Herstellern angegebenen Leistungsdaten sind oft nur theoretisches Wunschdenken. In der Praxis erreichen die Geräte selbst bei Idealbedingungen nur selten die angegebenen Leistungsdaten.
Grundsätzlich gilt: je mehr Fläche, desto besser. Denn der Leistungsgrad einer Solarzelle liegt, je nach Bauart, zwischen 6 und 22 Prozent. Gerade die fest in Powerbanks oder Rucksäcken integrierten Solarmodule sind meist so klein, dass sie gerade einmal ein Mindestmaß an Strom liefern können. Damit ist dann zwar möglich, USB-Verbraucher wie Kamera oder Smartphone zu laden, der Ladevorgang dauert allerdings viele Stunden oder gar Tage.
Besser sind faltbare Solarpanels, die mehrere kleine Module koppeln und insgesamt mehr Leistung bieten. Diese eignen sich vorrangig für stationäre Outdoor-Aufenthalte, etwa am Campingplatz, Strand oder auf einem Festival. Zur Nutzung während der Radtour oder der Wanderung sind die Falt-Module nicht oder nur sehr bedingt geeignet.
Unsere Kollegen von der c’t haben sich im August 2017 ausführlich mit dem Thema „Strom aus der Natur“ beschäftigt. Im Beitrag stellen sie auch alternative Lösungen zu Solar vor, etwa einen Generator fürs Fahrrad, eine Wasserturbine, eine Brennstoffzelle oder einen Grill, der Strom produziert.
Auf das Thema Solarenergie sind inzwischen auch einige Hersteller von Überwachungskameras aufmerksam geworden. Der Vorteil dieser Lösung: eine von Steckdosen unabhängige Platzierung, wie sie etwa im Nistkasten mit Kamera (Ratgeber) sinnvoll ist. Im Ratgeber: Solarzellen-Überwachungskameras mit WLAN gehen wir näher auf das Thema ein. Ähnlich sieht es mit Solar-Außenbeleuchtung (Ratgeber) aus, auch diese arbeiten fernab der Steckdose.
Auch wenn die Mini-PV-Module der Solar-Powerbanks wenig Leistung bieten und der Ladevorgang sehr lange dauert, im Zweifel ist diese Lösung besser als keine Stromversorgung. Die kleinen Solarmodule sorgen zumindest für ein Grundrauschen und verlängern so im besten Fall die zur Verfügung stehende Ladung. Dazu kommt: Die Solar-Powerbanks kosten kaum mehr als ihre Nicht-Solar-Pendants. Außerdem sind sie häufig gegen Wasser, Staub und Stöße geschützt – wichtig für Outdoor-Aktivitäten.
Wir haben uns die beliebten Modelle Pro-User Solar, Xlayer Powerbank Plus Solar 20000 und Easyacc Rugged Powerbank 20000 genauer angesehen. Die Pro-User Solar hat 10000 mAh an Bord (37 Wh), die beiden anderen Modelle bieten eine Kapazität von 74 Wh (20.000 mAh).
Während sich die Modelle von Xlayer und Easyacc ähneln, fällt die flache Pro-User Solar optisch aus dem Rahmen. Das schicke Design, mit zwei USB-A-Slots, einem USB-C-Ausgang und einem Micro-USB-Eingang, geht allerdings zulasten der Stabilität. Harte Schläge würden das Gehäuse schnell beschädigen und so sehen wir diese Powerbank eher als Begleitung für Biergarten oder Kaffee-Besuche. Das Paneel misst 15 × 8,5 cm. Bei den Powerbanks von Xlayer und Easyacc sieht das anders aus. Sie sind ausreichend geschützt, um auch härteren Schlägen zu widerstehen. Außerdem bieten beide eine LED-Lampe, wobei die der Easyacc-Powerbank sehr leuchtstark ist. Ihr Solarpanel hat jeweils in etwa die Maße von 15 × 7 Zentimeter. Sie haben jeweils zwei USB-A-Ausgänge und einen Micro-USB-Eingang zum Laden. Die Easyacc-Powerbank bietet zusätzlich noch einen USB-C-Port.
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob Sonnenenergie die Powerbanks auflädt, legen wir die Powerbanks insgesamt rund 50 Stunden in die direkte Sonne. In diesen fünf Tagen füllen sich die Xlayer-Powerbank und die Pro-User Solar bis zum Anschlag. Der Akku-Pack von Easyacc bietet abschließend immerhin etwa zwei Drittel seiner maximalen Ladung.
Daran zeigt sich schon: Die winzigen Solarpanels in den Powerbanks sind zu klein und zu ineffizient, um wirklich autarke Stromversorgung zu garantieren. Wer jedoch die Solar-Powerbank nur gelegentlich nutzt, kann sie etwa bei sich an der Sonnenseite in Fenster legen oder auf dem Rucksack montieren, dort lädt sie sich in einigen Tagen komplett auf und ist für den nächsten Einsatz bereit.
Wer an Strand, See oder auf einem Campingplatz Strom benötigt, sollte sich den Kauf eines faltbaren Solarpanels überlegen. Sie sind leicht, bieten eine größere Photovoltaikfläche als die Solar-Powerbanks und liefern entsprechend mehr Leistung.
Bei den angebotenen mobilen Panels ist für jede Anwendung etwas Passendes dabei. Los geht es mit besonders handlichen und klappbaren Modulen mit etwa 40 bis 80 Watt. Hier kommen etwa Craftfull Adventure Solarpanel 60 Watt, Könner & Söhnen KS SP 60 Watt und Balderia SP60 mit 60 Watt infrage. Selbst wenn diese Panels nur die Hälfte der versprochenen Leistung bringen, reicht das noch aus, um Smartphone oder Powerbank fix aufzuladen.
Muss die Ausrüstung nicht im Rucksack transportiert werden, ist auch deutlich mehr Leistung möglich. Die mobilen Solarmodule gibt es bis zu einer Leistung von 400 Watt, was sich dann allerdings auch in Größe, Gewicht und Preis niederschlägt. Solche klappbaren XL-Panels lohnen sich allerdings nur in Kombination mit einem Stromspeicher, etwa einer Powerstation. Die günstigsten, empfehlenswerten Modelle aus unseren Einzeltests zeigen wir in der Top 10: Die beste Powerstation bis 300 Euro – LiFePo4 und über 600 Wh. Möchte man seine Gadgets ohne Zwischenspeicher direkt am Panel laden, muss dieses über einen entsprechenden USB-Ausgang verfügen. So sind etwa in den 100-W-Solarmodulen von Jackery, Nicesolar und dem nur halb so teuren No-Name-Modell oder dem 50-W-Modul von Flashfish zusätzliche USB-Ladeports vorhanden. Diese liefern, anders als kleinen Paneels, auch bei mäßigem Sonnenschein volle USB-Power.
So praktisch die genannten Lösungen für gemäßigte Verbraucher wie Smartphone oder Actioncam sein mögen, zum Laden oder Betreiben von stärkeren Verbrauchern sind sie nicht geeignet. Wer unterwegs auch den Laptop, die Kühlbox oder das RC-Ladegerät verwenden möchte, benötigt einen mobilen Stromspeicher mit 230-Volt-Steckdose. Mobile Solargeneratoren gib es, ähnlich wie die Solarpanels, in zig Größen, abhängig vom Verwendungszweck.
Ideal für den Transport im Rucksack sind hier besonders kleine Modelle wie die Jackery Explorer 300 Plus (Testbericht). Diese leistet immerhin bis zu 300 Watt am 230-Volt-Anschluss und bis 100 Watt per USB-C. Die LiFePO4-Akkus speichern 288 Wh. Zusammen mit dem 60-Watt-Panel des Herstellers passt beides zusammen prima in den Rucksack. Andere leichte und günstige Powerstations sind etwa die Modelle Popdeer S500 (Testbericht) und Powdeom EV700 (Testbericht).
Wer mehr Leistung benötigt, bekommt auch sehr starke Powerstations mit bis zu 3600 Watt und einer Kapazität von über 5 kWh. Zum Laden solcher XL-Stromspeicher benötigt man dann allerdings auch ausreichend starke Panels und mobil sind solche Geräte auch nur bedingt.
Theoretisch eignen sich auch benzinbetriebenen Stromgeneratoren für die Stromversorgung beim Camping oder am Strand. Die Verbrennungsmotoren der Generatoren sind allerdings sehr laut, produzieren Abgase und benötigen Treibstoff. Leiser und nur von der Leistung der Sonne abhängig sind hingegen Solargeneratoren mit integriertem Akku.
Eine größere Auswahl an günstigen Geräten als im deutschen Handel findet sich etwa auf den Seiten von Banggood oder Geekmaxi.
Es gibt unzählig viele Solarrucksäcke, bekannte Marken wie Samsonite oder Eastpack sucht man allerdings vergebens. Einer der bekanntesten Hersteller, der sich auf Rucksäcke mit integriertem Solarpanel spezialisiert haben, ist Sunnybag. Der Hersteller bietet erfahrungsgemäß eine hohe Qualität, welche sich unter anderem in der guten Verarbeitung und einem beigelegten Messprotokoll des Solarmoduls zeigt. In der Praxis sind dies hier genutzten Modelle zwar etwas größer und leistungsstärker als bei Powerbanks, wirklich viel Leistung sollte man aber auch hier nicht erwarten.
Die meisten angebotenen Rucksäcke sind ausreichend groß für den Alltagsgebrauch. Viele Modelle haben ein extra gepolstertes Notebook-Fach. Einige kleine Rucksäcke sind hingegen nur für Kamera, Geldbeutel und Smartphone konzipiert. Wer den Rucksack täglich nutzt, sollte zu einem wasserdichten Modell greifen. Zwar gibt es auch preiswerte Solarrucksäcke ab 40 Euro, diese sind aus unserer Erfahrung aber häufig schlechter verarbeitet als die teuren Modelle. Das betrifft neben der Material- und Nahtqualität hauptsächlich die Reißverschlüsse. Bei billigen Rucksäcken verklemmen sich diese oder gehen unter Last kaputt.
Ein abschließender Tipp aus eigener Erfahrung. Befindet sich der Solarrucksack nicht in der Sonne, sollte man auch keine Verbraucher anschließen. Deren Akku könnte sich im Zweifel sogar leeren. Wer sich für das Thema interessiert, dem empfehlen wir die Kaufberatung Solarrucksack: Die perfekte Ergänzung zur Powerbank?
Wer sich unterwegs autark mit Strom versorgen möchte, muss Kompromisse zwischen Leistung und Mobilität eingehen. Soll es möglichst klein und leicht sein, kommen in erster Linie kleine Stromspeicher mit schwachem Paneel infrage. Diese liefern zwar Strom für USB-Verbraucher, landen allerdings nur sehr langsam auf. Im Zweifel sollte man hier auf die Solarzellen verzichten und gleich eine Powerbank mit mehr Kapazität kaufen. Geeignete Modelle zeigen wir im Artikel Starke Powerbanks ab 20.000 mAh für Laptop & Co.: Mobile Akkus ab 17 Euro.
Der Solarrucksack kann sich lohnen, wenn man ihn tatsächlich viel in der Sonne nutzt. Ladevorgänge dauern wegen der geringen Leistung trotzdem sehr lange. Mehr Power bieten klappbare Solarpanels mit USB-Ausgang – diese sollten dann aber mindestens 40 Watt aufwärts bieten.
Echte Unabhängigkeit versprechen die Powerstations mit integriertem Solargenerator und zusätzlichem Photovoltaikpanel. Diese bieten ausreichend Leistung auch für starke Verbraucher und außerdem genügend Kapazität, um auch mal einen Tag ohne Sonne zu überbrücken. Dieser Luxus geht allerdings zulasten der Mobilität. Mehr Informationen zu diesen kleinen Solarkraftwerken zeigt der Ratgeber Mehr als Notstromversorgung: Darum gehört eine Powerstation in jeden Haushalt. Die besten Modelle aus unseren mehr als 50 Einzeltests zeigen wir in den Bestenlisten:
Ende Dezember 2023 ist die Strompreisbremse gefallen. Doch die große Preiserhöhung blieb aus. Stand Januar 2024 gibt es Stromtarife mit einem Arbeitspreis ab 24 Cent. Zum Vergleich: Im November 2023 zahlte man ab 23 Cent – der Preis wurde anhand der Angebote in mehreren deutschen Großstädten recherchiert.
Gleiches gilt für Gastarife. Diese gibt es derzeit ab 7 Cent pro kWh statt zuletzt 20 Cent im Januar 2023. Auch hierfür bieten wir ein entsprechendes Vergleichsangebot im heise Tarifvergleich.
Wer sich nicht selbst um günstige Preise und Anbieterwechsel kümmern will, kann zu Wechselservices wie Remind.me gehen. Der Anbieter bietet kostenlose Wechsel zwischen Strom- und Gasanbietern an. Dabei erhält der Kunde vorab eine Empfehlung und kann sich dann für oder gegen das jeweilige Angebot entscheiden. Vorteil: Remind.me vergleicht über 12.000 Tarife und meldet sich automatisch, wenn man einen Vertrag wechseln kann.
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