Sharp Aquos LC-70UI7652E im Test: 70 Zoll, 840 Euro
Der UHD-Fernseher von Sharp lockt mit einem sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis. Oft zahlt man weniger als 800 Euro für das 4K-Monster mit HDR. Wir testen das Gerät.
Seien wir doch ehrlich, bei einem Fernseher zählt die Größe mindestens so viel wie das Innenleben. Kein Wunder, dass der Sharp Aquos LC-70UI7652E unser Interesse geweckt hat. Er besitzt eine Bildschirmdiagonale von 70 Zoll und kostet weniger als 840 Euro. Was kann das Ding also? Kauft man sich damit einen Flop oder einen (im wahrsten Sinne des Wortes) Hingucker? Wir testen den UHD-TV im Rahmen unserer Themenwelt UHD-TVs . Übrigens, wer es noch größer mag, der sollte einen Blick in unsere Themenwelt Kurzdistanz-Beamer werfen.
Beim Design gibt es wenig Überraschungen. Der 70-Zoll-TV sitzt stabil auf zwei seitlichen Füßen, ansonsten sind alle Anschlüsse seitlich und hinten. Beim Aufbau sollte man auf keinen Fall alleine sein, zwei Leute sind Pflicht, um das 28 kg schwere Gerät unversehrt aus der Packung zu bekommen. Ein Problem im Test: Unser Fernsehtisch war zu klein. Abhilfe schaffte ein Tisch aus dem Aufenthaltsraum. Die Lektion hier ist, dass man für diesen TV ordentlich Platz braucht. Kein Wunder mit Abmessungen von 157 × 97 × 33 cm. Unser Tipp: Der Fernseher muss auf eine Bank oder ein Regal, die meisten klassischen TV-Tische oder -Schränke dürften zu klein sein.
Die Anschlüsse sind seitlich und auf der Rückseite. Je nach Platzierung sind vor allem die Anschlüsse auf der Rückseite etwas schwerer zu erreichen, entsprechend sollte man nicht zu häufig umstecken. Die Anschlüsse sind nicht allzu viel, bis zu drei HDMI-Geräte finden am TV Platz. Ein Anschluss ist mit HDMI ARC, eignet sich also für eine Soundbar oder ähnliches.
Leider setzt Sharp beim Betriebssystem auf Aquos Net+, eine eigene Entwicklung. Das ist an sich nicht verkehrt, das Setup oder die Kanalsuche etwa klappt einfach und schnell. Es fehlen aber Features, die man von Android TV gewöhnt ist. Allen voran ist das Chromecast. Ja, es ist zwar Miracast als Empfangstechnik mit an Bord, das unterstützen aber deutlich weniger Geräte.
Das andere Problem ist da Thema Apps. Netflix ist glücklicherweise vorinstalliert und hat einen festen Platz auf der Fernbedienung. Doch dann wird es im App-Store von Aquos Net+ auch schon eng. Interessant sind vielleicht noch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, Dienste wie Amazon Prime Video oder Joyn sucht man aber vergebens. Unser Tipp für alle, denen Netflix nicht reicht: Einfach einen Fire Stick 4K (Testbericht) , einen Chromecast Ultra oder einen Fire TV Cube (Testbericht) mit einzukaufen und das Thema Apps und Streaming darüber abzuwickeln.
Sharp setzt beim TV auf ein Direct-Lit-Display mit UHD-Auflösung. Direct Lit verteilt gleichmäßig LEDs hinter dem Display, mit dem sich die Bildpunkte ausleuchten lassen. Das sorgt für eine bessere Helligkeitsverteilung als bei Edge-Lit-Geräten. Im Test hatte der Aquos LC-70UI7652E ein solides Bild, das gleichmäßig Hell ist. Clouding haben wir nur bei den komplett weißen Testbildern gesehen, dann war es aber deutlich sichtbar. Die gute Nachricht: So viel weiß gibt es sowohl bei Filmen wie bei Videospielen selten bis gar nicht. Beim deutlich häufiger vorkommenden Schwarz gibt es nur ein minimales Clouding, welches man meist gar nicht bemerkt. Der Kontrast ist gut für ein Nicht-OLED-Gerät, wobei man die Helligkeit nicht weit über 50 stellen sollte. Sonst säuft das Bild im Hellen ab.
Wo der Sharp krass nachlässt, ist bei der gemessenen Helligkeit. Bei der Avengers: Infinity War -Szene in Nidavellier, bei der Thor die Iris des Sterns öffnet und ein heller Lichtstrahl in die Schmiede fährt, haben wir maximal 300 cd/m² gemessen. Das ist weit weg von den 680 cd/m², die etwa der OLED-TV Sony KD-65AG9 (Testbericht) in der gleichen Szene auswirft. Zudem schaltet der Sharp bei der Bild-Auswahl gerne in den Eco-Modus, wir mussten manuell auf Dynamisch stellen. Die anderen Presets, etwa Film, kann man gleich links liegen lassen, Dynamisch liefert unserer Meinung nach das beste Bild.
Beim Spielen auf der Playstation 4 Pro (Testbericht) hatten wir zunächst Probleme, den HDR-Modus zu aktivieren. Der Sharp-TV bringt zwar HDR10 mit, aber offenbar ist es nicht automatisch aktiv. Stattdessen muss man in den Einstellungen unter HDMI den Schalter bei HDMI-2.0-Format auf „Verbessert” stellen. Anschließend konnte die Playstation 4 Pro die HDR-Funktionen erkennen und nutzen. Und dann spielt der Sharp seine Stärken voll aus. Es macht einfach Spaß, in Need for Speed Heat auf diesem riesigen Display durch die Straßen von Palm City zu jagen. Auch Fans von lokalen Multiplayer-Spielen kommen auf ihre Kosten. Bei Mario Kart 8 Deluxe auf der Nintendo Switch (Testbericht) hat jeder Spieler fast schon unverschämt viel Platz. Rennen werden hier aufgrund von fehlendem Können verloren, nicht, weil man nichts sieht.
Bei den Spielen fällt die Helligkeit deutlich weniger auf als bei den Filmen. Im Gegenteil, hätten wir nicht wenige Wochen zuvor noch einen OLED im Test gehabt, hätten wir wahrscheinlich wenig Unterschiede gemerkt. Allerdings ist die Größe langsam das Limit für die aktuelle Konsolengeneration: Teilweise beginnt man, Artefakte zu sehen.
Ebenfalls gut ist der integrierte Upsacler. Beim Live-TV mit einer passiven DVB-T2-Antenne hatten wir ein sehr gutes Bild, ehrlich gesagt überraschen gut für diese Größe und diese Quelle. Auch Netflix sieht auf dem TV sehr gut aus, selbst bei den älteren Filmen und in Full-HD. Als Beispiel haben wir uns mehrere ältere Filme mit Bud Spencer und Terence Hill angesehen. Deren Ausgangsmaterial ist meist nicht perfekt, dennoch waren sie auf dem 70 Zöller so spaßig wie auf einer alten Röhre. Zusätzlich haben wir über den Blu-Ray-Player Panasonic DP-UB154 (Testbericht) ein paar Folgen der Schrecklich Netten Familie auf DVD angesehen. Das 4:3 Format wirkt etwas angestaubt, die eigentliche Qualität war aber gut.
Etwas mau ist die integrierte Software bei Filmen und Serien auf USB-Datenspeichern. Die Festplatte wurde zwar schnell erkannt, allerdings sahen wir von den Testdateien auf der Festplatte noch weniger Filme als beim Sony. Dafür ist ein Streaming-Client integriert, falls man etwa die Inhalte von einer NAS streamt.
Sharp verbaut ein Soundsystem von Harman/Kardon, das ordentliche Leistung liefert. Sowohl Konsolenspiele wie auch Live-TV oder Serien kommen damit sehr gut rüber. Schwächen gibt es beim raumfüllenden Klang sowie beim Bass. Selbst ein großer TV hat offenbar einfach zu wenig Resonanzkörper. Dennoch, für den Anfang ist das System mehr als ausreichend, wer mehr braucht, der kann immer noch eine Soundbar mit Subwoofer (Themenseite) an den HDMI-ARC-Anschluss stecken.
Bei der Bedienung hatten wir wenige wirkliche Probleme. Ja, die Eingabe der Passwörter ist nervig, hier hätten wir gerne eine vollwertige Tastatur. Aber gut, damit kann man Leben. Mehr gestört hat uns, dass die HDMI-Kanäle nicht automatisch anzeigen, ob und welche Geräte an ihnen angeschlossen sind. Das macht Sony eleganter. Aber gut, das sind Kleinigkeiten, mit denen man leben kann.
Verglichen mit dem OLED KD-65AG9 von Sony ist der 70-Zöller von Sharp fast schon ein Stromsparwunder. Im Betrieb zog er zwischen 185 Watt und bis zu 192 Watt aus der Steckdose, weniger als die Hälfte des Sony OLEDs. Im Stand-By will er immer noch 0,7 Watt. Insgesamt ist das für einen TV dieser Größe und mit Direct-Lit-Display ein normaler bis guter Wert.
Der LC-70UI7652E kam vor gut einem Jahr für 1000 Euro auf den Markt. Inzwischen hat sich der Preis deutlich nach unten entwickelt. Während des Tests kostete er zwischen 799 Euro und 749 Euro, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung möchten die Händler um die 840 Euro. Hier kann man also warten, dass der Fernseher wieder günstiger wird. In dieser Preisklasse gibt es etwas Konkurrenz. Alternative Geräte sind etwa der Samsung UE70RU7099, der LG 70UM7100PLA oder der Philips 70PUS6504, leider ohne Ambilight.
Den Sharp Aquos LC-70UI7652E holt man sich nicht wegen seiner Helligkeit, dem Betriebssystem oder dem Kontrast. Er beeindruckt durch schiere Größe zu einem fast schon unverschämten Preis. Und dafür macht er seinen Job gut. Im Test in der Redaktion sahen die Inhalte wie Filme, Fotos oder Videospiele gut genug aus, um andere Mitarbeiter aus dem Gang ins Teststudio zu locken.
Wir empfehlen den TV allen, die möglichst viel Bildfläche suchen und ihre Inhalte in erster Linie von einem anderen Gerät zuspielen. Der Sharp TV ist ok, richtig gut wird er erst in Kombination mit einem Fire TV 4K Stick, einer Konsole oder einem externen Receiver.
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