Lenovo T1 Pro mit Absaugstation
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später dann als leitender Testredakteur insgesamt fast 15 Jahre beim Mobilfunkmagazin areamobile.de. Nach so langer Zeit ist er nun froh, bei Heise Bestenlisten by TechStage zusätzlich auch über Roboter aller Art, eBikes, Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher, Lautsprecher, Modellflugzeuge und allerhand andere technische Spielereien schreiben zu können.
Der chinesische Hersteller Lenovo baut Smartphones, Laptops, Tablets und vieles mehr – jetzt auch Staubsaugerroboter für Deutschland. Der T1 Pro soll dabei vor allem mit niedrigem Preis und einer Absaugstation punkten, die es sonst meist nur bei teuren Modellen gibt.
Den Lenovo-Sauger gibt es in zwei Versionen: T1 und T1 Pro. Beide Modelle sind baugleich, allerdings ist beim Pro-Modell die Absaugstation gleich mit dabei. Los gingen die Preise zwischendurch bei unter 200 Euro (T1) und unter 300 Euro (T1 Pro), das klingt nach einem verlockenden Angebot. Erklärt werden die niedrigen Preise durch den Einstieg Lenovos in den deutschen Saugroboter-Markt, der so besser gelingen soll. Eine nachvollziehbare Taktik.
Der Test erscheint in unserer Themenwelt Saugroboter, dort sind schon Tests zu Roborock S6 MaxV (Testbericht), Roborock S5 (Testbericht) und die Kaufberatung Saugroboter von 50 bis 1000 Euro (Ratgeber) erschienen.
Optisch hebt sich der Lenovo T1 (Pro) kaum von der riesigen Konkurrenz ab. Das Modell ist rund, bietet zwei Seitenbürsten vorne links und rechts und einem Bumper vorne. Dieser signalisiert den Kontakt mit Möbelstücken und anderen Objekten und präsentiert sich in zeitlosem Weiß. Im Gegensatz zu Roborock- oder Xiaomi-Modellen wie dem Roborock S6 MaxV (Testbericht) sitzt der Laser-Turm genau mittig und die typischen drei Bedientasten am Gerät sind in einem Kunststoffkreis direkt am Turm und nicht wie sonst weiter außen angebracht. Aufgelockert wird das Design durch ein paar bronzefarbenen Akzente. Die Oberseite des Roboters lässt sich nicht wie bei der Konkurrenz aufklappen und besteht zudem aus Glas – das wirkt hochwertig. Die Verarbeitung ist insgesamt gut und wirkt nicht billig.
Das gilt mit Abstrichen auch für die recht voluminöse Absaugvorrichtung, in die der Staubsaugroboter vorwärts hineinfahren muss, um nach dem Vorgang wieder hinauszumanövrieren und rückwärts zum Laden einzuparken - umständlich. Der Absaugvorgang selbst ist mit rund 74 Dezibel in einem Meter Abstand ohrenbetäubend laut und erinnert an ein Düsentriebwerk, im Betrieb konnten wir beim Sauger selbst hingegen angenehm moderate 57 Dezibel im Standardmodus messen. Eine automatische Saugkraftverstärkung beim Befahren von Teppich gibt es nicht. Leider fehlt der Absaugstation ein Kabelmanagement und das Stromkabel kommt fest direkt hinten unten aus dem Gerät. Direkt an einer Wand lässt sie sich daher nur mit leichtem Abstand aufstellen.
Gesteuert wird der Lenovo T1 (Pro) über die drei Tasten auf der Oberseite, mit der eine normale Reinigung oder eine Spot-Reinigung eingeleitet sowie die Rückkehr zur Absaugstation befohlen werden kann. In den meisten Fällen wird aber wohl die Smartphone-App zum Einsatz kommen. Sie zeigt dann wie gewohnt eine Karte der Umgebung, auf der der Reinigungsfortschritt zu finden ist und erlaubt diverse Einstellungen wie die Einrichtung von Sperrzonen. Die App ist umfassend und bietet eine Anbindung an Sprachassistenten wie Alexa und Google Assistant. Sie bringt alle Funktionen mit, die teurere Konkurrenten anbieten – mit einem großen Unterschied. Teils ist die Anordnung der Elemente unintuitiv und die Übersetzung dermaßen schlecht, dass vor allem Neulinge auf dem Gebiet der Saugroboter nicht erkennen können, was der Hersteller mit einzelnen Unterpunkten eigentlich sagen will. Da hilf dann nur Ausprobieren – das sollte bei so einem großen Hersteller wie Lenovo eigentlich nicht passieren. Ähnliches kennen wir bereits von Hersteller Proscenic, dessen App ebenfalls Fragen aufwirft – nur ist Proscenic kein großer weltweit agierender Konzern wie Lenovo.
Noch peinlicher wird es bei der Sprachausgabe des T1. Die App bietet mehrere Audio-Lokalisierungen an, aus nachvollziehbaren Gründen haben wir uns auf Englisch und Deutsch konzentriert. Dabei fiel auf, dass Lenovo offenbar eine Stimme/Sprecherin für alle Sprachen verwendet hat. Entsprechend hört man den (vermutlich) chinesischen Akzent in beiden Sprachen. Während das noch als schrullige, aber irgendwie sympathische Eigenart durchgehen könnte, schlägt das leise Schmunzeln bei nächsten Punkt in verständnisloses Grübeln um: meint Lenovo das ernst? Gemeint ist die Zuordnung einzelner Sprachansagen zu entsprechenden Vorgängen des Roboters.
Grundsätzlich kommentiert er alles, was irgendwie mit ihm zu tun hat: Starten der Reinigung, Absaugung per Station, Entfernen des Staubbehälters. Leider haut die Software bei unserem Testmodell mit aktueller Firmware dabei alle akustischen Ansagen komplett falsch raus: Beim Entfernen des Staubbehälters beschwert sich die weibliche deutsche Stimme über zu geringe Leistung, der Nutzer möge es doch bitte später nochmal versuchen. Steckt man den Behälter wieder zurück, soll man die Firmware (natürlich deutsch ausgesprochen) aktualisieren – bitte was?! Das erstreckt sich über nahezu alle Ansagen. Wie kann einem großen Hersteller, noch dazu bei seinem ersten Produkt in einem neuen Markt, so etwas passieren?
Davon abgesehen ist die Navigation ordentlich. Hindernisse werden – soweit möglich - gut erkannt, der Roboter fährt ausreichend nahe an ihnen vorbei und scheut sich auch nicht vor engen Passagen. Bisweilen ist er aber etwas ruppig mit Möbeln - im erträglichen Rahmen. Das regelmäßige Bahnenziehen klappt auch auf hochfloorigen Teppichen ordentlich, hier gibt es keinen Anlass für Kritik. Eine Wischfunktion ist ebenfalls vorhanden, der kleine Wassertank befindet sich nicht im Roboter, sondern in der anclippbaren Wischvorrichtung. Mehr als etwas Flüssigkeit in den daran angekletten Lappen abzugeben und ihn durch den Raum zu schleifen macht der T1 damit aber nicht. Das ist auch der Grund, warum uns Saug-Wisch-Kombigeräte beim Thema Wischen nicht überzeugt haben, der T1 ist da keine Ausnahme.
Lenovo gibt beim T1 (Pro) die Saugleistung mit 2700 Pascal an, das ist auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Leider ist die tatsächliche Saugleistung im Alltag absolut nicht auf Augenhöhe. Wir haben den T1 auf unser neues Testgelände für Staubsaugroboter losgelassen, das aus einem Quadrat mit etwa 1,2 Quadratmeter niedrigfloorigem Teppich (Teppichfliesen), etwa 1,3 Quadratmeter hochfloorigem Teppich und rund 1,5 Quadratmeter Hartboden (PVC-Fliesen) besteht. Darauf streuten wir 30 Gramm feines Vogelfutter für Sittiche und 20 Gramm sehr feinen Vogelsand möglichst gleichmäßig aus. Beim Ergebnis enttäuschte der T1: Gerade einmal 13 Gramm fand der Roboter trotz zweier Seitenbürsten nach nur 3,5 Minuten wieder – 2 Gramm Sand und 11 Gramm Futter. Dabei hinterließ er sichtbar viel Testschmutz sogar auf dem Hartboden-Bereich.
Zum Vergleich: Der teurere Roborock S6 MaxV (Testbericht) fand innerhalb von 6 Minuten 11 Gramm Sand und 24 Gramm Vogelfutter wieder. Auch hier blieben sichtbare Reste übrig, allerdings deutlich weniger. Die höhere Zeit erklärt sich beim Roborock durch ein doppeltes Abfahren der quadratischen Fläche im Automatikmodus. Eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses brauchte beim T1 allerdings auch kein zweiter Durchlauf, sodass wir dem Lenovo-Modell keine gute Saugleistung bescheinigen können. Das relativiert sich im alltäglichen Gebrauch zwar etwas, hier erreicht der T1 durch tägliche Nutzung letztendlich einen ausreichenden Säuberungsgrad von Wohnung oder Haus. Außerdem sollten Nutzer die Saugleistung in der App erhöhen, auch wenn das den Lautstärkepegel anhebt.
Pluspunkte sammelt das Modell durch den toll konzipierten Staubbehälter. Er wird hinten am Sauger entnommen und lässt sich oben aufklappen. Dabei entstehen an den Rändern keine Überhänge wie bei den meisten Konkurrenten, die dort dafür sorgen, dass Staub hängen bleibt oder neben den Mülleimer fällt. Der Papierfilter ist separat entnehmbar. Der Entnahmevorgang entfällt bei Nutzung der Absaugstation natürlich größtenteils. Je nach Verschmutzungsgrad muss der Staubbeutel aus Papier in der Station alle 2 bis 6 Wochen gewechselt werden. Dieser Komfortgewinn geht natürlich zulasten des Geldbeutels, da die Beutel auf einmalige Verwendung ausgelegt sind und nachgekauft werden wollen. Drei Beutel sind ab Werk im Lieferumfang.
Nachdem sich der Lenovo T1 (Pro) anfänglich problemlos, wenn auch etwas umständlich mit der Smartphone App verband, klappte das bei späteren Versuchen gar nicht mehr – trotz Testläufen in zwei unterschiedlichen WLANs (2,4 GHz) und mit zwei unterschiedlichen Smartphones. Da das ein Problem unseres Testmodells sein kann, geht das nicht in unsere Wertung mit ein.
Der Lenovo T1 Pro mit Saugstation war zwischenzeitlich schon für unter 300 Euro zu bekommen und ist zu so einem Preis ein absolutes Schnäppchen. Zum Testzeitpunkt lag er allerdings bei über 500 Euro. Den T1 ohne Absaugstation gab es bereits unter 200 Euro, aktuell liegt er bei 329 Euro – zu teuer.
Der Preis ist zwischendurch top, für unter 300 Euro mit Absaugvorrichtung ist das kaum zu schlagen. Der Sauger ist ordentlich verarbeitet und seht ausreichend schick aus, bietet zwei Seitenbürsten und navigiert sehr gut. Das hilft natürlich nur bedingt, wenn er so wenig Schmutz wie auf unserem Testparcours aufsaugt. Dem können Interessenten zur Not aber nicht nur mit täglicher Nutzung des T1 (Pro), sondern auch mit höherer Saugkraft entgegenwirken – sofern sich der Roboter mit der App verbindet.
Wenn Lenovo dann noch die schreckliche Übersetzung in der App und die komplett durcheinandergewürfelte Sprachausgabe korrigiert, ist der Lenovo T1 ein brauchbarer, wenn auch kein hervorragender Roboter. Wer für wenig Geld einen Staubsaugerroboter mit Absaugstation sucht, kann sich alternativ auch den Proscenic M7 Pro anschauen, den wir in diesem Artikel mit dem deutlich teureren iRobot Roomba S9 Plus verglichen haben.
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