Amazon Echo Spot im Test: Sprachassistent mit Display
Daniel hat 2001 als Volontär bei der Zeitschrift PC Direkt angefangen. Nach seiner Ausbildung testete er vor allem PC- und IT-Produkte wie WLAN, DVD-Brenner und neue Technologien wie Web Pads, die Vorgänger der Tablets. Darauf folgte noch ein Ausflug in die Redaktion der Multimedia-Zeitschrift AVDC, bevor er in den Online-Journalismus wechselte.
Los ging's im Newsroom von VNUnet, kurze Zeit später verantwortete er die deutsche Ausführung des Gadget-Blogs Gizmodo. Dann baute er den deutschen Ableger von CNET auf, bevor er 2013 zur Gründung von TechStage zu heise medien wechselte. Im Laufe der Zeit entwickelte er TechStage zur Kaufberatungs-Webseite weiter, die 2024 in heise bestenlisten aufgegangen ist.
Nach dem Echo Show ist der neue Echo Spot der zweite Amazon-Lautsprecher mit dem Sprachassistenten Alexa, der Zusatzinformationen über ein integriertes Display darstellt. Wie gut das klappt und ob man das braucht, zeigt unser Testbericht.
Während der große Echo Show (Testbericht) mit seinem 7-Zoll-Display ein großer, auffälliger Kasten ist, passt der Echo Spot überall hin. Er macht eine gute Figur als „Radiowecker 2.0“ auf dem Nachttisch, als Küchenuhr mit Timer auf der Arbeitsplatte oder im Wohnzimmerregal oder auf dem Wohnzimmertisch – wäre da nicht die zwingend nötige Stromversorgung über das mitgelieferte Netzteil, die den Woman-Acceptance-Factor (WAF) zumindest für den Wohnzimmertisch fast auf Null zurückschraubt.
Der Echo Spot sieht etwa aus wie ein Tennisball, von dem man eine Seite abgeschnitten hat. Dort befindet sich nun das runde Display im 2,5-Zoll-Format. Obwohl wir bei der kreisrunden Anzeige automatisch an Smartwatches denken, hinkt der Vergleich: Die Displays der portablen Uhren messen in den meisten Fällen zwischen 1,2 und 1,4 Zoll, dagegen ist das Display des Echo Spot mit seinen 64 mm im Durchmesser fast riesig.
Das restliche Gehäuse ist aus Kunststoff gefertigt; der Echo Spot ist wahlweise in Schwarz oder Weiß zu haben. Die komplette Front wird von einer Scheibe echtem Glas dominiert, die außerhalb des Displays etwa einen 1 cm breiten Rahmen lässt. Oberhalb des Displays befindet sich die Linse der integrierten Kamera, daneben – ganz versteckt – ein Helligkeitssensor. Die Oberfläche ist berührungsempfindlich, der Echo Spot ist also neben Sprachbefehlen und der Alexa-App für iOS und Android auch über seinen eigenen Touchscreen bedienbar.
Auf der Oberseite gibt es drei Tasten: Lauter, leiser und „Mute“, wobei der Stummschalter sich auf Mikrofon und Kamera und nicht auf den eingebauten Lautsprecher bezieht. Um die Tasten herum finden sich vier Mikrofone für die Sprachanweisungen, unten sitzen in einer Aussparung Klinkenbuchse zum Verbinden externer Lautsprecher sowie der Anschluss des Netzteils.
In der Praxis überraschen uns die insgesamt doch recht großen Abmessungen des Echo Spot sowie sein hohes Gewicht von 460 Gramm. Das gesamte Gerät wirkt hochwertig verarbeitet.
Grundsätzlich kann der Echo Spot das, was andere Echo-Produkte auch können: auf Sprachbefehle reagieren. Das können Befehle für die Smart-Home-Technik sein („Alexa, mach' die Stehlampe im Wohnzimmer an“ ), Musikwünsche („Alexa, spiele Eminem“ ), einfache Fragen („Wie wird das Wetter morgen“ ) und Informationen von Amazon-Partnern.
Zusatzinformationen kommen wie bei den anderen Smart Speakern von Amazon auch über Erweiterungen ins Haus. Die Erweiterungen sind organisiert wie ein App Store und höhren auf den Namen Skills . Entsprechende Skills gibt es etwa von der deutschen Bahn, die Reiserouten berechnet und auf aktuelle Verspätungen hinweist, von der Tagesschau und von unseren Kollegen von heise online für einen Podcast, die sogenannte tägliche Zusammenfassung in Ton und Bild oder von etlichen Drittanbietern, die Spiele wie Stadt-Land-Fluss oder Akinator ins Wohn- oder Schlafzimmer bringen.
Das Display ist in allen Fällen aber nur Beiwerk. Priorität liegt auf der Sprachausgabe, allerdings gibt es Zusatzinfos. Bei der Wiedergabe von Musik laufen beispielsweise ganz Karaoke-mäßig die Lyrics über den Screen, die Bahn-App zeigt Abfahrtszeiten an und der Wetterdienst simple Grafiken, die die Wettervorhersage untermauern. In den meisten Fällen ist das nett, aber auch nicht wirklich nötig.
Exklusiv für die Display-Varianten der Echos ist die Integration der Amazon-Prime-Bibliothek, man kann Filme und Serien also direkt auf dem Echo schauen. Allerdings ist das irgendwie nicht ganz das Gelbe vom Ei. Zum Einen wollen moderne Filme und Serien im Ultrabreitbildformat irgendwie nicht so ganz auf das runde Display passen. Per Sprachbefehl („Alexa, vergrößern“ ) hat man die Wahl, ob man einen runden Ausschnitt aus der Mitte des Bildes auf dem kompletten Display sehen möchte oder fast die komplette Breite des Films, dafür aber mit breiten Streifen oben und unten. Noch mehr stören wir uns aber an der unpraktikablen Bedienung: Wofür baut man denn einen Touchscreen ein, wenn man die gewünschte Serie dann umständlich per Sprache heraussuchen muss? Das Abrufen einer bestimmten Folge einer bestimmten Staffel ist zäh, eine Übersicht, gar mit einer Inhaltszusammenfassung, gibt es auf dem Display gar nicht. Rudimentäre Funktionen zum Spulen, für Pause oder 10-Sekunden-Sprünge sind vorhanden, aber so wirklich Spaß will dabei nicht aufkommen. Schade, als Mini-Display, um beim Einschlafen noch ein paar Minuten in die Serie zu blicken, hätte der Echo Spot eine gute Figur gemacht. Vielleicht kommt das ja alles noch mit einem Software-Update. Und dann könnte Amazon auch gleich noch Youtube-Unterstützung hinzufügen. Wobei das wohl erst passiert, wenn die Streithähne sich beruhigt haben .
Wie der Echo Show (Testbericht) bringt auch der Echo Spot eine Video-Telefoniefunktion mit. Per Sprachbefehl kann man andere Echo-Nutzer mit Kamera anrufen. Auf diesem Weg ist auch eine Kommunikation mit anderen Räumen des Hauses möglich. Wer möchte, kann auch direkt den Blick in einen anderen Raum erhaschen – ohne, dass jemand den eingehenden Anruf annehmen muss. Selbstverständlich ist dafür eine gesonderte Freigabe nötig, und die ersten Sekunden der Übertragung legt sich eine virtuelle Milchglasscheibe über die Kamera des Angerufenen. So bleibt Zeit, den Finger aus der Nase zu ziehen.
In Anbetracht der noch geringen Verbreitung von Display-Echos ist das Spielerei. Schade, dass Amazon andere Dienste für Videotelefonate wie Microsoft Skype, Apple FaceTime oder WhatsApp derzeit aussperrt. Immerhin, mobil auf dem Handy kann man über die Alexa-App telefonieren.
Der miese Kontrast des Displays des großen Bruders, dem Amazon Echo Show , ist uns negativ aufgefallen. Auf Anhieb finden unsere Kollegen die Anzeige des Echo Spot deutlich besser. Wer genau hinsieht, bemerkt aber auch hier ein Grau statt Schwarz in Bereichen, in denen nichts angezeigt wird. Es fällt jedoch einfach nicht so stark auf, was sicherlich auch am kleineren Display liegt.
Insgesamt können wir uns nicht beschweren, was die Qualität angeht. Farben und Blickwinkel stimmen, das Echo-Spot-Display kann sich sehen lassen.
Der integrierte Lautsprecher leistet mehr, als wir ihm zugetraut hätten. Allerdings lässt er sich über seine kritische Lautstärke hinaus aufdrehen: Im oberen Viertel des Regelbereichs übersteuert die Box, der Klang – vor allem von Musik – wird schlecht. Für die Sprachansagen von Alexa reicht es aber noch. Unterm Strich sind wir dennoch positiv überrascht. Die Lautstärke reicht auch bei 75% aus, um für angemessene Musik, etwa im Schlafzimmer, zu sorgen; der Klang ist gut. Er reicht nicht an den Echo 2 (Testbericht) oder den Echo Plus (Testbericht) heran, ist aber deutlich besser als der des Echo Dot (Testbericht) .
Wenn das nicht ausreicht, kann man wie bei den größeren Geschwistern einen zusätzlichen Lautsprecher oder eine Stereoanlage per Klinkekabel oder Bluetooth anbinden.
Bei der Einrichtung des Echo Spot hilft der Touchscreen ungemein. Eine komfortable, logische und intuitive Oberfläche hilft beim Verbinden mit dem WLAN sowie beim Einrichten des Amazon-Kontos. Schade, dass sich das User Interface so nicht durchzieht. Leider lässt sich nicht immer alles per Touchscreen einstellen. Oft verlangt der Echo Spot nach Spracheingaben, obwohl man bereits mit dem Finger auf dem Display ist – wie das oben genannte Beispiel mit der Wiedergabe von Videos aus das Amazon-Prime-Bibliothek.
Ein positives Beispiel sind die praktischen Erinnerungsfunktionen („Erinnere mich in 8 Minuten an Pasta“ ), von denen man zum Beispiel beim Kochen gleich mehrere an den Start bringen kann. Auf dem Display erscheint eine Liste, die man mit dem Finger scrollen kann, das Löschen einzelner Timer ist per Sprachbefehl und Fingerwisch möglich.
Der Homescreen zeigt standardmäßig eine analoge Uhr. Hier gibt es verschiedene Skins zur Auswahl, digitale oder analoge Uhren, mit Grafiken oder eigenen Bildern. Die Anpassung erfolgt über den Touchscreen. Ähnlich wie bei Android-Smartphones wischt man von oben nach unten ins Bild und bekommt in einem Menü Zugriff auf drei Touch-Tasten: Einstellungen, Startseite und den Bitte-nicht-stören-Modus. Außerdem zeigt der Echo Spot ähnlich wie der Show diverse Nachrichten oder die Wettervorhersage an, wenn es gerade sonst nichts zu tun gibt.
So intuitiv die Steuerung per Sprache in den meisten Fällen auch ist – gelegentlich muss man allerdings lernen, wie Alexa die Befehle gerne hören würde. Beim Echo Spot haben wir uns am Anfang mit dem Touchscreen etwas schwergetan, es ist nicht alles intuitiv. Wenn man sich eine Viertelstunde mit der Oberfläche beschäftigt, kommt man aber gut klar.
Aktuell gibt es in der Meinung wohl zwei Extreme: Entweder sind Echos Wanzen, die sich nur Idioten freiwillig ins Haus stellen. Oder sie sind der nächste, logische Schritt einer technischen Evolution, der nur von Technikfreinden und Bedenkenträgern abgelegt wird.
Fakt ist: Natürlich stellt man sich ein Gerät ins Haus, das das Potential hat, als Wanze zu agieren. Fakt ist aber auch, dass das Thema Sprachassistent – und damit ein wichtiger Zukunftsmarkt für große Technologiekonzerne wie Amazon, Microsoft, Google und Apple – sich in dem Moment erledigt hat, in dem zum ersten Mal ein Sicherheitsforscher nachweist, dass die kleinen Kisten mehr Daten abhören und ins Netz übertragen, als sie sollten. Wie man zu dem Thema steht, muss man ganz persönlich für sich entscheiden.
Wer dem Schalter auf der Oberseite nicht traut, dass er die Kamera wirklich abschaltet, kann sich als Zubehör eine komfortable Abdeckkappe dazubestellen. Denn der Unterschied zwischen einem Mikrofon im Wohnzimmer und einer Kamera im Schlafzimmer ist durchaus noch einmal groß.
Der Amazon Echo Spot ist aktuell in Schwarz und Weiß zu haben.
Der Echo Spot ist aus unserer Sicht der bessere Show: Beim Amazon Echo mit großem Display fehlt uns in vielen Fällen die Begründung, wofür eine Anzeige überhaupt nötig ist. Beim Echo Spot wirkt das alles passender. Vielleicht auch deswegen, weil das Display einfach viel kleiner ist.
Als Radiowecker macht der Echo Spot eine ganz hervorragende Figur – und das nicht nur im Schlafzimmer, wo sein Einsatz samt Kamera und Mikrofon vermutlich sowieso die eine oder andere Diskussion verursacht. Er findet einen guten Platz in der Küche oder im Wohnzimmerregal. Qualität und Lautstärke des Lautsprechers reichen nicht, um eine Party zu beschallen, aber voll und ganz für Hintergrundsound.
Letztlich ist der Echo Spot die logische Weiterentwicklung der Echos. Wer nur ein paar Smart-Home-Aufgaben und gelegentlich einen Timer für's Nudelwasser laufen lassen möchte, braucht das Display nicht und kann auf den deutlich günstigeren Echo Dot zurückgreifen. Irgendwie stylischer ist es dann aber schon mit der Anzeige.
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