Test Amazon Echo Show 2018: größer, schöner, besser, Alexa
Größeres Display, verbesserter Klang und Zigbee-Bridge – Amazon bohrt den Echo Show der 2. Generation ordentlich auf. Wir haben ihn in der Praxis getestet.
Den ersten Echo Show (Testbericht) zeigte Amazon Ende 2017: Er erweiterte das Audio-Konzept der Alexa-Sprachassistenten um ein 7 Zoll großes Display. Doch neben etwas Lob hagelte es vor allem Kritik. Zu klobig, zu klein, zu schwacher Klang, lieblose Umsetzung der visuellen Darstellung. Das hat sich Amazon zu Herzen genommen und den Echo Show für die 2. Generation vollständig überarbeitet. Das neue Modell ist schöner, größer und lauter. Ob er uns diesmal überzeugt, zeigt der Test.
Die augenscheinlichste Neuerung am neuen Echo Show ist sein auf 10 Zoll gewachsenes Touch-Display. Amazon selbst bezeichnet es als „brillant”. Wir sehen das allerdings anders: Mit einer Auflösung von nur 1280 × 800 Pixel kommt es auf eine Pixeldichte von gerade einmal 151 ppi und ist damit von brillant weit entfernt. Zum Glück fällt die geringe Auflösung bei einem Abstand ab 1 m nicht weiter auf. Helligkeit, Kontraste und Farbdarstellung des LCDs sind gut. Allerdings spiegelt das Display doch so sehr, dass man Fenster hinter dem Echo Show vermeiden sollte. Auch die Blickwinkelstabilität lässt zu wünschen übrig.
Die Displayränder sind weniger dominant als beim Vorgänger, aber dennoch zu breit für 2018. Im oberen Displayrand verstecken sich vier nach vorne gerichtete Mikrofone und eine Kamera. Auf der schmalen oberen Kante sorgen zwei Knöpfe für die Lautstärkeregelung. Ein Knopf schaltet das Gerät auf taub, damit es nicht mehr zuhört. Außerdem strahlen dort vier weitere Mikrofone nach oben. Wie bei allen von uns getesteten Echo-Geräte funktioniert auch hier die Kombination der Richtmikrofone sehr gut.
Die komplette Rückseite überzieht ein wahlweise weißer oder schwarzer Stoff. Damit passt er optisch perfekt zum neuen Amazon Echo Dot 2018 (Testbericht) und dem Amazon Echo Plus 2018 (Testbericht) . Um für das größere Display Platz zu schaffen, verbreitert Amazon den Show deutlich. Auch in die Tiefe ist er etwas gewachsen, dafür verkürzt Amazon die Höhe.
Die zwei 50-mm-Neodymin-Stereotreiber sitzen nun nicht mehr nach vorne abstrahlend unter dem Display, sondern geben den Sound deutlich getrennt voneinander links und rechts leicht nach hinten gerichtet ab. Mittig auf der Rückseite befinden sich passive Bassradiatoren.
Steht der neue Echo Show vor einer Wand, reflektiert diese den Sound und erzeugt einen deutlichen Stereoeffekt. Überhaupt ist die Soundqualität viel besser als beim Vorgänger. Gerade der Bass wummert aus dem Show, dass die Tischplatte nur so vibriert. Uns war der Bass zu dominant. Allerdings bietet Amazon seit kurzem den Zugang zum Equalizer: Alexa, weniger Bass – schon ist das Problem gelöst.
Im Test des 2018 Amazon Echo Plus bezeichnen wir den Sprachassistenten als klanglich besten Echo. Das müssen wir an dieser Stelle relativieren. Der Echo Show wirkt insgesamt nochmal eine Spur voluminöser und wuchtiger, auch wenn er in höheren Lautstärken an, beziehungsweise über seine Grenzen kommt und übersteuert. Trotzdem an dieser Stelle: Auch wenn der neue Echo Show einen guten Klang bietet, “erwachsene” Lautsprecher wie der Sonos One (Testbericht) sind deutlich besser.
Der Echo Show hat ein großes Display, Kamera, sehr gute Mikrofone und Lautsprecher – bietet sich also für Videotelefonate an. Doch nach wie vor telefoniert der Show nur mit anderen Echo-Geräten oder zum Smartphone mit installierter Alexa-App. Das will Amazon bald ändern und kündigt eine Skype-Unterstützung an. Zum Testzeitpunkt war diese Funktion noch nicht verfügbar. Im Test riefen wir über den Echo Show einen Kollegen an. Das funktionierte toll, gerade die Audio-Übermittlung war geradezu perfekt.
Etwas enttäuscht sind wir von der 5-Megapixel-Frontkamera. In hell ausgeleuchteten Räumen fällt sie nicht negativ auf. Doch im schummrigen Licht vergrieselt das Bild und vermatschen die Details. Trotzdem ist die Videotelefonie ein wirklich sinnvoller Use-Case – gerade für ältere Generationen. Einmal eingerichtet, kann Oma sehr einfach per Sprachbefehl ihre Enkel sehen und höhen.
Der Echo Show unterstützt auch WLAN-Überwachungskameras, unter anderem das Netgear-Arlo-System. Nutzer in Foren beschweren sich jedoch darüber, dass dieser Skill unzuverlässig funktioniere. Wir haben das mit der etwas älteren Arlo und der Arlo Q ausprobiert und stießen auf keine Probleme.
Auch mit Produkten wie der smarten Videoklingel Ring (Testbericht) soll der Sprachassistent mit Display bald besser zusammenarbeiten. Wenn jemand klingelt, zeigt Echo Show auf Zuruf den Besucher.
Überhaupt arbeitet der Echo Show nun besser mit Smart-Home-Geräten zusammen – zumindest, wenn sie den weit verbreiteten Zigbee-Standard für die kabellose Kommunikation nutzen. Denn vergleichbar mit dem neuen Amazon Echo Plus 2018 (Testbericht) integriert er von Haus aus eine Zigbee-Bridge, über die sich kompatible Smart-Home-Geräte direkt und ohne eigene Bridge mit dem Router verbinden. Darauf wie beim Echo Plus 2018 einen Temperatursensor zur Steuerung der smarten Heizung oder ähnlichem zu integrieren, verzichtet Amazon.
Wie von anderen Echo-Geräten gewohnt, spielt auch der Echo Show seine Musik von Amazon Music Unlimited, Amazon Prime Music oder Spotify ab. Das Display zeigt unter anderem Bandname, Titel, Album und Coverbild an, bei Amazon-Streaming-Diensten läuft ähnlich wie beim Karaoke der Songtext mit. Außerdem integriert Amazon sein Video-Angebot Instant Video. Dabei navigiert der Show durch die Stimme gesteuert (Alexa, scrolle nach rechts ) zielsicher durch Menüs und wählt (Alexa, spiele Nummer drei ) das gewünschte Video. Sollte das nicht wie gewüscht klappen, hilft der Touchscreen.
Nachdem Google aufgrund von Streitigkeiten mit Amazon sein Videoangebot Youtube Ende 2017 vom alten Echo Show 1. Generation mehrfach entfernte , spielt der Echo Show 2018 entsprechende Video wieder ab – wenn auch etwas umständlich. Denn eine eigene Youtube-App gibt es nicht. Stattdessen nutzt der Show den vorinstallierte Silk- oder Firefox-Browser, und die Youtube-Videos anzuzeigen. Diese Browser können auch zum klassischen Surfen per Sprachbefehl geöffnet werden. Die Eingabe einer URL-Erfolgt dann aber auf dem Touchscreen per virtueller Tastatur und nicht mehr verbal. Als Suchmaschine kommt Microsoft Bing zum Einsatz.
Der Show unterstützt WLAN und Bluetooth, hat aber keinen 3,5-mm-Klinkenstecker. Seinen Strom bezieht er von einem 30-Watt-Netzteil mit Hohlsteckeranschluss, direkt daneben befinden sich ein Micro-USB-Port und ein Kensington-Lock.
Während beim Rest der Echo-Familie die Einrichtung über die Alexa-App erfolgt, nutzt der neue Echo Show dafür ausschließlich die Touch-Bedienung auf dem großen Display. Die einzelnen Schritte werden gut erklärt, die Einrichtung geht insgesamt etwas leichter von der Hand, was besonders die weniger App-affine Zielgruppe freuen wird.
Der Amazon Echo Show kostet zum Zeitpunkt der Markteinführung 230 Euro. Amazon legt zum Start eine dimmbare Philips Hue White im Wert von 17 Euro bei, die sich dank Zigbee-Unterstützung direkt mit dem Echo Show verbindet. Der 2017er Echo Show kostete zu Beginn ebenfalls 230 Euro und ist mittlerweile auf 130 Euro gefallen. Wir gehen stark davon aus, dass auch der 2018er Echo Show bald in diversen Angeboten deutlich günstiger zu haben ist. Bis zur Cyber Week am 19.11., zu der üblicherweise Amazon-eigene Produkte im Preis fallen, ist es nicht mehr lange hin.
Wer mit dem Gedanken spielt, einen Smart-Speaker mit Display zu kaufen, sollte zum Echo Show 2018 greifen – auch wenn der Echo Show 2018 (Testbericht) derzeit 100 Euro günstiger ist. Zu groß sind die Verbesserungen. Besonders gefällt uns der vollere Klang und das deutlich gewachsene Display. Tatsächlich macht es bei vielen Anfragen Sinn, zu den verbalen Antworten Alexas zusätzlich visuelles Feedback zu bekommen. Auch für Videotelefonie ist der Show gut geeignet und endlich funktioniert: Alexa, zeig mir Katzenvideos . Der Show mausert sich außerdem ähnlich wie der Amazon Echo Plus 2018 (Testbericht) dank integrierter Zigbee-Bridge zur zentralen Steuereinheit für Smart-Home-Geräte.
Schade jedoch, dass Amazon wieder keine 3,5-mm-Klinkenstecker verbaut und wieder auf eine 5-Megapixel-Kamera mit Schwächen in dunklen Umgebungen setzt. Wer weder Display noch Zigbee-Bridge braucht und auch mit etwas weniger Sound zurechtkommt, sollte sich den Amazon Echo Dot 2018 (Testbericht) anschauen. Für einen Bruchteil der Kosten bietet auch dieser Smart-Speaker jede Menge Funktionen.
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