Philips Hue im Test: Smartes Licht per App
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später dann als leitender Testredakteur insgesamt fast 15 Jahre beim Mobilfunkmagazin areamobile.de. Nach so langer Zeit ist er nun froh, bei Heise Bestenlisten by TechStage zusätzlich auch über Roboter aller Art, eBikes, Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher, Lautsprecher, Modellflugzeuge und allerhand andere technische Spielereien schreiben zu können.
Zu einem echten Smart Home gehört intelligentes Licht. Unser Test zeigt, ob Marktführer Philips Hue auch 2019 sein Geld wert ist.
Smart Speaker, Smart Displays, WLAN-Türklingeln mit Kamera, Helligkeits-, Temperatur- und Bewegungssensoren und noch viel mehr: Das alles gehört in den Themenbereich Smart Home, der auch in Deutschland immer mehr Menschen in seinen Bann zieht. Eine wichtige Komponente und gleichzeitig ein guter Einstieg für ein intelligentes Zuhause ist Licht.
Marktführer Signify, der seine Consumer-Produkte unter dem Markennamen Philips Hue vertreibt, bietet inzwischen zahllose Beleuchtungsprodukte für den Innenraum an. Damit soll das Leben nicht nur einfacher, sondern auch angenehmer werden, schließlich wirkt sich Licht auf die Psyche des Menschen aus. Wir testen das Hue-System anhand des LED-Bands Philips Hue Lightstrip Plus Starterkits.
Der Test des Philips-Hue-Systems ist Teil unserer Themenwelt zum Thema Smart Home und vernetztes Licht. In den nächsten Wochen folgen Ikea Tradfri sowie Ligtfy.
Der Gedanke hinter Hue ist einfach: Jeder, der ein Smartphone mit iOS oder Android und zuhause WLAN besitzt, kann Haus, Wohnung oder Garten mit bunten oder auch weißen intelligenten Leuchtmitteln ausstatten und vernetzen. Anschließend darf der Nutzer auf Wunsch mehrerer Leuchtmittel in Gruppen zusammenfassen und festlegen, unter welchen Umständen die enthaltenen Lampen in welcher Lichtfarbe und Intensität erstrahlen sollen.
So lassen sich spezielle Szenen für unterschiedliche Räume oder Alltagssituationen erstellen. Entdeckt etwa nachts ein Hue-Sensor (Geizhals-Preisvergleich ) Bewegung, könnte eine Nachttischlampe (Geizhals-Preisvergleich ) gedimmt warmes, gelbliches Licht abstrahlen, damit man nicht geblendet wird und sich im dunklen Haus nicht die Zehen anstößt. Oder der Außenbewegungsmelder (Geizhals-Preisvergleich ) erkennt unbefugte Personen auf dem Grundstück und der Garten wird in kühles, helles Licht getaucht, um potentielle Einbrecher abzuschrecken.
Für den Anfang bietet Signify für Philips Hue sogenannte Starterkits an. Darin enthalten sind dann beispielsweise drei smarte LED-Glühlampen mit E27-Gewinde, die in verschiedenen Weißtönen und auch farbig leuchten können sowie dimmbar sind. Außerdem ist im Lieferumfang eine Hue Bridge und ein Dimmschalter enthalten, der entweder magnetisch oder per Schrauben irgendwo befestigt oder als Fernbedienung verwendet werden kann. Bei Signify kostet so ein Starterset knapp 200 Euro, im Handel gibt es solche Kits aber auch schon deutlich günstiger (Geizhals-Preisvergleich ). Preiswerter sind sie mit Lampen ohne Farboption (Geizhals-Preisvergleich ).
Die Einrichtung der Hue-Leuchtmittel ist kinderleicht. Einfach eine Lampe an Strom anschließen, die Hue Bridge an Strom und den WLAN-Router andocken und die Hue-App herunterladen – schon ist der Großteil geschafft. Anschließend sucht die App kurz die Hue-Bridge im Netzwerk. Bei mehreren Bridges im LAN muss man die Richtige durch einen Knopfdruck am Gerät bestätigen. Normalerweise dürfte sich aber so schnell keine Verwechslungsgefahr einstellen, denn immerhin kann eine Bridge bis zu 50 Hue-Leuchtmittel verwalten – die muss man erst einmal haben.
Die einzelnen Leuchtmittel und Sensoren kommunizieren mittels Niedrigenergiefunkstandard Zigbee mit der Bridge. Gesteuert wird unter anderem per App, den erwähnten Dimm-Schaltern oder Sprache. Benötigt werden dann aber kompatible Smart Speaker oder Smart Displays mit Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Homekits Siri. Manche der Geräte erübrigen dann sogar die Hue-Bridge, denn beispielsweise Echo Plus (Testbericht) und Echo Show (2018) (Testbericht) verfügen über ein eigenes Zigbee-Hub und erlauben Sprachsteuerung der Hue-Lampen auch ohne zusätzliche Bridge. Dann lässt sich allerdings die Hue-App nicht verwenden, die zwingend nach Verbindung mit einer Hue-Bridge sucht.
Und was leisten die Hue-Lampen jetzt? Grundsätzlich bringen sie Stimmung und Abwechslung in den Alltag - und im Zusammenspiel mit Sensoren und weiterführenden Smart-Home-Zentralen wie etwa dem Fibaro Home Center 2 Erleichterung durch Automatisierung. Zum Entspannen wird dann etwa das Wohnzimmerlicht gedimmt und ein warmer, gelblicher Farbton gewählt, zum Arbeiten ein helles, weißes Licht – alles mit ein paar Worten oder Klicks.
Zum Gaming oder bei Filmen strahlen seitlich von Monitor, Fernseher oder Beamer-Leinwand platzierte Hue-Lampen (Geizhals-Preisvergleich ) dank Hue-Sync-App wie Ambilight bei Philips-Fernsehern zum Bildschirminhalt passende Farben ab und setzen so den ganzen Entertainment-Bereich passend in Szene. Und bei einer Party flackert die Wohnzimmerbeleuchtung im Rhythmus der Musik. Auch eine Lichtsimulation, die im Urlaub die Anwesenheit von Personen im Haus vorspielt, ist denkbar.
Stromausfälle bringen die gleichen Probleme mit sich, unter denen auch alle anderen am Netz hängenden elektrischen Geräte leiden: Es funktioniert nichts mehr. Doch danach ist schon nach wenigen Sekunden wieder alles wie gehabt, sobald WLAN wieder hergestellt und die Hue Bridge hochgefahren ist. Die in der App getätigten Einstellungen bleiben vollständig erhalten.
Wer allerdings seine Deckenlampen durch Hue-Leuchtmittel schlauer machen möchte, der sollte sich schnell daran gewöhnen, dass er die fest verdrahteten, herkömmlichen Schalter an der Tür nicht mehr benutzt. Zwar kann das Licht darüber problemlos aus- und anschließend wieder im vorherigen Zustand oder hellweiß eingeschaltet werden, manuell ausgeschaltet sind die Leuchtmittel dann aber nicht mehr per App oder Sprache erreichbar.
Denn auch wenn die Hue-Lampen auf Befehl ausgeschaltet zu sein scheinen, so befinden sie sich nur im Standby-Modus, in dem sie auf neue Befehle warten. Das bedeutet natürlich auch, dass sie – obwohl sie kein Licht mehr abgeben – weiterhin minimal Strom verbrauchen. Während das den meisten Interessenten aber gar nicht erst auffallen dürfte, ist der Kaufpreis vermutlich deutlich abschreckender.
Beleuchtung ist besonders dann atmosphärisch, wenn sie indirekt Licht spendet. Genau dafür ist der Hue Lightstrip Plus gedacht: Glasböden im Regal zum Scheinen bringen, unter Bett oder Sofa hervorglimmen oder Treppenstufen von unten illuminieren – schick und praktisch. Aber ist das wirklich fast 80 Euro in der UVP des Herstellers wert? Diese bereits eingangs gestellte Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Vergleicht man nur auf dem Papier, so schneidet das Hue-System schlecht ab: Bei Signify erhält man für 80 Euro ein zwei Meter langes LED-Band samt Netzstecker und Zigbee-Link für die Steuerung. Bis zu 1.600 Lumen Lichtleistung erreicht das Produkt, direktes Hineinsehen ist da schon beinahe unangenehm. Der Lightstrip kann 16 Millionen Farben darstellen.
Im Internet bekommt man demgegenüber fünf Meter lange LED-Bänder bereits für unter 15 Euro. Die Lichtleistung ist wegen einer geringeren Anzahl an Leuchtdioden pro Meter meist schwächer, 16 Millionen Farben können die aber auch darstellen. Einzige Steuerungsmöglichkeit für Farbwechsel und Helligkeitsbestimmung ist dann aber eine billige Fernbedienung, die meist mehr schlecht als recht funktioniert. Eine Einbindung in ein Smart-Home-System ist so undenkbar, bestenfalls Sprachsteuerung über Alexa ist dank Zusatzadaptern oder smarten Steckdosenleisten (Ratgeber) möglich. Versionen mit App-Steuerung oder integriertem WLAN gibt es darüber hinaus bereits für unter 30 Euro.
Doch dieser reine Faktenvergleich tut dem Hue-System Unrecht. Denn das verfügt über zwei gravierende Vorteile: Den Hue Lightstrip Plus kann ein Nutzer auf Wunsch und gegen Zahlung von weiteren 25 Euro (UVP) pro Meter auf insgesamt bis zu 10 Meter erweitern, außerdem bleibt die bereits erwähnte, schnelle und unkomplizierte Installation. Ob Interessenten dafür wirklich deutlich mehr Geld ausgeben wollen, müssen sie sich letztendlich selbst beantworten.
Philips Hue von Signify ist ein tolles System, mit dem schnell und einfach das Zuhause atmosphärischer und komfortabler gestaltet werden kann. Dank der Zusammenarbeit mit zahlreichen weiteren Anbietern von Smart-Home-Elementen lässt sich das Hue-System auch meist problemlos in bereits bestehende Installationen integrieren und der Funktionsumfang dadurch noch mehr erweitern. Qualitativ liegen alle Produkte des Marktführers, also auch der Hue Lightstrip Plus im Test, weit vorn.
Weitere große Pluspunkte sind die Einfachheit von Installation und Betrieb sowie die erweiterten Funktionen, etwa die genannte Nutzung als Ambilight oder Lichtorgel. Wer solche technische Spielereien spannend findet und ausprobiert, wird schon nach kurzer Zeit nicht mehr ohne leben wollen. Der Preis ist dann für ein vernünftig funktionierendes Produkt, das weder übermäßig viel Zeit, noch Nerven kostet, beinahe schon nebensächlich.
Aber es gibt auch Alternativen. Dazu zählen namenhafte Anbieter wie Osram Lightify oder Ikea Tradfri, die dann kaum günstiger sind, aber ähnliche Qualität bieten. Oder man such gleich nach WLAN-Leuchtmittel (Übersicht) hierzulande unbekannter, dafür aber oftmals deutlich günstigerer Anbieter. Allerdings müssen sich Nutzer darüber bewusst sein, dass dabei meist weder die Einrichtung so einfach von der Hand geht, noch die Qualität und Vernetzungsmöglichkeiten auf Augenhöhe mit den Hue-Produkten liegen. Mit etwas Suchen und Ausprobieren sind aber inzwischen Produkte zu finden, die je nach Anspruch ein besseres Preis-Leistungsverhältnis versprechen.
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