AOC Agon AG493UCX
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später dann als leitender Testredakteur insgesamt fast 15 Jahre beim Mobilfunkmagazin areamobile.de. Nach so langer Zeit ist er nun froh, bei Heise Bestenlisten by TechStage zusätzlich auch über Roboter aller Art, eBikes, Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher, Lautsprecher, Modellflugzeuge und allerhand andere technische Spielereien schreiben zu können.
Der Ultrawide-Monitor AOC Agon AG493UCX sieht nicht nur auf dem Schreibtisch imposant aus, sondern ersetzt auch zwei herkömmliche 16:9-Monitore. Wir klären im Test, ob sich die Anschaffung lohnt.
Wer viel am Rechner arbeitet, wird mehrere Monitore schnell zu schätzen lernen. Denn die bringen mehr Übersicht, indem unterschiedliche Programme, mehrere Browser-Tabs und gleichzeitig noch ein Zeichen- oder Schreibprogramm geöffnet sein können. Zwar kann man auch auf einem einzelnen normalen Monitor mehrere Dinge im Hintergrund offen haben, aber wer immer wieder mit Maus oder per Tastenkombination verzweifelt das richtige Browser-Tab oder die richtigen Tabellenzeilen gesucht hat, weiß, wie nervig das sein kann.
Und auch beim Gaming sind mehrere Bildschirme durchaus sinnvoll, vor allem bei Simulatoren oder Rennspielen. Wer dann etwa drei gleiche Monitore verwendet, hat viel mehr Übersicht im und aus dem Cockpit und schafft so wesentlich intensivere Immersion. Störend sind dann aber die Rahmen der Monitore, die die Grafik an Stellen unterbrechen, an denen es eigentlich keine Unterbrechung geben sollte. Hier kommen Ultrawide-Monitore wie der AOC Agon AG493UCX ins Spiel, die genau das verhindern und durch ihre gebogene Form unterbrechungsfreie Übersicht bieten sollen.
Wir haben uns den riesigen AOC Agon AG493UCX für zum Testzeitpunkt „nur“ noch rund 800 Euro im freien Handel angeschaut und verraten, ob und für wen sich die Anschaffung lohnt.
Eine Grundvoraussetzung für den Kauf sollte ausreichend Platz auf dem Schreibtisch sein. Damit ist nicht nur der riesige, fast 1,2 Meter breite und gebogene Monitor selbst gemeint, sondern auch der ausladende Metallfuß, auf dem das Monstrum normalerweise steht. Denn für ordentliche Stabilität braucht der Dreifuß nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach vorn und hinten einen ordentlichen Überhang, was viel Platz auf dem Schreibtisch einnimmt.
Schick aussehen tut der Metallfuß mit elegant geschwungenen Metallbeinen auf jeden Fall und das Gleiche gilt für den restlichen Monitor. Der Rahmen rings um das riesige Panel ist vor allem oben und an den Seiten schön dünn, unterhalb sieht man mehr Kunststoff. Er ist mit einer feinen Oberflächenstruktur versehen und imitiert damit gebürstetes Aluminium, allerdings in Schwarz.
Die Krümmung beziffert der Hersteller mit 1800R und ist damit so stark, dass der Abstand der Monitoroberfläche gefühlt fast immer gleich ist – auch, wenn man den Kopf leicht dreht, am etwas an den Rändern zu sehen. Monitore in der gleichen Größe mit weniger Krümmung empfanden wir spürbar als weniger ergonomisch, theoretisch dürfte es sogar noch mehr sein. 1800R bedeutet im Prinzip, dass die gedanklich fortgesetzte Bildschirmkrümmung einen Vollkreis mit einem Radius von 1,8 Meter ergeben würde.
Die Rückseite ist schlicht gehalten, sie besteht fast ausschließlich aus schwarzem Kunststoff. Die Verarbeitung insgesamt ist dennoch vorbildlich. Praktisch: Der Bildschirm kann 10 Zentimeter in der Höhe verstellt sowie von -5 bis +15 Grad gekippt und von -20 bis +20 Grad geschwenkt werden. Stolze 14 Kilogramm wiegt das Monster. Das sind fast Fernseher-Dimensionen, entsprechend legt der Hersteller neben Netz-, HDMI- und Displayport-Kabel auch eine Fernbedienung bei.
AOC verpasst seinem Agon-Breitbildler ein mattes VA-Panel mit satten 49 Zoll im Format 32:9. Die Auflösung beträgt 5120 x 1440 Pixel, der Schärfezuwachs im Vergleich zu einem herkömmlichen 27-Zöller mit Full-HD-Auflösung ist bei Schriften und bei anderen Details klar zu sehen. Die Bildschärfe des Gaming-Monitors von AOC liegt rechnerisch bei knapp 110 Pixel pro Zoll – knapp 30 ppi mehr als bei dem angesprochenen FHD-27er.
Nach Herstellerangaben erreicht das WLED-hintergrundbeleuchtete Panel 550 cd/m², im Alltag konnten wir aber nur rund 325 Candela messen – der Rest dürfte für die partielle Darstellung von HDR-Inhalten reserviert sein. Solange allerdings keine direkte Sonneneinstrahlung auf das Panel trifft, reicht die Helligkeit des AOC-Monitors locker aus.
Ein typisches Problem bei einem Curved-Monitor: Die Helligkeitsverteilung ist oft ungleichmäßig, bei vollflächiger Darstellung von Weiß oder Schwarz wirkt der Inhalt immer leicht wolkig. Das war bislang bei allen von uns getesteten Curved-Monitoren so, der AOC-Riese ist davon nicht völlig frei, macht seine Sache aber insgesamt recht gut. Beim Messen kamen wir auf eine Abweichung von im Schnitt rund 11 Prozent, was bei so großen gebogenen Displays ein ordentlicher Wert ist.
Farben werden hingegen je nach Einstellung schön intensiv und kräftig dargestellt. Der sRGB-Farbraum wird dabei zu mehr als 120 Prozent abgedeckt. Kontraste gibt AOC zudem mit 3000:1 an (statisch), die Umschaltzeit liegt bei 4 ms (Grau zu Grau) sowie 1 ms (Moving Picture Response Time). Im Betrieb konnten wir weder Nachziehen noch Geisterbilder oder ähnliche Einschränkungen feststellen. Bei der Angabe der Blickwinkel von 178/178 Grad müssen wir einschränkend erwähnen, dass spitze Betrachtungswinkel leicht verblassende und gelblich werdende Farben nach sich ziehen. Dafür müssen Inhalte aber auch aus sehr spitzen Winkeln betrachtet werden – etwa im Stehen. Für den Nutzer gibt es solche Auffälligkeiten nicht. Insgesamt hat uns die Bildqualität des AOC Agon AG493UCX auf ganzer Linie überzeugt.
Hinweis für Besitzer älterer Computer-Hardware: Die erweiterte 1440p-Auflösung bedeutet zwangsläufig eine spürbar höhere Belastung für CPU und Grafikkarte. Wer zuvor mit Full-HD-Auflösung mehr oder weniger am Limit war, sollte sich einen Wechsel ohne weiteren Austausch der beiden genannten Komponenten gut überlegen. Denn heute unterstützen fast alle Spiele die hohe Auflösung und die Anzahl der zu berechnenden Pixel steigt etwa um den Faktor 2,5.
Im Test kam es bei einem derartigen Wechsel etwa in einem Spiel bei unserem Testrechner zu einer Reduzierung der Frames pro Sekunde von etwa 90 auf rund 50 fps. Zudem braucht so ein enorm breiter Monitor durchaus eine gewisse Eingewöhnungszeit und bei vielen Programmen übersieht man anfangs gerne Informationen, die ganz links und rechts am Bildschirmrang angezeigt werden. Viel Software ist an einen derart breiten Monitor einfach nicht sinnvoll angepasst.
Wer zum produktiven Arbeiten den Bildschirm aufteilen will, kann entweder auf Windows-Bordmittel zurückgreifen oder den AOC Agon AG493UCX einfach auf das Pendant von zwei 27-Zoll-Monitoren aufteilen. Die AOC-Software Screen+ erlaubt es hingegen, den großen Monitor auf bis zu acht Fenster aufzuteilen. Problem hierbei: Inhalte werden irgendwann selbst auf dem großen AOC-Monitor zu klein und die Vollbildanzeige funktioniert dann für Browser und Co. nur noch durch mehrfaches Klicken auf das Maximieren-Symbol oben rechts von Programmen – zu unflexibel und daher in unseren Augen suboptimal.
Das Schnittstellenangebot des AOC AG493UCX ist umfangreich. Dazu gehören jeweils zwei HDMI- und Displayport-Eingänge sowie vier USB-3.2-Ports (Gen 1), von denen einer als USB-C-Anschluss ausgelegt ist und Power Delivery bis 65 Watt unterstützt. Für alle Schnittstellen sind entsprechende Kabel im Paket dabei – klasse, denn die hohe Auflösung im Verbund mit hoher Bildwiederholungsfrequenz wird nur von Display-Port unterstützt.
Ebenfalls auffällig: Der hochmoderne Ultrawide-Monitor von AOC verfügt über einen echten Netzschalter – das bietet heute kaum noch ein Wettbewerber. Wegen der Positionierung auf der Rückseite wird der aber vermutlich von den meisten Besitzern kaum genutzt. Das dürfte auch für die eingebauten Stereo-Lautsprecher gelten, denn der Sound daraus ist eher dünn – besser als gar kein Sound, aber wer sich so ein vergleichsweise teures Gaming-Monster auf den Schreibtisch stellt, wird wohl kaum damit vorliebnehmen wollen.
Die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend. Über mehrere verlässliche Hardware-Tasten an der Unterseite rechts am Bildschirm lassen sich zahlreiche Gaming-Funktionen wie voreingestellte Spielemodi und Presets einstellen, außerdem lassen sich hier Techniken wie Flickerfree und Shadowcontrol einstellen. Letzteres erlaubt die – auf Wunsch auch völlig übertriebene – Anhebung von dunklen Bildbereichen und ist mit „Sch. Strg.“ nicht nur eingedeutscht, sondern dann auch noch nahezu unverständlich abgekürzt. Einfacher klappt die Konfiguration über die kleine Fernbedienung, über die etwa per Schnelltaste auch ein statisches Fadenkreuz dauerhaft in der Bildmitte einblendet wird – früher hieß das Cheaten.
Die UVP des AOC Agon AG493UCX liegt bei knapp 1100 Euro, zum Testzeitpunkt lag der Straßenpreis bei rund 800 Euro.
Der AOC Agon AG493UCX ist in so gut wie jeder Hinsicht beeindruckend. Er ist riesengroß, bietet hohe Helligkeit und Bildwiederholungsfrequenz, tolle Farben und Kontraste, ist schnell beim Zocken und praktisch beim Arbeiten – kurzum: Er ist die eierlegende Wollmilchsau für alle, die tiefe Taschen und keinen Zwang zum Perfektionismus haben. Denn für professionelle Grafikbearbeitung fehlt es dann doch etwas an letzter Darstellungsperfektion, während Hard-Core-Gamer vielleicht doch noch auf eine noch höhere Frequenz schwören könnten. In jedem Fall ist der Preis der Leistung angemessen, der Monitor überzeugt.
Die Frage ist allerdings, ob man wirklich glücklich mit so einem ultrabreiten Boliden wird – hier hilft nur Ausprobieren. Wer nach gemäßigterer Darstellungs-Hardware sucht, sollte einen Blick auf den Huawei Mateview GT 34 (Testbericht) oder Samsung Odyssey G5 (Testbericht) werfen. Tipps für den Kauf des optimalen Monitors zum Zocken und Arbeiten geben wir in unserem Ratgeber Die besten Gaming-Monitore für Spiele und Homeoffice.
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